"Der Sonntag muss frei bleiben!"

Die Initiative "Selbstbestimmter Sonntag", an deren Spitze die beiden großen deutschen Warenhausketten Kaufhof und Karstadt stehen, wollen eine breite gesellschaftliche Debatte über die Ladenöffnung an Sonntagen entfachen und im Ergebnis die Freigabe aller Sonntage bundesweit und somit auch für Bayern durchsetzen.

Dieses Vorhaben wird von den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise der CSU scharf kritisiert.

Dr. Thomas Goppel MdL, der in der CSU sowohl die Katholiken als auch die Senioren vertritt, hält den Vorstoß für inakzeptabel. "Nach dem Willen der Initiative "Selbstbestimmter Sonntag" sollen die Geschäfte künftig an allen 52 Sonntagen im Jahr öffnen können, auf gut deutsch: müssen. Das ist unzumutbar. Nach dem Grundgesetz gilt bislang: "Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt." Verkaufsoffene Sonntage dürfen nur ausnahmsweise aufgrund eines besonderen Anlasses stattfinden. Bei dieser Regelung muss es auch in Zukunft bleiben - ohne wenn und aber -  und im Interesse eines aktiven wie passiven Gemeinschaftstages der Familien und ihrer Ableger in allen Formen. Wenn Umsatz und Langeweile wichtiger werden als Begegnung und Erholung, dann kommt das einer Kapitulation der Gemeinschaftspflege insgesamt gleich. Nein! Der Sonntag als Kommerztag, das pausenlose Klingeln in den Ladenkassen ist ein Verstoß gegen die gesellschaftliche Vereinbarung, mindestens der Nachbarn wegen zur Ruhe zu kommen."

Auch die größte Arbeitsgemeinschaft der CSU, die Junge Union (JU), ist gegen eine Veränderung der bestehenden Rechtslage beim Schutz des Sonntags. Ihr Landesvorsitzender Hans Reichhart MdL stellt klar: „Wir halten den Wunsch, den stationären Einzelhandel gegenüber dem Onlinehandel zu stärken, für nachvollziehbar. Aber wir sehen die große Gefahr, dass der freie Sonntag insgesamt in Frage gestellt wird, wenn sich die Initiative durchsetzt. Gerade wir als junge Generation wollen aber bewusst Freiräume für Zeit mit Familien und Freunden erhalten.“

Die Landesvorsitzende der Frauen-Union und stellvertretende Parteivorsitzende der CSU Prof. Dr. Angelika Niebler MdEP erklärt: Viele Frauen arbeiten im Verkauf. Sie würde eine Ladenöffnung an Sonntagen besonders treffen. Verkäuferinnen arbeiten bereits häufig am Abend oder am Samstag, wenn andere Erwerbstätige frei haben.  Umso wichtiger ist für sie der freie Sonntag. Verkaufsoffene Sonntage konterkarieren die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch für Einzelhändler ist der verkaufsoffene Sonntag ein Problem, insbesondere im Wettbewerb zu den großen Ketten, die leichter variieren können.

Für Bundesminister Christian Schmidt MdB, den Vorsitzenden der evangelischen Christen in der CSU, ist der „freie Sonntag eine zentrale Voraussetzung für ihr Familienleben, für die Pflege von Freundschaften und für die Mitwirkung in Kirchen, Sportvereinen oder anderen Gemeinschaften“. So sieht es auch der Vorsitzende der Arbeitnehmer-Union (CSA) Joachim Unterländer MdL, der zugleich dem Sozialausschuss im Bayerischen Landtag und dem Landeskomitee der Katholiken in Bayern vorsteht. „Die Lohnzuschläge, die manche Handelsunternehmen derzeit noch zahlen, können für den Verlust des freien Sonntags nicht dauerhaft entschädigen. Auch Verkäuferinnen und Verkäufer haben ein Recht auf gemeinsame freie Zeit mit den Menschen, die ihnen nahestehen“, so Unterländer. Der Spitzenkandidat der CSA zur Bundestagswahl Reiner Meier MdB pflichtet ihm bei. „Es ist klar, dass jeder einen Tag in der Woche zur körperlichen und seelischen Erholung braucht und dieser Tag ist bei uns nun einmal der Sonntag“. Das Argument, der Arbeitnehmer könne ja stattdessen einen anderen Tag freinehmen, will er nicht gelten lassen. „Gerade für Familien ist das eine zusätzliche Belastung. Sie müssten dann darum kämpfen, alle am selben Tag frei zu bekommen. Wie soll das mit Schulkindern funktionieren? Das ist doch absurd!“

Den Sonntag möglicherweise nach und nach zu einem gewöhnlichen Werktag umzugestalten, lehnt auch der Landesvorsitzende des Gesundheits- und Pflegepolitischen Arbeitskreises (GPA) Dr. med. Christian Alex strikt ab. „Gerade in der Medizin und bei der Pflege lässt es sich leider oft nicht vermeiden, auch am Sonntag zu arbeiten. Das ist aber kein Grund, den Menschen grundlos ihre Sonntagsruhe zu nehmen“, so Alex. „Es ist für den Organismus wichtig, regelmäßig zu entspannen – idealerweise im Kreise der Familie, mit Freunden und Bekannten oder auch im Vereinsleben. Das ist nur möglich, wenn der Sonntag grundsätzlich freibleibt!“