Aufklärung

#Faktenheld: Auch junge Menschen können schwer erkranken.

Oft wird behauptet, Corona sei für Jüngere nicht gefährlich, weil die Krankheitsverläufe mild seien. Das stimmt so nicht: Auch jüngere Menschen können schwer an Covid-19 erkranken, auch wenn sie meist nur milde Symptome haben. Über die Langzeitschäden der Erkrankung ist außerdem immer noch zu wenig bekannt. Der Faktenheld klärt auf:

Ärzte der Universität Harvard haben untersucht, wie es 3222 jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 34 Jahren ergangen ist, die mit einer Covid-19-Erkrankung in Kliniken in den USA behandelt werden mussten. Ergebnis: Auch bei jüngeren Menschen kann eine Infektion mit dem Coronavirus tödlich sein, insbesondere wenn diese an Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes leiden. Aber auch gesunde jüngere und zum Teil sportlich aktive Menschen berichten von schweren Beeinträchtigungen. Von 12.800 Todesfällen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 bis zum 17.11.2020 waren 56 unter 40 Jahre und 6 unter 20 Jahre alt.

Mittlerweile deutet auch vieles darauf hin, dass Kinder und Jugendliche in bisher nicht vermutetem Ausmaß zum Verbreiten von Corona-Viren beitragen – eine abschließende Bewertung steht noch aus. Ein noch unveröffentlichter Massentest aus Österreich beispielsweise belegt laut Münchner Merkur vom Januar, dass ältere Schüler genauso häufig infiziert werden wie Lehrer. Obwohl sie mutmaßlich schwerer anzustecken sind, gleichen sie dies durch ihr Verhalten und ihre vielen engen Sozialkontakte aus. Die Studie dreier österreichischer Universitäten testete 15.000 Kinder und 1.200 Lehrer in 240 Schulen: 0,4 Prozent waren infiziert, ohne es zu wissen. Laut einer Studie aus Chicago hatten sogar ausgerechnet die Jüngsten (bis fünf Jahre) zehn- bis hundertmal mehr Viren im Rachen als ältere Testpersonen.

Im September 2020 gab es einen Ausbruch mit fast 40 Infizierten an der Heinrich-Hertz-Schule in Hamburg. Das Heinrich-Pette-Institut (HPI) und das Uniklinikum Eppendorf untersuchten den Ausbruch, indem sie die Genomsequenzen in den Proben verglichen. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Ansteckungen innerhalb der Schule stattgefunden hätten. In den untersuchten und verwertbaren Proben sei eine hohe Anzahl von identischen Genomsequenzen identifiziert worden. Daher sei die überwiegende Mehrzahl der Übertragungen höchstwahrscheinlich auf eine einzige Infektionsquelle zurückzuführen.

Langzeitfolgen bei jungen Menschen: Das "Ärzteblatt" weist auf Grundlage einer Umfrage zu den Langzeitfolgen einer Corona-Infektion, genannt "long Covid", darauf hin, dass mehrheitlich junge und mittlere Jahrgänge von den Langzeitfolgen betroffen sind. 10,7 Prozent der befragten Langzeit-Geschädigten sind danach zwischen 20 und 29 Jahren alt. 30,4 Prozent zwischen 30 und 39 Jahren alt. Eine Befragung von 1779 ehemaligen Covid19-Kranken aus Wuhan ergab im September 2020, dass ganze 76 Prozent der Befragten angaben, dass sie auch Monate nach der Infektion noch immer mit Beschwerden zu kämpfen hätten. Inwieweit die genannten Folgen wie Atemnot, Müdigkeit, Husten, Kopfweh, Geschmacks- und Geruchsverlust, Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Depressionen oder Angstzustände mit dem Virus tatsächlich zusammenhängen, ist aber noch nicht genau erforscht. Bei einem 6-minütigen Geh-Test zeigten 24 Prozent der getesteten Probanden unternormale Leistungen. Weitere Lungentests zeigten, dass die Lungenkapazität auch sechs Monate nach der Erkrankung häufig noch verringert war. Im CT zeigten sich bei vielen Patienten zudem Veränderungen in der Lunge, die ein Anzeichen dafür sind, dass die durch Corona entstandene Lungenentzündungen noch nicht vollständig abgeheilt war. 13 Prozent der Corona-Patienten, die vor der Erkrankung gesunde Nieren hatten, wiesen erste Anzeichen für eine mögliche, dauerhafte Nierenschädigung auf.

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