ASP-LV

BAYTEX-Übung

v.li.: Matthias Fink (stv. ASP-Bezirksvorsitzender Augsburg), Torsten Wilms (ASP-Bezirksvorsitzender Schwaben), Andreas Otterbein (ASP-Bezirksvorsitzender Oberpfalz), Dr. Franz Kühnel (stv. ASP-Landesvorsitzender), Joachim Herrmann (Bayerischer Staatsminister des Inneren), Fabian Suchomel (ASP-Bezirksverband Augsburg), Alan Ribica (ASP-Bezirksverband Oberpfalz), Dr. Thomas Haslinger (stv. ASP-Landesvorsitzender), Peter Rief (ASP-Landesgeschäftsführer), Ulrich-Peter Staudt (ASP-Bezirksvorsitzender Oberbayern), Lucas Reisacher (ASP-Bezirksverband Schwaben).

Bericht über die Bayerische Terrorismusabwehrübung

                               (BAYTEX 2018)

 

Penzing: Am 18. und 19. Juni 2018 führte die Bayerische Polizei gemeinsam mit Bundeswehr, Feuerwehr, Rettungs- und Sanitätsdienst sowie Technischem Hilfswerk am Fliegerhorst in Penzing eine praktische Großübung zur Zusammenarbeit bei der Terrorabwehr durch ('BAYTEX 2018');  auch die Bundespolizei war beteiligt.

Dazu hatte das Landeskommando Bayern, für die Bundeswehr federführend bei dieser Übung, über den ASP-Landesgeschäftsführer Peter Rief,  die Mitglieder der Landesvorstände des ASP und des AK POL zu einem Informationsbesuch eingeladen.

Bereits 2017 konnte dieser Kreis bei der erstmals durchgeführten länderübergreifenden Übung GETEX,  die damals auf der Grundlage des „Weißbuch 2016 zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“ stattfand, beobachtend teilnehmen. Während aber GETEX als reine Stabsrahmenübung konzipiert war, wurde diesmal die vom Bayerischen Innenministerium verantwortete Übung BAYTEX als „Volltruppenübung“ durchgeführt. Dabei waren allein bei den zwei Übungstagen mehr als 2000 Teilnehmer in den unterschiedlichsten Aufgaben eingesetzt.  Beiden Übungen gemeinsam war die Ausgangslage, dass es sich um ein derart großes terroristisches Ereignis handelte, so dass die Polizeikräfte personell und materiell an ihre Grenzen stießen und deshalb der Einsatz der Bundeswehr im Inneren gemäß Artikel 35 GG erforderlich wurde.

Innenminister Joachim Herrmann war vor Ort und mit dem Verlauf der Übung zufrieden: "Unsere Großübung war ein voller Erfolg." Laut Herrmann funktioniert die Zusammenarbeit bereits sehr gut. Auch habe die Bundeswehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass ihre speziellen Fähigkeiten beim Personen- und Gebäudeschutz sowie der ABC‑Abwehr eine entscheidende Unterstützung sein können. Der Minister kündigte an, dass nun die Erfahrungen aus der Übung detailliert ausgewertet werden: "Darauf aufbauend werden wir sehen, in welchen Bereichen noch Optimierungsbedarf besteht. Denn nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden kann!" Daher sei geplant, die Zusammenarbeit in gemeinsamen Übungen weiter zu vertiefen, um bestmöglich für den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Trotz massiver Investitionen Bayerns in die Innere Sicherheit ist es laut Herrmann dennoch denkbar, dass die Polizei bei terroristischen Anschlägen verheerenden Ausmaßes sowohl personell als auch logistisch an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen könnte: "Für derart extreme Fälle wäre es nicht vermittelbar und geradezu unverantwortlich, auf den Einsatz der Bundeswehr im Innern zu verzichten, obwohl sie bereitsteht."

Das Übungsgelände war der Fliegerhorst Penzing. Im Bereich der ehemaligen Wartungshallen fand sich ein „Industriegebiet“, im Bereich der ehemaligen Stabs- und Unterkunftsgebäuden war das Übungsszenario „Erzabtei“ aufgebaut und im ehemaligen Wirtschaftsbereich der Kaserne wurde ein „Unfallkrankenhaus“ eingerichtet.

Diese drei Szenarien der Übung waren (und sind weiterhin) erschreckend realistisch: Eine große Stadt in Bayern wird Schauplatz mehrerer terroristischer Angriffe. Bei Geiselnahmen und Schusswechseln gibt es Tote und Verletzte. Ein Einzeltäter fährt mit einem PKW in eine Menschenmenge. Eine konkrete Terrordrohung gegen ein Krankenhaus liegt vor und zeitgleich sprengt sich an einem touristisch stark frequentierten Ort, hier der „Erzabtei“, ein Attentäter in die Luft, andere nehmen Geiseln. Und in einem weitverzweigten Industriegebiet werden nach einem Schusswechsel chemische Giftstoffe und ein Sprengsatz in einem Lieferwagen vermutet.

Da die Verletzten in der Erzabtei geborgen werden mussten, obwohl noch nicht alle Täter ausgeschaltet waren, wurde die Bundeswehr mit gepanzerten Krankentransportfahrzeugen angefordert. Es kamen zwei GTK BOXER (San) zum Einsatz. Die waren zwar für den praktischen Einsatz in der Erzabtei etwas überdimensioniert, machten aber bei der zahlreich vertretenen Presse einen guten Eindruck. Der angenommene Massenanfall von Verletzten, die per Hubschrauber ausgeflogen werden sollten, fiel möglicherweise dem bundeswehreigenen Materialengpass zum Opfer. Die Bundeswehr schickte statt des erforderlichen Transporthubschrauber CH53 nur symbolisch eine Bell UH1D. Hier fehlte wohl seitens des BMVg der letzte Wille eine „Länder-Übung“ zu unterstützen. Vom Landeskommando Bayern wurde ein Lagezentrum in enger Anlehnung an die Polizei eingerichtet, zur direkten Unterstützung, auch bei möglicherweise anfallenden hoheitlichen Unterstützungsaufgaben, standen alarmierte RSU-Kräfte bereit.

Die Delegation des ASP wurde mit weiteren zahlreichen Gästen hervorragend von den eingesetzten Polizeikräften betreut. In einem Hangar war eine Großbildwand aufgebaut und eine Polizeidirektorin und ein Polizeioberrat informierten die Gäste über die Übungsanlage, den Teil der Übung, der am Vortrag bereits abgelaufen war und über das aktuelle Übungsgeschehen, das auf einem anderen Teil des Fliegerhorstes ablief. Es waren rund 2.000 Einsatzkräfte eingebunden, davon knapp 60 Soldatinnen und Soldaten.

Im Anschluss an das Briefing konnten auf dem Podium die beteiligten zivilen Organisationen (Polizei, Rettungsdienste, Feuerwehr und THW), deren Koordination und Zusammenarbeit auch im Zentrum der Übung standen, ihren Anteil vorstellen. Während dabei die Bundeswehr nicht auftrat, konnte allerdings bei einer praktischen Vorführung medienwirksam ein Rettungseinsatz unter dem Panzerschutz von zwei BOXERN demonstriert werden. Die Besatzungen waren dabei gemischt aus Soldaten, Polizisten und Sanitätskräften. Ein interessantes Szenario, denn Polizisten mit schwerer Schutzausrüstung, Helmen und Maschinenpistolen sicherten Rettungssanitäter und die militärische Panzerbesatzung.

Zum Abschluss des Programms sprach vor den Gästen und der versammelten Presse der bayerische Innenminister Joachim Herrmann und dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz. Er hob noch einmal die Notwendigkeit hervor, bei terroristischen Großlagen auch die Bundeswehr unter dem Kommando der Polizei im Inneren einsetzen zu können.

Eingerahmt wurden die Abschlussreden des Innenministers und des Kommandeurs des Kommandos Territoriale Aufgaben, Generalmajor Carsten Breuer, von einer statischen Geräteschau aller beteiligten Organisationen.