Bundeswahlkreis Bad Kissingen

CSU nominiert Sandro Kirchner

CSU nominiert Sandro Kirchner

Von ISOLDE KRAPF (Main-Post)

Mit 52 Delegiertenstimmen hatte Sandro Kirchner bei der Nominierung des

Landtagskandidaten in Bad Bocklet die Nase vorn. Er habe dem Wahlausgang schon

ein bisschen entgegengefiebert, bekannte der 37-Jährige später. Schließlich gab

es ja da noch weitere qualifizierte Mitbewerber. Er selbst hatte offenbar eine

Stichwahl nicht ausgeschlossen. Doch dazu kam es nicht. Die Bad Brückenauer

Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks erhielt 24 Stimmen. 23 der insgesamt 99

Delegierten aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld votierten für

den Hammelburger JU-Kreisvorsitzenden Martin Wende.

Studiengebühren, Ladenöffnungszeiten, der vorbildliche Haushalt des

Freistaats – der Ausflug in die Landespolitik muss sein, wenn ein

CSU-Vollblutpolitiker wie Robert Kiesel den Seinen klarmachen will, "wo man

Grenzen ziehen muss" und "dass man klare Ziele braucht". Die Rede des

61-Jährigen enthielt gleichzeitig auch einen Appell an die Person, die ihn

demnächst in seinem Amt beerbt: Um wirtschaftlich schwächere Regionen wie die

Rhön politisch erfolgreich zu vertreten, muss man die Menschen vor Ort zum

Mitmachen animieren, muss "sachlich-fachlich argumentieren" und auch mal

unbequem sein.

Eine Überraschung gab's, als stellvertretender Landrat Emil Müller ans

Mikrofon trat und seine Bewerbung um die Landtagskandidatur zurückzog. Man sah

dem 55-Jährigen an, dass ihm die Worte nicht leicht von den Lippen kamen: In

mehreren Gesprächen habe er "verschiedene Signale bekommen", dass man sich als

Kandidaten einen Jüngeren wünsche, dass ein Bewerber aus dem Ortsverband

ausreiche und dass ein zweiter Stimmen abziehen würde. Daraufhin habe er dem

Kreisverband mitgeteilt, dass er aussteige.

Martin Wendes Rede war rhetorisch glänzend. Sprachduktus, Mimik und Gestik

wären einem künftigen Landtagskandidaten sicher angemessen. Auch inhaltlich

verkaufte er sich gut, wenngleich klar ist, dass ihm als 24-Jährigen die reale

Erfahrung im Politgeschäft einfach fehlen muss. Er verstand es, alteingesessene

CSU-ler und junge Christsoziale gleichermaßen anzusprechen, wenn er davon

redete, das "Profil der Heimat" erhalten und gleichzeitig dafür neue Ziele

setzen zu wollen. Wenn er versprach, der älteren Generation die notwendige

Beachtung zu schenken, aber auch das Bildungsangebot für die jungen Leute zu

erweitern. Zudem verfocht er eine "eigenständige regionale Wirtschaft", die

gewinnbringend arbeitet, damit die Rhön nicht nur "Schlafstätte der

Ballungszentren" ist.

Eher kurz und bündig stellte sich hingegen Sandro Kirchner vor, vielleicht

auch deswegen, weil ihn die Delegierten eben schon lange als "alten Hasen" im

Politgeschäft kennen. "Stolz" sei er, für seinen Arbeitgeber tätig zu sein,

bekannte der Projektleiter der Firma Preh. Der langjährige Vorsitzende der

DJK/SV Premich sitzt seit 2002 im Burkardrother Gemeinderat und ist seit 2008

stellvertretender Bürgermeister. Diese "Mitverantwortung" in der Kommune und in

der Firma legte Kirchner auch in die Waagschale. Er wisse, was Alt und Jung

braucht und liebe die Heimat. Es sei schön, hier zu leben und zu arbeiten. "Wir

brauchen uns vor den Ballungszentren nicht zu verstecken", so der 37-Jährige,

der bis zum 18. Lebensjahr in München wohnte.

Auch Brigitte Meyerdierks hatte, ebenso wie Müller, in Gesprächen

mitgenommen, dass man sie hie und da mit 58 Jahren wohl als "zu alt" für den

Landtag einstufe. "Aber ich ziehe die Kandidatur nicht zurück", erklärte sie

kämpferisch, schließlich wolle sie auch als Bürgermeisterin eine weitere

Legislaturperiode anhängen. Als Diplom-Verwaltungswirtin und langjährige

Verkaufsleiterin bei der Firma Paul & Co. sieht sie ihre Stärke gerade in

der "Mischung zwischen Wirtschaft und Verwaltungstätigkeit". Zudem verwies sie

auf 32 Jahre CSU-Erfahrung. Thematisch wolle sie in München vertreten, was "für

die Region wichtig ist". Vor allem im Hinblick auf den Wandel in der

Bevölkerungsstruktur müsse man politisch am Ball bleiben. Es würde ihr schwer

fallen, das Bürgermeisteramt aufzugeben, sagte sie, aber das Feld sei gut

bestellt. "Da findet sich schon einer."