Kreisverband Ingolstadt

Gemeinsamer Antrag der Stadtteile

Bücherschränke für alle Stadtteile

Sehr geehrter Herr Engert,
wir verstehen die Argumente und Befürchtungen des Kulturreferates aus der Sicht der vorhandenen Büchereieinrichtungen. Allerdings sind wir der Meinung, die vorgebrachten Begründungen für eine ablehnende Haltung entkräften oder zumindest deutlich abschwächen zu können. Dazu wollen wir gerne nochmals Ziel und Konzept der Bücherschränke aus Sicht der BZAs und damit der Bürgerinnen und Bürger verdeutlichen:

1. Ziel

Öffentliche Bücherschränke sind eine moderne und ungezwungene Tauschbörse von verschiedenster Art von Literatur, hauptsächlich Büchern. Durch sie wird die nachhaltige Weiternutzung nicht mehr benötigter Bücher gefördert. Die Mehrfachnutzung der ausgelegten Bücher ist insbesondere auch unter ökologischen Gesichtspunkten ein unterstützenswertes öffentliches Interesse. Gleichzeitig stellt der Aufstellungsort eine Chance zum sozialen Austausch und Gespräch mit anderen Interessierten dar und belebt somit das gesellschaftliche Miteinander im Stadtbezirk.

Öffentliche Bücherschränke bieten einen sehr niedrigschwelligen Zugang zu Literatur, insbesondere bestehen keine Beschränkungen durch festgelegte Öffnungs- und Ausleihzeiten. Somit entdecken auch möglicherweise wieder mehr Menschen die Freude am Lesen und das Interesse an der Literatur und finden in der Folge vermehrt den Weg in die Bibliotheken oder zum Bücherbus. Eine Konkurrenz zu Büchereieinrichtungen befürchten wir nicht, wir betrachten die Bücherschränke vielmehr als förderlich.

Ein gewisser sozialer Aspekt darf aber ebenfalls nicht vergessen werden. Obwohl der Zugang zu Literatur in Ingolstadt kostengünstig bzw. für Kinder kostenfrei möglich ist, sehen wir Bücherschränke als Unterstützung für finanziell schlechter Gestellte oder auch im Hinblick
auf die Förderung des Erlernens der deutschen Sprache positiv.

2. Konzept und Kosten

Die Anschaffungs- und ggf. Umbaukosten sowie die Kosten für die Aufstellung der Bücherschränke werden in vollem Umfang aus dem Bürgerhaushalt bestritten. Allen antragstellenden BZAs ist klar, dass Bücherschränke in keinster Weise Ersatz für Büchereieinrichtungen mit ihrem umfassenden und qualitativ hochwertigen Angebot sind.
Sehr gerne können und sollen am Bücherschrank Hinweise auf diese Einrichtungen (Stadtteilbücherei, Bücherbus, Büchereien in anderer Trägerschaft) angebracht werden. Die Erfahrungswerte mit dem Bücherschrank im Stadtbezirk Mitte bestätigen bereits über mehrere Jahre hinweg, dass Büchereieinrichtungen und ein Bücherschrank sehr wohl problem- und konkurrenzlos nebeneinander bestehen können. Der BZA Mitte sieht das Projekt – bei guter Organisation – durchwegs positiv.

Außerdem zielen die Anträge der Bezirksausschüsse darauf ab, die Beschaffung der Bücherschränke über den Bürgerhaushalt entsprechend der Bürgerhaushaltsrichtlinien zu ermöglichen. Es geht nicht darum, der Stadtbücherei neue Aufgaben aufzuerlegen und im Bewusstsein und der Verantwortung, dieses zu vermeiden, ist hier besonders bürgerschaftliches Engagement gefragt. Wie in der Stellungnahme gefordert benennt der jeweilige BZA natürlich zuverlässige verantwortliche Kümmerer, die in einem engmaschigen Turnus (mindestens 1x wöchentlich) Schrank und Bücher auf ihren Zustand kontrollieren und diese pflegen sowie die angebotene Literatur inhaltlich sichten und ggf. aussortieren. Die vorgebrachte Vandalismusgefahr sehen wir nicht bzw. nur im verschwindend geringen Ausmaß. Im Stadtbezirk Mitte hat sich gezeigt, dass sogar an diesem zentralen und stark frequentierten Standort bisher kein uns bekannter Vandalismus vorgekommen ist und damit so gut wie keine Folgekosten anfallen. Dann sollte doch damit zu rechnen sein, dass in den anderen Stadtbezirken erst recht pfleglich mit den Bücherschränken umgegangen wird.

3. Stadtratssitzung vom 02.06.2022

Auf eine Anfrage zum Thema der Bücherschränke erwiderten Sie, dass deren Aufstellen und Betrieb kein Problem sei, wenn sie zuverlässig, am besten täglich, von Ehrenamtlichen betreut werden. Diese Zusage freut uns, allerdings sind wir gleichzeitig verwundert darüber, dass – entgegen dieser Zusicherung – alle Stellungnahmen Ihrerseits pauschal und ohne Berücksichtigung der individuellen Antragsvoraussetzungen ablehnend sind. So stehen in mehreren Stadtbezirken bzw. für mehrere Standorte bereits Kümmerer zur Verfügung, wie z. B. die Mennonitengemeinde, Ortssprecher oder mehrere Privatpersonen pro Standort.

Am unverständlichsten ist jedoch die Ablehnung des Bücherschranks im Stadtbezirk Friedrichshofen-Hollerstauden. Dort soll der Bücherschrank auf kirchlichem Grund aufgestellt werden, wodurch für die Stadt Ingolstadt keine Unterhaltskosten anfallen und die umfassende und zuverlässige Betreuung durch die Kirchengemeinde gewährleistet ist. Auf jeden Fall sichern wir zu, dass kein Bücherschrank realisiert werden soll, um den sich nicht auch ausreichend gekümmert wird.

4. Fazit

Da bei allen antragstellenden BZAs die überwiegende Mehrheit der Mitglieder bzw. sogar alle Mitglieder einstimmig die Einrichtung von Bücherschränken als sinnvolle Maßnahme zur Aufwertung der Stadtbezirke und Förderung des gesellschaftlichen Miteinanders angesehen
hat, bitten wir eindringlich um entsprechende Umsetzung.

Gez.
Claudia Winkler (BZA III Nordost), Hans Brenner (BZA IV Südost), Claudia Majehrke (BZA V Südwest)
Hans-Jürgen Binner (BZA VI West), Michael Kraus (BZA VIII Ober-/Unterhaunstadt), Tanja Stumpf (BZA X Süd)
Rainer Mühlberger (BZA XI Friedrichshofen/Hollerstauden), Martin Dick (BZA XII Münchener Straße)