Ortsverband Berngau

Inklusion: Berngau ist Vorreiter

Runder Tisch mit Experten vor Ort

(von links) Ortsvorsitzender Wolfgang Wild, Dr. Wilhelm Baur, Heidi Rackl, Stefan Meyer, Martina Jacob, Gerhard Seitz, Cliff Rüdinger-Härlin und Andreas Moser am „Runden Tisch“ mit Susanne Hierl

Bei einem „Runden Tisch“ mit dem Thema „Inklusion“, konnten sich auf Einladung der CSU Berngau, Vertreter der Lebenshilfe Neumarkt e.V. und der Regens Wagner Stiftung Lauterhofen mit der Direktkandidatin der CSU Susanne Hierl und mit Bezirksrätin Heidi Rackl austauschen. „Menschen mit Handicap“ müssen noch mehr in der Mitte unserer Gesellschaft ankommen!“ so das Credo von Dr. Wilhelm Baur, Vorsitzender des Präsidiums der Lebenshilfe Neumarkt.

Stefan Meyer, 2. Bürgermeister der Gemeinde Berngau, war in Doppelfunktion vertreten. Er ist Werkstattleiter bei den Lauterhofener Werkstätten der Regens Wagner Stiftung, zudem führte er als 2. Bürgermeister durch die Erkläranlage, eines der Berngauer Musterprojekte zur Inklusion. Zuvor konnte Schulleiterin Martina Jacob bereits die Grund- und Mittelschule Berngau mit ihren Partnerklassen vorstellen. Dazu war auch Cliff Rüdinger-Härlin, Schulleiter der Schule der Lebenshilfe am Höhenberg, mit vor Ort. „Es ist klasse, wenn Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam lernen können – denn alle lernen voneinander“ waren sich alle Teilnehmer einig. Gerhard Seitz, Bereichsleiter Kinder und Jugend, erläuterte der Runde, wie die Kooperation entstand, die sich heute bis zur Begleitung der Offenen Ganztagesschule in Berngau entwickelt hat.

Dass die Inklusion von Menschen mit Behinderung oft auch vor Hindernisse gestellt wird, wurde in der anschließenden Gesprächsrunde deutlich. Andreas Moser, Vorstand der Lebenshilfe Neumarkt und stv. Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft „Werkstätten für behinderte Menschen“ (LAG WfbM Bayern e.V.) stellte fest, dass die Hebesätze, welche mit dem Bezirk ausgehandelt werden, in der Oberpfalz vergleichsweise niedrig sind. Die Finanzmittel reichen daher nicht aus und dies führt in der Folge dazu, dass vorhandene Rücklagen aufgezehrt werden. Zudem wurde angeführt, dass es Forderungen gibt, wonach der Mindestlohn in Zukunft auch für die Menschen in den Werkstätten für Behinderte gelten sollte. Man war sich jedoch einig, dass dieser allerdings nicht im Ansatz wieder erwirtschaftet werden könne, da die Menschen mit Behinderung eben nicht so leistungsfähig sind wie Arbeitnehmer auf dem Ersten Arbeitsmarkt. Eine Möglichkeit wäre ein sogenanntes „Basisgeld“, so dass Grundlohn und Leistungsentgelt aus einer Hand, dies ist insbesondere eine Forderung der Werkstatträte Deutschland e.V. So wären auch die starken Leistungsträger aus den Behindertenwerkstätten belohnt und könnten durch ein Solidarmodell die weniger starken Kollegen mitziehen.

Das Thema Inklusion ist besonders auf Bezirksebene angesiedelt. Auch hier konnten die Gesprächsteilnehmer Lösungsansätze an Bezirksrätin Heidi Rackl mitgeben. Einerseits sind die unterschiedlichen Leistungssätze der Bezirke ein Hinderungsgrund für die Entwicklung in der Oberpfalz und führen zu Konkurrenzdenken gerade an Bezirksgrenzen.

Andererseits punktete gerade die Bezirksverwaltung in der Corona-Pandemie mit pragmatischen und schnellen Lösungen. Einzig die fehlende Finanzierung der Busverstärker mache noch ein wenig Sorgen, so die Vertreter der Sozial-Unternehmen.

„Ich nehme heute ein paar Hausaufgaben mit, die ich ab 26. September hoffentlich in Berlin lösen kann“, so die CSU-Kreisvorsitzende und Direktkandidatin Susanne Hierl. „Wir müssen vor allem pragmatische Lösungen für die Menschen finden, vieles ist zu kompliziert oder geht an der Realität vorbei.“

Insgesamt rund 1.500 Arbeitnehmer stehen in Lohn und Brot der drei großen Arbeitgeber (Regens-Wagner, Lebenshilfe, Dr. Loew) zur Inklusion im Landkreis Neumarkt. Und hier sind die Menschen mit Handicap, die auf dem zweiten Arbeitsmarkt eine Perspektive finden, noch gar nicht dazugerechnet. „Nutzt diese starke Stimme, ihr seid viele und ihr seid immens wichtig für die starke Entwicklung unseres Landkreises“, so Hierl und Rackl abschließend.