Kreisverband Roth

NJE in Kammerstein mit Stm Brunner

Die Weichen der Zukunft in Jagd, Land- und Forstwirtschaft

NEPPERSREUTH (rs) – Zum Neujahrsempfang der CSU-Kammerstein ist es Volker Bauer gelungen, zahlreiche Vertreter der grünen Familie aus dem Landkreis Roth auf den Kürbishof der Familie Schnell zu locken. Knapp 150 Vertreter von Land-, Forst- und Teichwirtschaft sowie der Jagd waren auf Einladung des Landtagsabgeordneten und der CSU Kammerstein unter Führung von Diana Peipp gekommen, um Helmut Brunner zu hören. Der bayerische Landwirtschaftsminister hatte viele Botschaften für die Land- und Naturnutzer mitgebracht, die gut ankamen. "Wir feiern 2018 100 Jahre Freistaat Bayern, an dessen hervorragende Entwicklung Sie alle einen großen Anteil haben", rief Brunner Funktionären und aktiven Erzeugern zu.       

Brunner bekräftigte die Strategie der Staatsregierung, weiter auf bäuerliche Familienbetriebe statt industrieller Landwirtschaft zu setzen, dankte für Pflege und Erhalt der Kulturlandschaft im Freistaat und forderte die Nahrungsmittelerzeuger zu mehr Transparenz auf. "Die Landwirte müssen ihre Tore für die Verbraucher öffnen", plädierte Brunner für einen dauerhaften Dialog zwischen Erzeugern und den Lebensmittelkunden. "Mischen Sie sich ein, um die Weichen für die Zukunft zu stellen", lautete Brunners Aufruf an die Erzeuger. "Wichtig ist Vielfalt und eine flächendeckende Landwirtschaft, die hohe Qualität bietet ", sagte Brunner. Er appellierte zugleich an die Verbraucher, dafür auch den erforderlichen Preis zu bezahlen. "Denn wir alle sind stolz auf die Qualität der Produkte und den kulturellen Beitrag der grünen Familie", bekräftigte der Landwirtschaftsminister und warnte davor, dass der Strukturwandel im ländlichen Raum zum Strukturbruch werden könnte, wenn immer mehr bäuerliche Familienbetriebe aufgeben.    

Helmut Brunner befürchtete erhebliche Auswirkungen auf die EU-Landwirtschaftsförderung durch den Brexit. Dadurch könnte eine Milliarde Euro für Direktzahlungen an die bayerischen Landwirte wegfallen. "Wenn das nicht kompensiert wird, droht eine Strukturwandel ungeahnten Ausmaßes", war Brunner überzeugt. Damit einher gingen seiner Überzeugung zufolge "soziokulturelle Auswirkungen", die den ländlichen Raum in erheblicher Weise negativ betreffen würden. Zugleich wandte sich Brunner in Sachen Förderung und Zuschüsse durch Bund, Land und EU für die Landwirtschaft gegen wachsende Bürokratie und erhielt dafür großen Applaus. Er nannte es "eine Geißel der Jetztzeit", alles regeln und kontrollieren zu wollen, die vielleicht auch deutscher Gründlichkeit entspringe. "Durch Perfektion vermeintliche Gerechtigkeit schaffen zu wollen, das bindet Zeit und Energie, die man besser für andere Tätigkeiten nützen könnte", war Brunner überzeugt. Seiner Meinung zufolge führt das zu einer wachsenden Staatsverdrossenheit, die extreme Parteien stärken könnte. Demgegenüber sollte die Eigenverantwortung der Bürger gestärkt und den Bauern mehr Raum für mutige Entscheidungen gegeben werden.      

In diesem Rahmen trat Brunner für mehr Wasserschutz und einen konsequenten Waldumbau ein. "Beides wird immer wichtiger und wir wollen unseren Beitrag dazu leisten." So habe er ein Programm über 270 Millionen Euro aufgelegt und die Zahl der Wasserberater im Laufe des vergangenen Jahres verdoppelt. "Das können wir leisten, weil wir finanziell stark sind", so Brunner. In Sachen Forst trat der Landwirtschaftsminister für gezielte Pflanzungen ein, "um den Wald standortgerecht vielfältiger zu machen". Dabei rief er zu einer Zusammenarbeit zwischen Waldeigentümern und Jägern auf. "Nur dann werden wir den neuen Herausforderungen gerecht werden können", sagte Brunner.    

Prof. Dr. Jürgen Vocke, Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbands, warnte insbesondere vor einer Verbreitung des Wolfs bei gleichzeitigem Schutz. "Wir müssten zuschauen, wenn der Wolf einen Hirsch reißt," gab Vocke als Beispiel, "während wir jeden Dackel töten müssen, der ein Kaninchen erlegt." Vockes Meinung zufolge würde das zu einer grundlegenden Veränderung des Jagdsystems in Bayern führen. "Dann lässt sich nichts mehr als Revier verpachten", prophezeite er.        

Reinhardt Neft, Vorstandsmitglied der Bayerischen Staatsforsten, beleuchtete die hohe Leistungsfähigkeit seines Unternehmens, die seiner Meinung nach schon immer gepaart ist mit "nachhaltiger und besonnener Forstwirtschaft". Als Beleg verwies er auf den Holzzuwachs in den Bayerischen Wäldern, die von den Staatsforsten bewirtschaftet werden. "Von sechs Millionen Festmetern Holzzuwachs haben wir fünf Millionen geerntet, das steht für Erfüllung unserer Aufgaben ebenso wie für Naturbewahrung, Bodenschutz und Artenvielfalt", erklärte Neft. Als bestes Beispiel für den Interessenausgleich zwischen Ökologie und Ökonomie nannte Neft die Marienquelle am Heidenberg. "Wir haben sie gefasst und einen Quellsteig errichtet, gleichzeitig findet dort aber auch Forstwirtschaft und Jagd statt", so Neft. "Das nenne ich enkelgerechte Politik", fasste Volker Bauer zusammen.