Ortsverband Buchloe

Bundesminister spricht in Buchloe

Gerd Müller zieht Bürger mit seinen Berichten in den Bann

 

Ein paar Zentimeter größer dürfte Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller nach seinem Besuch in Buchloe am Montag gewesen sein. Die vorbereiteten 90 Plätze im Haus der Begegnung reichten nicht für die vielen Interessierten aus – und das an einem Werktag um 18 Uhr. Etwa 30 weitere Stühle musste Kirchenpfleger Karl Kutter bringen.

Bei der Fragerunde nach Müllers etwa einstündigem Vortrag, bei dem Parteipolitik weitgehend außen vor blieb, gab es ausschließliche positive Rückmeldungen für den Bundesminister, der auf Einladung der Landtagsabgeordneten Angelika Schorer nach Buchloe gekommen war. Da fielen Kommentare wie „Sie sind der vernünftigste und kompetenteste Minister von allen“, „Es ist wahnsinnig schön, mal wieder soziale und christliche Werte zu hören. Man kann nur hoffen, dass es einen Wechsel in der Führung gibt.“, „Machen Sie so weiter und helfen Sie vor Ort.“ und „Es ist wohltuend, einen CSU-Politiker so reden zu hören.“

Müller betonte, dass Deutschland ausgesprochen großherzig sei und viel leiste. „Wir – also Bund, Länder und die Sozialversicherung – geben pro Jahr 25 bis 30 Milliarden Euro für die Integration und Betreuung von Geflüchteten aus.“ Das sei eine enorme Summe. Er bräuchte eine Milliarde Euro, also nur einen Bruchteil davon, und könnte damit beispielsweise in Jordanien oder im Nordirak ein Vielfaches erreichen. In vielen Ländern, beispielsweise in den riesigen Flüchtlingscamps im Libanon, genügten 50 Cent pro Tag, um ein Kind zu versorgen – mit Essen und Bildung.

Er könne nicht verstehen, warum die Haushaltsberatungen 2019 für sein Ministerium so zäh laufen. „Hunderte, Tausende verlieren ihr Leben auf der Flucht. Wir müssen dort investieren, wo das Leid am größten ist“, forderte Müller und erntete dafür viel Applaus.

Ulla Bischoff vom Buchloer Arbeitskreis Eine Welt erklärte sich bereit, im Weltladen, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, Unterschriftenlisten aufzulegen, mit denen Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) aufgefordert wird, das Budget für Müllers Ministerium zu erhöhen. Der Bundespolitiker berichtete von zahlreichen Einzelprojekten und Initiativen in verschiedenen Ländern, mit denen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werde. Der Kontinent Afrika wird sich laut Müller in Bezug auf die Bevölkerungszahl verdoppeln.

Man rechnet mit zwei Milliarden Babys in den nächsten 30 Jahren. „Kinder bereiten Glück, aber auch Sorgen. Kann man die satt bekommen? Ja. Eine Welt, ein Afrika ohne Hunger ist möglich“, sagte der Minister. „Hunger ist Mord“ – mit diesen Worten zitierte er den indischen Friedensnobelpreisträger Mahatma Gandhi. Weltweit hungern 850 Millionen Menschen. Zwei Milliarden Menschen sind chronisch mangelernährt. Dies seien nicht hinnehmbare Zustände, so der Minister.

Wenn die Menschen keine Perspektive haben – nichts zu essen und zu trinken, kein Geld und keinen Beruf – und gleichzeitig auf ihren Handys Bilder und Berichte vom Wohlstand in den Industrienationen sehen, sei es nicht verwunderlich, wenn sie sich auf den Weg machen – auch, wenn sie eigentlich ihre Heimat gar nicht verlassen wollen.

Immer wieder wies er auf gigantische Herausforderungen hin, vor denen die Menschheit steht, und fordert eine gerechte Weltordnung mit einem fairen Interessenausgleich. „Es kann nicht sein, dass 20 Prozent der Weltbevölkerung in den Industriestaaten 80 Prozent der Ressourcen verbrauchen.“

Anschließend ging er auf die Fragen der Bürger ein, in denen es unter anderem um Handelsverträge, Arbeitserlaubnisse für anerkannte Flüchtlinge, die Rolle Chinas und Müllexporte ging.(Buchloer Zeitung/Claudia Goetting)