Bezirksverband Unterfranken

Nachdem die Bayerische Staatsregierung erklärt hat, dass ein Nationalpark im bayerischen Spessart aus der Suche nach einem dritten bayerischen Nationalpark ausgeschieden ist, sind nach Meinung des Arbeitskreises Umweltsicherung und Landesentwicklung (AKU), Kreisverband Aschaffenburg/Miltenberg, trotzdem weitere Anstrengungen zum Erhalt und zur Steigerung der Biodiversität im Spessart notwendig.

AKU Aschaffenburg/Miltenberg informiert

Biotopverbund im Staatsforst und Förderung von Biodiversität

CSU-Arbeitskreis Umwelt favorisiert Trittstein-Konzept mit vielen kleinen Schutzgebieten zur Steigerung der Artenvielfalt im Spessart

Nachdem die Bayerische Staatsregierung erklärt hat, dass ein Nationalpark im bayerischen Spessart aus der Suche nach einem dritten bayerischen Nationalpark ausgeschieden ist, sind nach Meinung des Arbeitskreises Umweltsicherung und Landesentwicklung (AKU), Kreisverband Aschaffenburg/Miltenberg, trotzdem weitere Anstrengungen zum Erhalt und zur Steigerung der Biodiversität im Spessart notwendig.

Ziel muss es dabei sein, den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen Rechnung zu tragen, also nachhaltige Nutzung und Nutzungsverzicht bzw. naturnahe Bewirtschaftung und Waldnaturschutz noch besser als bisher geschehen auf ganzer Spessart-Fläche zu integrieren. Der Staat müsse dabei im Staatforst eine Vorreiterrolle übernehmen. Privatwaldbesitzer sollten durch Förderprojekte zum Mitmachen animiert werden.

In der bisherigen Diskussion zum Thema „Biodiversität“ ist nach Ansicht des AKU-Kreisverbandes viel zu wenig berücksichtigt worden, dass ein naturnah und nachhaltig bewirtschafteter Wald durchaus einen erheblichen Beitrag zur Biodiversität leisten kann. Jüngste wissenschaftliche Untersuchungen halten ein Netzwerk kleinerer Schutzflächen auf geografisch größerem Raum für effektiver als Großschutzgebiete.  

In Waldsystemen mit unterschiedlichen Altersklassen nimmt die Biodiversität nachweisbar zu. Solche Studien zeigen auch, dass ein Mosaik von verschiedenen Altersklassen wichtiger für die regionale Biodiversität ist als eine höhere Heterogenität am Standort. Ein Waldsystem mit hoher Variabilität von Altersstufen und unterschiedlicher Standortstruktur kann im Verbund mit einem Biotopsystem hinsichtlich Biodiversität ähnlich gute Werte erzielen wie ein Nationalpark-Modell. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald rät in ihren jüngst publizierten „Leitgedanken“ – ähnlich wie der AKU-Kreisvorstand im Jahre 2013 – zu einem Trittsteinkonzept, das neben Biotopbäumen und Totholz auch die Einrichtung weiterer Schutzgebiete vorsieht.


Konkret schlägt der AKU-Kreisverband Aschaffenburg/Miltenberg unter Verweis auf das
bereits praktizierte Naturschutzkonzept im Forstbetrieb Rothenbuch und das
Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten vor:

♦♦ die Umsetzung des Waldnaturschutzprogramms mit Biotopbäumen (10 Biotopbäume pro Hektar)
und Altholz   (Waldrefugien von mindestens 1 ha, in Altbeständen bis zu 40 Festmeter pro Hektar) 
auf der gesamten Staatswaldfläche,

♦♦ die Entwicklung einer Reihe von Standorten mit Biotopbäumen zu Habitatbaumgruppen,
die Steigerung des Anteils der natürlicher Entwicklung überlassenen Waldflächen,
konkret: die Ausweisung von geeigneten Stilllegungsflächen unterschiedlicher Größe.    
In neue  Stilllegungsflächen sollte mit Schutzcharakter ein Teil der schon jetzt der natürlichen    
Entwicklung überlassenen Buchenwald-Fläche einbezogen werden. Geprüft werden sollte auch
der Vorschlag des Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab (Naturschutzfläche um den
Geiersberg),

♦♦ den konsequenten Ausbau eines Biotopverbundsystem mit dem Instrument der Trittsteine und
Hotspots für den ganzen Spessart und die Vernetzung von Flächen mit natürlicher Waldentwicklung  
durch Verbindungsbiotope,

♦♦ den Aufbau eines Altersstufenmanagments (Waldsysteme mit unterschiedlichen Altersklassen),

♦♦ die Sicherstellung der Versorgung mit Rohholz und der Versorgung der örtlichen 
Bevölkerung mit Brennholz (Beachtung der Holzrechte),

♦♦ Hiebeinschränkungen in Brut- und Aufzuchtsphasen,

♦♦ eine bestandspflegliche und bodenschonende Holzernte und Holzbringung (Problembereiche  Harvester/Rückegassen/Grobschotterung von Wegen),

♦♦ finanzielle staatliche Leistungen (Naturschutz-Förderungsprogramme) für den Waldnaturschutz in   
Privat- und Kommunalwäldern,

♦♦ eine naturnahe Erholungs- und Freizeitnutzung mit touristischen Angeboten, z.B. die Anlegung  
eines Baumwipfelpfades am Rande des Hochspessarts und der Bau eines Info-Zentrums,

♦♦ die Unterstützung von Bemühungen um Zuerkennung des „Europäischen Kulturerbesiegels“
und/oder um die Nominierung als UNESCO-Welterbestätte,

Wir regen an, eine „Allianz für den Spessart“ (als Steuerungsgruppe) zu gründen. In dieser Allianz könnte
aus den Vorschlägen verschiedener Gruppierungen eine gemeinsame Stellungnahme zur Stärkung
des Naturparks und der Biodiversität im Spessart entwickelt werden. 
 

Dieser Vorschlag wurde in einer AKU-Sitzung am 21. Juli 2017 in Karlstein erarbeitet und
gebilligt.  

Karlstein, 21. 07. 2017
gez.
(Helmut Winter)
Vorsitzender des AKU-Kreisverbandes Aschaffenburg/Miltenberg,
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Erklärungen:

♦ Biodiversität: Unter Biodiversität versteht man die Vielfalt an Ökosystemen, Arten und Genen sowie deren
Wechselwirkungen.

♦ Biotop: Natürlich entstandener oder von Menschen geschaffener Landschaftsbereich, der (bedrohten) Tier- und
Pflanzenarten als Lebensraum dient. Ein Biotop kann sowohl Raum für verschiedene Habitate als auch Bestandteil
eines oder mehrerer Habitate sein. Oft werden die Begriffe „Biotop“‘‘ und „Habitat“ synonym verwendet.

♦ Habitat: Charakteristischer Lebensraum einer bestimmten Tier- oder Pflanzenart.

♦ Habitatbäume: Habitat- oder Biotopbäume sind sehr große, sehr alte, sowohl tote als auch lebende Bäume, die
Kleinstlebensräume (Mikrohabitate) beherbergen. Sie sind von zentraler Bedeutung für spezialisierte Tier- und
Pflanzenarten des Waldes.

♦ Trittsteinkonzept: Verbundsystem einer Vielzahl kleiner oder mittelgroßer Flächen unterschiedlicher ökologischer
Wertigkeit und unterschiedlicher Standortfaktoren. Trittsteine dienen auch der Vernetzung von Naturwald--reservaten untereinander.  

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