Ortsverband Waldmünchen

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Ein Aschermittwoch der leisen Töne

Dr. Gerhard Hopp, Landtagsabgeordneter

Es war Aschermittwoch und es war politisch. Das ist dann aber auch schon alles gewesen, was die Veranstaltung der CSU Waldmünchen mit den Spektakeln in Passau oder Vilshofen gemein hatte. Kaum Seitenhiebe, schon gar keine Schimpftiraden oder Schuldzuweisungen. „Wir fahren hier lieber die solide Schiene statt uns den politischen Gegner vorzunehmen“, erklärte etwa Bürgermeister Markus Ackermann.

Eine Prämisse, die Landtagsabgeordneter (MdL) Dr. Gerhard Hopp und Ortsverbandsvorsitzender Martin Frank mittrugen – obwohl, wie Hopp augenzwinkernd meinte, die Themen reichen würden, um zwei oder drei Aschermittwochsveranstaltungen zu bestücken.

Dass Deutschland noch immer ohne Regierung da steht, trieb alle Redner um. Frank nannte es keinen demokratischen Weg, wenn die Regierungsbildung „am seidenen Faden eines SPD-Mitgliederentscheids“ hänge. 450 000 Genossen würden über das Wohl von 61,5 Millionen Deutschen entscheiden, „das ist nicht glücklich.“ Einigkeit bestand auch in der Einschätzung, dass CSU und CDU die Einzigen gewesen wären, die sich nach der Wahl ihrer Verantwortung gestellt hätten.

„Man könnte über Vollbeschäftigung oder Rekorde sprechen“, meinte Gerhard Hopp. Reden müsse man aber darüber, „dass das Vertrauen in die Politik erschüttert ist.“ Als Ursache machte der Abgeordnete zum großen Teil die Asyl- und Flüchtlingspolitik aus. Er verstehe jeden, der unzufrieden war. Um das Vertrauen zurückzugewinnen – Hopp ist überzeugt, dass dies gelingen wird – reiche es nicht aus, über Erfolge zu reden. Der Rechtsstaat müsse durchsetzbar sein und das Gefühl der Gerechtigkeit bei den Menschen zurückkehren. Die CSU müsse stabil, sozial und heimatverbunden, konservativ und zugleich liberal, wo dies möglich sei.

Er setzte Hoffnungen auf die Strukturpolitik, die Stärke bei der inneren Sicherheit und den Chancen, die sich durch die Digitalisierung böten. Der MdL warnte vor Parteien, die keinen einzigen Lösungsansatz hätten und rechtsradikale Kräfte in ihren Reihen akzeptieren würden. „Die sind gefährlich für unser Land!“. Wer den Fokus auf krisenhafte Situationen lenke, erliege leicht der Gefahr, nur noch schwarz zu sehen, meinte Markus Ackermann. Er appellierte, sich nicht in der „Vuka-Welt“ (volatil, unsicher, komplex, ambivalent) zu verlieren, sondern auf den Nahraum zu konzentrieren. „Hier müssen wir unserer Verantwortung gerecht werden.“ Es gelte, alle Chancen zu nutzen. Schlaglichtartig wies das Stadtoberhaupt auf Projekte und Vorhaben hin, oft mit Einschätzungen wie: „Da kommen wir vorwärts“ (städtebauliche Akzente, dahingehende Bewusstseinsbildung) oder „Davon verspreche ich mir viel“ (neue Außensauna im AquaFit und Ganzjahresaktivzentrum am Gibacht).


SPD in „einer extremen Krise“

Es gelte aufzupassen, sich nicht mitreißen zu lassen. Wenn alle nur noch schwarz sehen, „landen wir bei den vermeintlichen Heilsbringern“. Die bürgerliche Mitte müsse gestärkt werden, „es kann nicht sein, dass wir Hetzern und Extremen das Feld überlassen“, wurde er deutlicher. Die SPD stecke in einer extremen Krise, da helfen Spott und Häme ausdrücklich nicht. „Wir können alle nur hoffen, dass sich die SPD-Mitglieder ihrer Verantwortung bewusst sind und wir müssen als fairer Partner daneben stehen“, meinte er.

„Die soziale Schere muss sich dringend schließen“, hatte auch Martin Frank einen Appell dabei. Er wünschte, dass die Politik die Bedürfnisse der Menschen wieder erkenne. „Veränderungen sind nötig“, unterstrich er, ehe er mit Beispielen auf die guten Rahmenbedingungen in Waldmünchen hinwies: So viele Baukräne wie nie in der Stadt, florierende Wirtschaftsdaten und Perspektiven für Gewerbenansiedlungen.


Kurzfristige Absage

2017 hatte Egon Mühlbauer bei seinem ersten Auftritt als Bruder Barnabas beeindruckt. Auch heuer hatte das Stadtratsmitglied wieder Mühen und Herzblut in die Fastenpredigt gesteckt, attestierte Martin Frank. Ein Todesfall in der Familie machte den Auftritt unmöglich. In die Bresche sprang Markus Malterer, der somit lokale Geschehnisse und Missgeschicke aufs Korn nehmen und vor dem Publikum aus „schwarz gefärbten Leuten“ einige Seitenhiebe „nach oben“ verteilen durfte.

Ihr Fett bekamen Stadtratsmitglieder ebenso weg wie der Bürgermeister, dem geraten wurde, über einen U-Bahn-Bau nachzudenken. Dass der Landrat auf der Jagd nicht unbedingt mit Geduld gesegnet scheint, wusste Barnabas ebenso wie, dass das „klappernde Wasserradl“ der Heiligenfeldklinik an den Nerven des Dritten Bürgermeisters zehrt. Der Name des „am Kopf gestellten Hauses am Bahnhof“ erinnere an eine Hundedame oder eine Cocktailbar. Und bei der Neueinteilung der Stimmkreise „hat die CSU ganz ungeniert, Sinzendorf und Zillendorf als Wahllokal mit ausradiert.“

Mühlbauers Blick ging auch in die Welt hinaus, zu Kim Jong Un, einem „kugelrunden Pulverfassl“. Die Türkei dürfe „kein Mitglied in Europa wern, wir brauchen keine kriegerischen Herrn“, verkündete Barnabas. Er erinnerte dann wie die zünftige Musik des „Blechscho’n“ doch noch daran, dass es ein politischer Aschermittwoch war. Mit leiseren, aber deshalb nicht schlechteren Tönen.