Kreisverband Regen

Die Bildungskoordinatorin Kristina Beckermann war bei der Fraktionssitzung der CSU zu Gast und berichtete dort über ihre Aktivitäten und Aufgaben. 

Integration in Mühen der Ebene

Bildungskoordinatorin Kristina Beckermann zu Gast bei der CSU-Fraktion

Regen. Seit gut einem Jahr ist Kristina Beckermann mittlerweile im Landkreis Regen tätig. Die 32-jährige Diplom-Pädagogin arbeitet als Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte am Landratsamt. Ein etwas sperriger Titel für eine zugegeben auch etwas sperrige Aufgabe. Sie lässt sich so zusammenfassen, dass Beckermann übergreifend und datenbasiert Akteure und Bildungsangebote aller Art im Landkreis koordinieren, die lokal aktiven Kräfte bündeln sowie die kommunale Koordination und die ressortübergreifende Abstimmung optimieren soll. CSU-Fraktionssprecher Willi Köckeis nutzte die Gelegenheit der jüngsten gemeinsamen Fraktionssitzung von CSU und IG Frauen, um die neue Mitarbeiterin am Landratsamt zu einer Vorstellung ihrer Arbeit einzuladen.

In gewisser Weise gehöre sie selbst zur Zielgruppe ihrer Arbeit, stellte die gebürtige Ingolstädterin eingangs fest, denn sie sei in Niedersachsen aufgewachsen, habe in Gießen studiert und sei für ihre Aufgabe ebenfalls in den Landkreis Regen neuzugewandert. Dabei gebe es für den Begriff der Neuzugewanderten keine eindeutige Definition. Dagegen verstehe man unter „Personen mit Migrations-hintergrund“ alle, die nach 1950 nach Deutschland gekommen seien (bzw. deren Nachkommen). Als Flüchtlinge wiederum definiere die Genfer Konvention von 1951 „Personen, die sich aus begründeter Furcht vor Verfolgung außerhalb des Landes befinden, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen“.

Die Aufgaben und Ziele ihrer zunächst bis 31. Januar 2019 befristeten und komplett aus Bundesmitteln finanzierten Stelle – eine Verlängerung um zwei weitere Jahre ist möglich – lassen sich unter dem Begriff „Kommunale Koordination“ (KoKo) zusammenfassen. Dazu gehört, Transparenz auf allen Ebenen schaffen durch die Erhebung möglichst exakten und zuverlässigen statistischen Datenmaterials. Ebenso soll sie vorhandene Strukturen aufgreifen, ausbauen und verfestigen, Netzwerke knüpfen und so die vorhandenen Angebote besser vernetzen, die dann letztlich zu einer gelingenden Integration beitragen sollen. Selbst operativ tätig werden soll sie indes nicht. „Das sieht das Förderkonzept nicht vor“, so Beckermann. Vielmehr solle sie sich auf planerische und koordinierende Aufgaben konzentrieren. Entsprechend sei sie auch nicht die erste Ansprechpartnerin für die vielen aktiven ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit. Dies sei eher die Aufgabe für den „Integrationslotsen“, der jetzt zum 1. April 2018 zunächst für ein Jahr eingestellt werden soll. Dieses Förderprogramm, bei dem der Landkreis einen Eigenanteil von 20 Prozent beizusteuern hat, wurde früher als Ehrenamtskoordinator bezeichnet. Er soll sich eher um die operative Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Helfern und Helfergruppen kümmern.

Ein weiteres aktuelles Förderprogramm nennt sich „Bildung integriert“. Über seine Einführung im Landkreis Regen soll demnächst entschieden werden. Es sieht vor, ein tragfähiges Bildungsmanagements und –monitoring im Landkreis zu etablieren. Dadurch soll eine Vernetzung und Koordination aller im Bildungsbereich tätigen Institutionen und Einrichtungen, von den Kindergärten über die Schulen, Vereine und Verbände, Bildungsträger, Kommunen, Betriebe, Kirchen und Jobcenter bis hin zur Verwaltung und den Ehrenamtlichen, mit der gesamten Gesellschaft, von der die Neuzugewanderten nur einen Teil bilden, erreicht werden.

Am Ende von Beckermanns Arbeit steht das Ziel, mehr ausländischen Mitbürgern zu einem formellen Bildungsabschluss zu verhelfen. Denn ein erfolgreicher Abschluss eröffnet auch bessere Chancen zu einem erfolgreichen Zugang auf den Arbeitsmarkt.

Die Kreisräte der CSU und der IG Frauen nutzten ausgiebig die Gelegenheit, sich anschließend mit Verständnisfragen und politischen Anmerkungen an die Bildungskoordinatorin zu wenden. Dabei wurde deutlich, dass die Integration sowohl der jugendlichen wie der erwachsenen Neuzugewanderten (aktuell ist die größte Gruppe der Migranten zwischen 25 und 45 Jahre alt) ein hehres Ziel und eine gewaltige gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Herausforderung für unser Gemeinwesen darstellt. Jedoch ergeben sich viele Probleme schon aus den „Mühen der Ebene“, wie mangelnden sprachlichen und beruflichen Vorkenntnissen oder bürokratischen Hürden bis hin zu den Datenschutz-Hindernissen beim Austausch und der Erhebung des statistischen Zahlenmaterials. „Das reicht soweit, dass man einem jungen Migranten mühsam den Umgang mit einem Gabelstapler beigebracht hat, und in der Prüfung heißt das Ding auf einmal Flurförderfahrzeug“, lieferte Kristina Beckermann ein eingängiges Beispiel.

Anschließend besprachen die Kreisräte noch die Tagesordnungen der anstehenden Sitzung des WUT- bzw. des Schul- und Kulturausschusses sowie aktuelle landkreispolitische Fragen. Dabei sprachen sich die CSU-Kreisräte klar für die Aufnahme des Dauerbetriebs auf der Bahnlinie Gotteszell-Viechtach aus, auch wenn die ursprünglich von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft BEG geforderte Zahl von 1000 Personenkilometern nicht erreicht werden konnte. Diese Zahl dürfe nicht das alleinige und ausschlaggebende Kriterium für die Fortsetzung des Schienenverkehrs zwischen Gotteszell und Viechtach sein, so die Auffassung der Kreisräte.