Weber im SZ-Interview

„Dürfen das Feld nicht Populisten überlassen“

Manfred Weber
Manfred Weber

Große Debatten aus der Mitte heraus anstoßen: Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung hat der EVP-Spitzenkandidat für die Europawahl 2019 und stellvertretende CSU-Vorsitzende Manfred Weber angekündigt, mit einer klaren Botschaft in den Europawahlkampf zu ziehen. 

„Wir brauchen wieder ambitionierte Zukunftsideen, so wie einst Helmut Kohl den Euro auf den Weg gebracht hat“, so Weber. Die großen Debatten müssten wieder aus der Mitte heraus angestoßen und geführt werden und nicht von den Rändern. „Als Kohl das Ende der Mark einläutete, war das nicht populär, aber ambitioniert und richtig.“

Deutsches Engagement ausbauen

„Europa ist Deutschlands Lebensversicherung in einer immer unsichereren Welt“, erklärte Weber. „Deutschland kann nur stark sein, wenn Europa eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik entwickelt. Deswegen müssen wir das Projekt einer europäischen Interventionstruppe jetzt konkret anpacken.“ Deutschland müsse dabei wieder stärker selbst führen – „und nicht nur überlegen, was von Emmanuel Macron oder anderen kommt“. In Deutschland sei es an der Union, die Initiative übernehmen. „Die SPD ist als Europapartei ja abgemeldet, seit Martin Schulz bei ihr keine starke Rolle mehr spielt.“

Laut Weber braucht es zudem eine gemeinsame europäische Afrika-Strategie. „Hier ist mehr Hilfe vor Ort nötig, vor allem bei der Entwicklung der Zivilgesellschaften. Wenn wir Afrika nicht helfen, werden wir das spüren, etwa durch neue Migrationsströme.“ Und noch wichtiger sei es, eine moderne Handelspolitik zu betreiben. „Wir müssen unsere Märkte öffnen.“ Handelspolitik sei das machtvollste Instrument der EU überhaupt: „weil jeder bei uns seine Waren verkaufen will.“ Diese Handelspolitik müsste auf Basis von Werten gestaltet werden. „Es darf zum Beispiel nicht mehr sein, dass in europäischen Supermärkten Produkte verkauft werden, die von Kindern hergestellt wurden. Kinder gehören in die Schule, und nicht an den Arbeitsplatz.“

AfD frontal stellen

„Die Union muss deutlich die stärkste Kraft werden“, machte der EVP-Spitzenkandidat für die Europawahl deutlich. „Und wir werden die AfD frontal stellen. Die Europawahl ist eine Möglichkeit, die AfD klein zu machen. Denn sie sitzt international mit Marine Le Pen und Wladimir Putin in einem Boot. Und sie ist quasi die deutsche Brexit-Partei, die für Nationalismus steht. All das wollen die Deutschen aber nicht.“

Zuhören statt belehren

„Ich habe als Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei eine Zuhör-Tour über den Kontinent gestartet“, erläuterte Weber. Gerade Europapolitik habe in den vergangenen Jahren oft versucht, zu belehren. „Das werde ich beenden.“ In Frankreich gingen gerade viele Menschen auf die Straße, weil sie sich nicht mehr mitgenommen fühlten. „Wir dürfen das Feld aber nicht den Populisten überlassen. Wir dürfen nicht mit Angst emotionalisieren, sondern müssen das mit optimistischen Zukunftsbildern und Werten tun“, so Weber abschließend.

Das vollständige Interview können Sie hier nachlesen.