Ortsverband Zirndorf

Bosbach in Zirndorf

Jahresempfgang der CSU Zirndorf mit Wolfgang Bosbach

Jahresempfang der CSU Zirndorf mit Wolfgang Bosbach
Wolfgang Bosbach CDU, MdB zum Jahresempfang in Zirndorf

Politiker sind doch eh alles Weichspüler ohne eigene Meinung, die nur das sagen, was die Partei vorgibt! 

Das diese pauschale Aussage zum Glück nicht auf alle Politiker zutrifft, wurde beim Jahresempfang der CSU Zirndorf mit dem  Ehrengast Wolfgang Bosbach sehr schnell klar. Denn gleich zum Beginn seiner Rede stellte dieser als selbsternanntes Mitglied im Club der deutlichen Worte klar: „Ich bin kein Revolutionär – aber ich vertrete die Politik für die die CSU früher stand. Doch so ändern sich die Zeiten. Früher war man Revolutionär, wenn man eine Revolution angeführt hat, nun gilt man als solcher, wenn man seine Ansichten konsequent vertritt und ausspricht“. 

Und dass Bosbach aus tiefster innerster Überzeugung für Klarheit und Ehrlichkeit steht, wurde in seiner Rede beim Jahresempfang sehr schnell klar. Denn, so das langjährige Bundestagsmitglied, es sei ihm immer wichtig gewesen, dass er seine Wähler nicht enttäusche und ihnen ehrlich gegenüber ist. Es sei „im übrigen auch Blödsinn zu behaupten, dass eine Politikverdrossenheit vorherrsche. Nein - es herrsche vielmehr eine Parteiverdrossenheit!“.  Deshalb freute sich Bosbach sehr darüber, dass auch Vertreter anderer Parteien auf dem Jahresempfang der CSU Zirndorf gekommen sind, denn „auch wenn wir teilweise unterschiedliche – ja sogar sehr konträre - Auffassungen und Lösungsansätze haben, so arbeiten wir demokratischen Politiker doch letztlich alle für die Verbesserung und zum Wohle unserer Stadt, Kreis oder Landes. Daher stimmt es auch nicht, dass Politik den Charakter versaut. Nein, ganz im Gegenteil. Ein schlechter Charakter versaut die Politik!“ Und um seiner rheinischen Frohnatur gerecht zu werden, ergänzte er an die Vertreter der anderen Parteien mit einem Augenzwinkern „Außerdem ist es ja nie zu spät, sich für das Richtige zu entscheiden und auf einer Veranstaltung der CSU Zirndorf sich für die Union zu begeistern“

Über das Stichwort Land kam Bosbach auf Deutschland zu sprechen und wandte sich direkt mit „Wer von Ihnen war in der letzten Zeit in der DDR?“ direkt an die Zuhörer. Nachdem sich ein bis zwei gemeldet haben, antwortete Bosbach „ich nur einmal und zwar im Wahlkampf zur letzten Volkskammerwahl. Ansonsten war ich immer im neuen Teil unseres Deutschlands“. Doch er habe bewusst nach der DDR gefragt, weil es typisch ist, dass noch immer die neuen Bundesländer von einigen mit ehemaligem Unrechts-Staat gleichgesetzt werde. Und das versteht der Vollblutpolitiker nicht, denn „wir Deutschen können stolz darauf sein, wie wir friedlich die Wiedervereinigung geschafft haben und wie wir uns seitdem auf positivster Weise mit einem absoluten Selbstverständnis in einem einigen Deutschland leben“. Bosbach stellte erneut an die Gäste des Jahresempfangs eine Frage; nämlich ob jemand weiß, wie z. B. die USA den Unabhängigkeitstag feiere. „Richtig – das ist eine einzige Party durch das ganze Land. Und bei uns? Da gibt es am 3. Oktober staatstragende Empfänge – meist von einem Streichquartett begleitet.“ Das verstehe er nicht, denn am Jahrestag der Wiedervereinigung müssten auch wir uns doch viel mehr freuen und dieses Fest ebenfalls mehr fröhlich feiern. Deshalb müsse niemand ständig von sich behaupten „ich bin stolz ein Deutscher zu sein“, aber man müsse dies nach doch ganz selbstverständlich aussprechen dürfen, ohne in irgendeine rechtsradikale Ecke gestellt zu werden.

Bosbach erinnerte auch daran, dass gerade die Union – im Gegensatz zu anderen Parteien und insbesondere die SPD - immer am Gedanken der Wiedervereinigung festgehalten habe. Deshalb sei er heilfroh, dass 1990 Helmut Kohl Kanzler war und mit seinem politischen Gespür die Chance der Zeit genutzt habe. 

Anschließend kam der Ehrengast des Jahresempfang auf die aktuelle Lage zu sprechen und stellte fest, „wie schnell doch die Zeit vergeht. „Erinnern Sie sich noch an das Jahr 2005? Damals waren SPD und Grüne so zerstritten und standen regelrecht an der Wand, dass Neuwahlen ausgerufen wurden, die dann Angela Merkel und die Union gewannen“. Die damalige Elefantenrunde im TV, bei der Gerhard Schröder, - so Wolfgang Bosbach. „sehr gut drauf war“ und an Merkl die Frage „Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Sie Bundeskanzlerin mit Stimmen der SPD werden“ stellte, sei ihm und wohl den meisten noch gut im Gedächtnis. Und nun haben Grüne und SPD sich wieder ganz toll lieb und sind so froh darüber, dass Gabriel nicht als Kanzlerkandidat antritt, dass sie sich sogar über einen Martin Schulz freue.

Anschließend wurde Bosbach ernst, denn er verstehe nicht, warum man Schulz nicht nach seiner politischen Vergangenheit befragen darf. Innerhalb der SPD gelte ein solcher Fragesteller als Nestbeschmutzer und Fragestellern mit anderer politischer Ausrichtung werde gleich Diffamierung und Angst beschieden. Doch diese Frage müsse sich ein Kanzlerkandidat gefallen lassen und wir als Wähler und politisch Interessierte sollten sogar diese stellen. Denn Schulz stehe u. a. für Europonds und Schuldenschnitt innerhalb der EU. Das sei etwas, wogegen die Union eindeutig und auch zu Recht ist. Bosbach gab für dieses „Nein“ ein deutliches Beispiel anhand seines Heimatbundeslandes Nordrhein-Westfalen. „Wir haben deutlich mehr Schulden als z. B. Bayern, aber selbst unser Bundesland, in dem der Karneval zu Hause ist, kämen niemals auf die Idee, Bayern den Vorschlag zu machen, dass es uns nicht nur unterstützt, sondern unsere Schulden gleich übernimmt“. Da würde wohl jeder und zu Recht sagen, dass die nicht mehr ganz richtig im Kopf seien. Doch bei der EU mit Griechenland und den anderen Schuldenstaaten wäre dies auf einmal genau das richtige Mittel“. Das verstehe er nicht.

Bosbach zeigte sich auch als großer Befürworter der europäischen Union und bedauere den Brexit sehr. Zudem glaube er, dass viele in Großbritannien diesen Schritt mehr als bereuen und heute wohl anders wählen würden. Doch das alles nütze nichts, denn die Wahl ist nun mal so ausgegangen, wie sie ausgegangen ist und die Scheidung wird von der englischen Premierministerin Theresa May noch im März definitiv eingereicht und damit müssen wir alle leben. Dennoch werde Großbritannien immer ein wichtiger Partner für uns Deutsche bleiben.

Auch auf den wichtigsten internationalen Partner kam Wolfgang Bosbach zu sprechen. Dabei wundere er sich über die geradezu groteske Situation, dass man sich ja normaler Weise freue, wenn ein Wahlsieger seine Versprechen rasch umsetze. Im Falle von Donald Trump sei das jedoch genau anders herum. Doch dennoch müssen wir mit dem US-Präsidenten, der täglich mit aller Macht versuche die herrschenden Vorurteile seiner Kritiker über ihn zu bestätigen, leben und arbeiten.

Dies sei jedoch bei einigen anderen Herrschern nach Ansicht von Bosbach nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Denn was gerade ein Herr Erdogan mache, das gehe unter keinen Umständen und dürfe auch nicht geduldet werden. Wie sehr Wolfgang Bosbach die Politik des türkischen Präsidenten und dessen Beleidigungen gegenüber Deutschland und die Kanzlerin beschäftigt, merkte man daran, wie leidenschaftlich der CDU-Politiker dafür eintrat, das Verhalten Erdogans nicht unwidersprochen zu dulden. Hier gelte es, dem türkischen Präsidenten sehr deutlich zu sagen „Stopp – bis hierher und nicht weiter!“ Bosbach betonte, dass es unter allen Umständen verhindert werden müsse, dass Konflikte anderer Länder bei uns in Deutschland ausgetragen werden und er absolut dafür ist, dass Wahlkampfauftritte türkischer Politiker in unserem Lande nicht zugelassen werden. Erstens widerspreche dies geltenden türkischen Recht, dass Erdogans Partei selbst eingeführt habe und zweitens gelte das im Grundgesetz festgeschriebene Recht auf freie Meinungsfreiheit für die Deutschen in ihrem eigenen Land und nicht für ausländische Politiker, die ja als Repräsentanten ihres Staates kämen, sich in Deutschland parteipolitisch betätigen würden mit der Folge, dass häufig Streit und Unfrieden unsere Gesellschaft spalte.

Auch auf die derzeitige Debatte über Flüchtlinge ging Bosbach mit deutlichen Worten ein. Selbstverständlich sei er für die Aufnahme von politisch verfolgten Flüchtlingen und die derzeitige Diskussion habe auch nichts mit der Zuwanderungsfrage, wie sie z. B. vor Jahrzehnten üblich war, zu tun. Jedoch spreche man hier in der Regel von Menschen mit anderer Kultur und Religion. Daher wundere er sich, dass man nicht aussprechen dürfe, was 80% der Deutschen denken. Nämlich dass hier bei uns nur solche leben sollen, die sich nach unseren Rechten und Werte richten und bereit sind, sich zu integrieren. Wer nach den Werten der Scharia leben möchte, der dürfe diese natürlich – aber eben nicht in unserem Land. Dies sei auch keine Frage der Religionsfreiheit oder gar Ausländerfeindlichkeit, sondern eine Frage der Integration. Deshalb kann Bosbach auch mit der Aussage „Der Islam gehöre zu Deutschland“ nichts anfangen, denn die Scharia, als Teils des Islams darf nie und nimmer zu Deutschland gehören.

Im letzten Teil seiner beeindruckenden, ehrlichen und sehr unterhaltsamen Rede bot Wolfgang Bosbach einen Ausblick auf die Zukunft und sprach „Der liebe Gott hat bekanntlich in 6 Tagen die Welt erschaffen …. danach zog es sich hin“. Er wolle damit sagen, dass die Welt sich immer schneller drehe, aber der Fortschritt noch nie so langsam wie jetzt sei. Vor hundert Jahren ging jeder dritte Nobelpreis nach Deutschland, heute ist es dies eine Ausnahme. Auch unsere Vorherrschaft am Weltmarkt mit Metz, AEG, Loewe und anderen Unternehmen werde immer weniger. Daher müsse die Politik sich für mehr Bildung einsetzen, da sei eines der wichtigsten Aufgaben. Denn nur so können wir den Fortschritt auch in Zukunft für uns richtig nutzen. 

Wie sehr Wolfgang Bosbach als Mitglied der deutlichen Worte die Besucher des CSU Jahresempfangs erreicht und begeistert hatte, zeigte sich an die seiner Rede folgenden Standing Ovations und dem langen stakkato artigen Applaus. 

So ein Feedback an einen Redner war bei einem Jahresempfang schon lange nicht mehr der Fall. Die CSU Zirndorf bedankt sich bei Wolfgang Bosbach vielmals für seinen mehr als beeindruckenden Besuch. Es ist sehr bedauerlich, dass Politiker wie Sie immer weniger werden. Wir wünschen alles Gute für Ihre weitere Zukunft außerhalb des Bundestages.
Es war uns eine Ehre!

Danke auch an alle Besucher des Empfangs und an unsere Sponsoren, die Metzgerei Grötsch, die Bäckerei Beck, die Hausbrauerei Schober und den Tabakladen Rauch. Einen besonderen Dank an Accelerando für die gute und unterhaltsame musikalische Begleitung.