AG ELF

Virtuelle Landesversammlung

Am Freitag, 26. Februar 2021, waren alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der CSU zu einer Virtuellen Landesversammlung eingeladen. Die Landesvorsitzende, Marlene Mortler MdEP, freute sich über das große Interesse und die bis zum Ende der Veranstaltung hohe Zahl an Zuschaltungen. Und so sah Mortler auch die Vorteile einer durch die derzeitige Corona-Pandemie erzwungenen virtuellen Veranstaltung: „Pragmatismus und lösungsorientiertes Handeln, das ist für uns Landwirte gewohnter Alltag. Und so hatten wir die Möglichkeit, dass in einer Videokonferenz Experten aus ganz Deutschland gemeinsam mit den Mitgliedern unserer AG ELF diskutieren konnten, ganz ohne weite Anfahrtswege und auf Augenhöhe.

Nach den Grußworten unseres Parteivorsitzenden und Bayerischen Ministerpräsidenten, Dr. Markus Söder, MdL, der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, sowie der Bayerischen Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, MdL, hielt Professor Joachim von Braun, Vizepräsident der Welthungerhilfe, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) und Professor für wirtschaftlichen und technologischen Wandel an der Universität Bonn, Präsident der päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Nationalen Akademie Leopoldina, einen spannenden Vortrag zur weltweiten Ernährungssicherheit. Von Braun bereitet den diesjährigen Welternährungsgipfel mit vor und betonte, dass er sich stets gerne mit Vertretern der Agrar- und Forstwirtschaft austausche, da dort ein großes Verständnis für die Risiken der Agrarwirtschaft und für das Thema Hunger bestünde. Als Trends und Treiber in der globalen Ernährungssituation macht er zum einen aus, dass sich das Bevölkerungswachstum verlangsamt und wohl in ca. 40 Jahren bei 10 Milliarden Menschen einpendeln werde. Weiterhin werde sich die zunehmende Urbanisierung fortsetzen: Zwischen 2020 und 2050 würden 70% der Menschen in Städten leben gegenüber aktuell 50%, was zu einer Veränderung der Konsumstrukturen führen werde. Die Armut werde ein globales Problem bleiben, gerade unter den über 400 Millionen kleinbäuerlichen Landwirtschaftsbetrieben in Entwicklungsländern weltweit. Hier müsse Agrarpolitik mit Bildungs- und Beschäftigungspolitik kombiniert werden. Außerdem müssten in die Preisbildung die ehrlichen Kosten, auch die Umwelt- und Klimakosten, eingepreist werden. In den vergangenen vier Jahren habe leider auch der weltweite Hunger zugenommen: Über 800 Millionen Menschen leiden Hunger, also jeder 10. Weltbürger. Es gebe aber auch positive Nachrichten, die Situation konnte in einigen Ländern deutlich verbessert werden. Weitere spannende Fragen, die Professor von Braun stellte, waren beispielsweise: Was kostet eine Welt ohne Hunger? Wie können Lebensmittelverluste vermieden und der „Kultur der Verschwendung“ begegnet werden? Welche Finanzierungsmechanismen gibt es, wo liegen Chancen? Was muss der UN-Ernährungsgipfel einbringen und was muss Deutschland beitragen? Schließlich schloss er seinen Vortrag mit dem eindringlichen Appell: „Das Ende des Hungers muss uns ethische Verpflichtung sein“.

Nach einer tiefgründigen Diskussion mit den Teilnehmern folgte das Panel „Für eine Stärkung der heimischen Landwirtschaft in der EU statt ökologisch fragwürdige Importe“. Dr. Richard Fuchs, Experte für Landnutzung und Landnutzungswechsel vom Campus Alpin des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beschrieb in seinem Statement, dass außerhalb der EU im Außenhandel deutlich weniger Anforderungen an landwirtschaftliche Produkte bestünden als innerhalb der EU. Er nannte weiterhin als Beispiel für Ungleichheit, dass wir innerhalb der EU seit 1990 elf Millionen Hektar größtenteils auf Kosten landwirtschaftlicher Flächen aufgeforstet haben, im gleichen Zeitraum aber neun Millionen Hektar tropischer Regenwald entwaldet wurden, um landwirtschaftliche Produktion auf der Fläche zu ermöglichen. Stephan Sedlmayer, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, betonte, dass Importe nicht grundsätzlich schlecht seien, sondern es sehr davon abhänge, wie sie produziert wurden. Er sieht eine gesellschaftliche Entwicklung weg von viel Fleisch hin zu weniger Fleisch und mehr vegetarische Erzeugnisse, mehr Genuss und mehr Wertschätzung. Diese Rahmenbedingungen böten gerade der bayerischen Landwirtschaft mit ihren starken Marken und den geographischen Voraussetzungen gute Chancen. Den Trend zu mehr Regionalität müsse man gezielt fördern. Sein Fazit ist, dass wir in Zukunft nicht unbedingt weniger, sondern anders produzieren werden.

Das zweite Panel widmete sich dann dem Thema „Alles ist miteinander verbunden. Lösung aus der Land- und Forstwirtschaft für CO2-Neutralität bei Mobilität, Strom, Wärme und Nahrung“. Dr. Georg Gruber machte mit seinem Statement klar, wo die Aufgabenstellungen liegen: Der Wald sei generell am Boden und es stünde bereits der vierte Dürresommer in Folge bevor. Wir seien als Gesellschaft nicht mehr in der Lage, komplexe Aufgaben komplex zu bearbeiten. Als Schlüssel sieht er die Sektorenkopplung, das vernetzte Handeln, um das komplexe Thema Klimawandel anzugehen. Biogas sei eine „Königsenergie“, die auch dann Energie liefern könne, wenn ansonsten eine sogenannte „Dunkelflaute“ herrsche. Er zeichnete eine Vision, wie mit Hilfe der Landwirtschaft die Energiewende zu schaffen wäre. Der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete, Präsident der Energy Watch Group und Botschafter für 100% Erneuerbare Energien, Hans-Josef Fell, bedankte sich sehr für die Einladung und dafür, dass die AG ELF Bereitschaft zeigt, auch über Parteigrenzen hinaus das Gemeinsame zu betonen. In seiner Präsentation beleuchtete er die Rolle der Landwirtschaft für Klimaschutz und Energiewende. Zunächst schilderte er die vor uns liegenden Probleme des Klimawandels. Er lieferte Beispiele für erfolgreiche Projekte der erneuerbaren Energien in der Landwirtschaft wie Agro-PV-Analgen, unter denen Tierhaltung oder Anbau möglich sei oder auch Biogasanlagen. Dabei betonte auch er die Rolle der Bioenergie, sowohl bei der Energieerzeugung als auch bei der Energiespeicherung. „Wir brauchen Gesamtenergieversorgungskonzepte“, so Fell.

Prof. Dr. Peter Pickel betonte in seinem Statement ebenfalls die wichtige Rolle der Landwirtschaft bei einer fossil-freien Energieversorgung und CO2-Neutralität. Den – regional erzeugten - Bio-Diesel sieht er als Chance, in der Landwirtschaft bis 2030 55% Treibhausgasreduktion zu erzielen, da eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Geräten bereits heute schon fähig wäre, Bio-Diesel zu verwenden. Die Frage sei nicht „Tank oder Teller“, sondern die Antwort „Tank und Teller“.

Die Statements und Anregungen wurden ausführlich diskutiert und aus den Reihen der Zuhörer gab es eine Vielzahl von Anregungen und Nachfragen, ebenso konstruktive Kritik. „Unsere Virtuelle Landesversammlung zeigt einmal mehr, welch hohe fachliche Expertise und welch enormer Wissensschatz in unserer Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten steckt“, so resümiert Mortler, „Fest steht, dass es einen nachhaltigen Klima- und Umweltschutz nicht ohne uns Landwirte geben kann und dass bei uns viel Potential schlummert, dass die Politik fördern und abrufen muss. Es hat mir große Freude bereitet, wieder über den Tellerrand hinaus zu schauen und mit positivem Blick auf die Landwirtschaft Lösungen der drängendsten Probleme anzugehen. Dafür danke ich den fachlich herausragenden Referenten, aber auch unseren Mitgliedern!

 

Hier können Sie die Virtuelle Landesversammlung in voller Länge ansehen: