Ortsverband Hammelburg

Über Dr. Maria Probst

Freud und Leid einer Politikerkarriere

v.l.: Barbara Probst, Dorothee Bär, Stephanie Pfeiffer

Zwei Töchter und drei Enkelinnen von Maria Probst wandeln zurzeit auf den Spuren der ehemaligen Bundestagsabgeordneten. Am 1. Juli wäre Maria Probst 100 Jahre alt geworden. Die legendäre Lehrerin und Journalistin, Kommunal- und Bundespolitikerin war die erste Vizepräsidentin des deutschen Bundestages und lebte von 1943 bis 1946 in Hammelburg. Keine Mühe und kein persönliches Opfer schienen ihr zu hoch, um für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. Den Preis zahlten ihre Töchter: "Heute wissen wir, sie konnte nicht anders, sie war für die Politik bestimmt."

Der CSU-Ortsverband Hammelburg unter Leitung von Detlef Heim organisierte zu Ehren der Probst-Nachkommen einen Empfang mit vielen ehemaligen und jetzigen lokalen CSU-Granden aus Stadt-, Kreis-, Landes- und Bundespolitik.

Die beiden Probst-Töchter Stephanie Pfeiffer und Barbara Probst leben heute in München beziehungsweise Madrid. Beide erinnern sich noch gut an die letzten Kriegsjahre in der Saalestadt und die Unterbringung auf Schloss Saaleck. Sie waren zuvor gemeinsam mit ihrer Mutter aus Stettin nach Hammelburg geflüchtet, in die Heimat des Vaters. "Am Tag der Kapitulation verfrachtete Mutter uns und eine weitere Familien innerhalb kürzester Zeit ins Pfarrheim nach Fuchsstadt. Das Zusammenleben mit ehemaligen Kriegsgefangenen erschien ihr fortan zu riskant.

Sie wusste, dass im Schloss 35 000 Liter Wein lagerten. Und sie fürchtete, dass die Kriegsgefangenen den Weinkeller plündern würden, was auch geschah. Unerschrocken habe Maria Probst danach einen amerikanischen Jeep angehalten und gebeten, auf Schloss Saaleck nach dem Rechten zu sehen. Was ebenfalls geschah.

Maria Probst war seit 1930 mit dem bayerischen Landtagsabgeordneten und Ministerialrat Alfred Probst verheiratet, dessen Vorfahren die ehemalige Felsenbrauerei beim Kloster Altstadt übernommen hatten. "Wäre mein Vater 1945 nicht gefallen, wäre meine Mutter keine Politikerin geworden", ist sich Stephanie Pfeiffer sicher, die am 18. Oktober 81. Geburtstag feiert.

Maria Probst war 1945 Gründungsmitglied des Hammelburger CSU-Ortsverbands und zog 1946 in den Bayerischen Landtag ein. "Ihre erste Wahlkampfrede hielt sie vor mir und ich war begeistert", erzählt Stephanie, die die Mutter anfangs oft zu Terminen begleitete und ihre Sekretärin war, bis sie Anfang der 1950er Jahre heiratete.

"Ich wurde von einem Internat ins nächste verfrachtet und war diejenige, die immer als letzte in die Ferien abgeholt wurde", erinnert sich Barbara Probst. Die heute 72-Jährige litt unter dem politischen Engagement der Mutter. "Heute weiß ich, dass sie vielen geholfen hat." Im Sitzungssaal 110 des Deutschen Bundestages in Bonn habe sie als Teenager in den Ferien die Korrespondenz der Mutter abgeheftet.

"Die zahlreichen Briefe waren wie Mühlensteine für sie. Sie stand unter großer innerer Spannung", erinnert sich Barbara Probst. Und denkt dabei auch an die Kämpfernatur ihrer Mutter: "Ich habe es erlebt, wie sie am Telefon auch Minister angeschrien hat, wenn sie eine Sache durchsetzen wollte." Viele Anekdoten wusste Altlandrat Herbert Neder zu erzählen, aus der zweijährigen Zusammenarbeit mit "Dr. Maria": "Sie war ein Vorbild an Fleiß, Zuverlässigkeit und Treue. Sie hat uns aber auch zusammengebügelt, wenn etwas nicht klappte." Wie im Wahlkampf in den 1960er Jahren. Maria Probst war damals unzufrieden mit der Plakatierung.

Sie bestückte die Kinder aus dem Waisenhaus, das sie mitgründet hatte, mit Pinseln und Leimeimern und zog mit ihnen im Schlepptau selbst übers Land. "Maria Hilf" oder "Maria Heimsuchung" waren ihre Spitznamen. "Um den zahlreichen Bittstellern zu helfen, hat sie sogar ihren Schmuck verkauft", weiß Neder. Sichtlich gerührt ist der Altlandrat, als er von Maria Probsts plötzlichem Ableben 1967 erzählt.

Auch die ehemalige Stadträtin Zita Zeier und Altbürgermeister Elmar Hartung kannten Maria Probst persönlich und tauschten mit den Töchtern Erinnerungen aus. Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, die gerade zum dritten Mal Mutter geworden ist, wünschte sich heute mehr Politikerinnen vom Schlage einer Maria Probst: "Dann brauchten wir keine Frauenquotendiskussionen."

Stephanie Pfeiffer und Barbara Probst studierten beide, zogen fünf beziehungsweise vier Kinder groß, und lebten ausschließlich für ihre Familien. Das war ihre Lehre aus dem Leben ihrer Mutter, auf die heute beide stolz sind. "Wir würden uns freuen, wenn eine Biografie über sie geschrieben würde, beispielsweise als Doktorarbeit." Sie haben zahlreiche Dokumente, die sie gerne weitergeben würden. Und sie würden sich freuen, Unterlagen (in Kopie) über ihre Mutter zu erhalten, die vielleicht noch manch ein Hammelburger besitzt. Als Kontaktadresse geben sie Susanne Läbe vom Schloss Saaleck an, Tel. (0 97 32) 20 20 bzw. über CSU-Geschäftsstelle in Bad Kissingen, Detlef Heim, Tel. (0 9 71) 785 704 70 oder EMail detlef.heim@csu-bayern.de

Quelle:
http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Freud-und-Leid-einer-Politikerkarriere;art770,7081129