Ortsverband Schmidmühlen

Projekt

Unter Christo-Hülle wächst Großes

Ein bisschen an Christos Reichstagsverhüllung im Jahr 1995 erinnert die Baustelle “Sanierung Schlossstadel” in Schmidmühlen.

 

Die Arbeiten für den Schlossstadel in Schmidmühlen kommen gut voran. Auf etwa 1,4 Millionen Euro werden sich die Gesamtausbaukosten belaufen.

 

Der Schlossstadel am Hammerschloss ist ein echter Kraftakt für den Markt. Es wurde geplant, überlegt, letztlich hat man die Bürger per Ratsbegehen eingebunden. März 2015 - klare Mehrheit für die Sanierung des Stadels. 2016 wurden Dokumentationen erarbeitet, Förderanträge erstellt, es wurde ausgeschrieben.

Kommt man nun vorbei, erinnert das mit Planen verdeckte Dach an den von Christo verhüllten Reichstag von 1995. Die Zimmerer bringen den teils barocken Dachstuhl auf Vordermann. Im Winter geht es rein. Für 2017 hat man 760 000 Euro vorgesehen. Der Eigenanteil der Gemeinde wurde seiner Zeit auf etwa 450 000 Euro beziffert.

Der Stadel ist älter als das Schloss

Das Schloss, daneben das Rosendorfanwesen, wurde 2001 bis 2004 saniert. Da ist Platz für Veranstaltungen, auch im Hof. Nebenan hat die Blaskapelle St. Ägidius ein ehemaliges Ökonomiegebäude als Probenheim ausgebaut. Abgerundet wird das Schlossensemble durch das Vereinsgebäude des Heimat- und Volkstrachtenvereins.

Große Teile des Stadels sind übrigens älter als das Schloss. Der nördliche Teil wurde auf einem früheren Bau 1695/96 errichtet, zwei Jahre, ehe das Schloss aufgestockt wurde. Architekt Michael Dittmann bei einer Begehung: “Man kann vermuten, dass es keine rein landwirtschaftliche Nutzung war, dass sie vielleicht mit dem Eisenhammer in Verbindung stand.” Der südliche, kleinere Stadel enthält eine Mauer aus dem Mittelalter, mit einer gut sichtbaren Schlüsselscharte gen Osten. Man kann davon ausgehen, dass nicht nur der Markt mit Toren gesichert war, sondern dass das Hammerschloss ein eigenes Sicherungssystem schützte.

Stall und Lager: Das ist vorbei. Im Schlossstadel soll ein Veranstaltungsraum entstehen, klar größer als der Saal im 2. Obergeschoss des Schlosses, mit erdgeschossiger Nutzung für Barrierefreiheit und Brandschutz. Der Marktrat hatte zuerst beschlossen, den Stadel statisch und restauratorisch “testen” zu lassen. Neben starken denkmalpflegerischen Aspekten des Gemäuers stand fest, dass die Balkenbohlendecken von 1698 stammen - sehr stark geschädigt.

Der Erhalt in voller Größe würde bedeuten, so Dittmann, dass man das Holz größtenteils austauschen muss, es ist nicht restaurierbar. “Wir kommen nicht umhin, einen Teil dieser Bohlendecken aufzugeben. Es soll aber die bauzeitliche Raumstruktur ablesbar bleiben”, so die Vorgaben des Denkmalschutzes. Ein Teilstück der historischen Decke wird restauriert, um so den Charakter zu erhalten. Dieser Teil ist dann in einem großen hohen Gesamtraum als Galerie nutzbar.

Leitidee der Revitalisierung ist, den Stadel-Charakter zu erhalten. Oberflächen von Holz und Mauern bleiben, soweit möglich, unbehandelt, was zudem Kosten spart. Als Boden wird eine Ziegelflachschicht vorgesehen, auf Split - ohne Bodenplatte. Um den Bau auch angemessen nutzen zu können, ist der Einbau einer WC-Anlage erforderlich: In diesem Teil des Gebäudes ist eine Bodenplatte vorgesehen. Um den Stadel in kalter Zeit nutzen zu können, ist eine Temperierung mit Dunkelstrahlern vorgesehen. Die Ebene der Zerrbalkenlage wird gedämmt.

Eine Grundvoraussetzung war die statisch-konstruktive Sanierung des Dachtragwerkes sowie der Wand- und Deckenkonstruktionen. Das Dach erhält eine Deckung aus naturroten Bibern. Das vermauerte Tor im südlichen Stadel wird geöffnet. Dadurch wird der Bezug zum Schlosshof verstärkt und die Belichtung verbessert.

Der Schlossstadel wird für kulturelle Zwecke mit bis zu 190 Personen genutzt werden können. Mit Veranstaltungen im Schloss und Vereinsaktivitäten wird das Hammerschloss ein lebendiges Zentrum für die Bürger in Schmidmühlen und darüber hinaus.

Bereits fertig ist ein Vereinsstadel auf dem Areal. Lagerflächen teilen sich der Heimat und Volkstrachtenverein, der Verein der Maurer und Zimmerer sowie der Imkerverein und die Blaskapelle St. Ägidius Schmidmühlen.

Eine Freifläche für viele Aktivitäten

Großes Potenzial birgt die Freifläche - südöstlich des Schlossstadels. Der Zusammenfluss der beiden Lauteracharme in diesem Bereich schafft eine Freifläche, die für vielfältige Aktivitäten nutzbar ist. Um dieses Potenzial weiter zu stärken, soll südöstlich des Stadels noch ein Backofen in traditioneller Bauweise errichtet werden.

Längerfristig ist noch ein Holzsteg für Fußgänger und Radfahrer über die Lauterach geplant. Dadurch könnte dann der Fünf-Flüsse-Radweg übers Hammerviertel und den Ortskern von Schmidmühlen geleitet werden - und davon profitiert sowohl der Radweg als auch der Ort Schmidmühlen.


Hintergrund:

  • Diskussionen: Der Schlossstadel – auch Fochtnerstadel – wurde lange und rege diskutiert. So wurde der Abriss gefordert, was wegen des Denkmalschutzes nicht ging. Das Anwesen, zu dem der Stadel gehörte, wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Der Bau neben dem Hammerschloss wurde einst wohl als Ökonomiegebäude gebaut und genutzt. Weil das Anwesen als „Einzeldenkmal“ in die Denkmalschutzliste aufgenommen ist, darf es nicht abgerissen werden. 1990 hatte der Markt Schmidmühlen den Stadel erworben.
  • Nutzungen: Ein wesentlicher Punkt war es dabei stets, einen entsprechenden Beschluss für die Sanierungsvariante auch mit einer noch weiter führenden Nutzung als Veranstaltungsstadel zu fassen. Die entsprechenden städtebaulichen Untersuchungen sind bereits gelaufen. Mit der Wiederaufnahme in das Städtebauförderprogramm werden diese Mittel dann auch das Gros der Zuschüsse ausmachen. Dazu kommen noch Fördermittel aus dem Bereich des Denkmalschutzes und vom Bezirk Oberpfalz, wurde erläutert.