Ortsverband Burglengenfeld

Jubiläum

75 Jahre CSU Burglengenfeld

Jubiläum in Coronazeiten

von Markus Huesmann

 

Anfang 2021 blickt der CSU-Ortsverband Burglengenfeld - pandemiebedingt sehr still - auf die Phase seiner Gründung vor 75 Jahren zurück.

Informationen zu den Umständen der Neugründung der Parteien nach Ende der NS-Diktatur finden sich in der Burglengenfelder Chronik Dr. Margit Berwing-Wittls von 1996, im städtischen Archiv und im Hauptstaatsarchiv in München.

Am 8.Mai 1945 endete der 1939 von Hitler angezettelte Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation Nazi-Deutschlands. Damit ging die mehr als zwölfjährige Diktatur des selbst ernannten „tausendjährigen Reiches“ zu Ende.

Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP Ende Januar 1933 war im ganzen Land die Gleichschaltung erfolgt. Alsbald wurden die anderen Parteien verboten oder aufgelöst. Für die bislang im Bereich Burglengenfeld aktiven Parteien hieß dies: Im März wurde zunächst die KPD verboten, im Juni die SPD, im Juli löste sich die Bayerische Volkspartei, die BVP, auf.

In Burglengenfeld trotzte der Wähler den Nazis anfangs noch – bei der Neuwahl des Bezirkstags, zu vergleichen wohl am ehesten mit dem heutigen Kreistag, im April 1933 errang die BVP in Burglengenfeld fünf Sitze, die NSDAP nur drei, ein Sitz ging an die SPD. Gewählt wurde für die BVP unter anderem der Burglengenfelder Zementwarenfabrikant und Gewerberat Georg Hofmann.

Allerdings war diese Form der Opposition nur mehr von kurzer Dauer – wurden doch die Parteien neben der NSDAP alsbald verboten bzw. wurde ihnen jedes Betätigungsfeld genommen.

Hitler steuerte auf seinen Krieg zu, der unendliches Leid über die Welt gebracht hat und mit der völligen militärischen Niederlage Deutschlands endete.

Nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 wurde ganz Deutschland von den Siegermächten besetzt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt.

 

Während Burglengenfeld selber von militärischen Angriffen und unmittelbaren Kampfhandlungen weitgehend verschont blieb, hat es andere Orte in der Region noch kurz vor Kriegsende schwer getroffen.  Am 17. April richteten Luftangriffe auf Schwandorf schwere Zerstörungen an und forderten viele Opfer.

Am 23. April wurde Burglengenfeld den von Schmidmühlen her über Pottenstetten heranrückenden Amerikanern weitgehend kampflos übergeben. Zu einer beabsichtigten Sprengung der Naabbrücke durch SS-Kräfte war es nicht mehr gekommen.

Allein aus Burglengenfeld sind aber mehr als 270 Männer im Krieg gefallen oder vermisst, hunderte gerieten in Kriegsgefangenschaft.

 

Alle Regierungsgewalt ging nach der Befreiung nun von den Militärregierungen aus. Auch in der Kreisstadt Burglengenfeld hatte die US-Militärregierung einen Sitz. Seit 1939 war Burglengenfeld nicht mehr Bezirksamt, sondern Landkreis, seit 1940 gehörte die Stadt Schwandorf dem Landkreis Burglengenfeld an.

Die Versorgungslage war schwierig, die Wirtschaft zusammengebrochen, zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den Ostgebieten strömten in die Region, es gab erhebliche Versorgungsengpässe.

Um die dringendsten Aufgaben bei der Versorgung der Bevölkerung überhaupt bewältigen zu können, setzten die amerikanischen Truppenbefehlshaber als politisch unbelastet geltende Personen als neue Landräte und Bürgermeister ein.

In Burglengenfeld wurde so der Bildhauer Karl Bornschlegel als erster Bürgermeister eingesetzt. 

Die Westalliierten wollten in ihren Zonen einen demokratischen Neuanfang für Deutschland und dazu die Zulassung aller demokratischen Parteien überall im Land.

Für den Landkreis Burglengenfeld teilte die Militärregierung am 12. Oktober 1945 mit, dass ab sofort auf schriftlichen Antrag hin die Genehmigung zur Gründung von demokratischen politischen Parteien zur Betätigung im Bereich des Landkreises erteilt würde.

Der eingesetzte Landrat Dr. Winkler informierte die Bürgermeister über das notwendige Procedere.

Die Militärregierung hatte dazu ein bürokratisches Verfahren vorgesehen, um jedwedem Wiedererstarken nationalsozialistischer oder anderer antidemokratischer Tendenzen von Haus aus begegnen zu können.

So musste zur Antragstellung – in englischer Sprache und vierfacher Ausfertigung – u.a. angegeben werden:

  • ein Parteiprogramm
  • eine Satzung
  • eine Liste von mindestens 25 Gründungsmitgliedern ohne Nazivergangenheit mit Adresse und Unterschrift
  • Angaben zur Art und Häufigkeit beabsichtigter Versammlungen
  • Angaben zu den Parteifinanzen und den dafür verantwortlichen Personen
  • Angaben zu den vorgesehenen Werbemitteln

Die Betätigungen der zu gründenden Parteien waren strengen Regeln unterworfen:

Die Militärregierung verlangte etwa die vorherige Anmeldung von Parteiveranstaltungen mit Angabe von Ort, Uhrzeit, Zweck, Name und Anschrift der vorgesehenen Redner. Es gab u.a. exakte Vorgaben zur Größe von Veranstaltungsplakaten.

 

Ein Antrag auf Wiedergründung der 1933 verbotenen SPD in Burglengenfeld ging bereits im November 1945 bei der Militärregierung ein. Auch die KPD beantragte rasch ihre Wiederzulassung.

 

Etwas anders verhielt es sich bei den Konservativen der früheren Bayerischen Volkspartei. Deren frühere Anhänger wollten letztlich bayernweit einen kompletten Neuanfang.

Im November genehmigte die Militärregierung für ganz Bayern in Regensburg eine „Christlich-Soziale Einigung (CSE)“, in der sich die früheren bürgerlich-konservativen Kräfte mit christlicher Werteorientierung gebündelt organisieren wollten.

Im Dezember 1945 kam es dann auch in Burglengenfeld zu entsprechenden Bemühungen, zumal für den 27. Januar 1946 die ersten freien Gemeinderatswahlen seit 1932 in Gemeinden bis 20.000 Einwohner angesetzt wurden.

Wie sich aus den Akten der US-Militärregierung (Office of Military Government for Germany - US, kurz OMGUS) ergibt, die im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München gesammelt sind, wurde am 19.12.1945 der Antrag auf Gründung einer

„Party of the Christian-Social Union in Bavaria“

in Burglengenfeld ausgefüllt.

An Position 1 der 25köpfigen Liste der Gründungsmitglieder steht der schon erwähnte Gewerberat Georg Hofmann aus Burglengenfeld.

Es befinden sich Personen überwiegend aus Burglengenfeld, aber auch aus dem Kreisgebiet auf der Gründungsliste. Unter den 25 Personen sind vier Frauen.

 

Die abzugebende Kurzbeschreibung der Parteiziele lautet übersetzt:

„Auf christlichem Fundament gegründete Union der Mittelschichtsparteibewegungen, die früher in einer Einheitsfront existiert haben, demokratisch und antinationalsozialistisch, zur Vertretung der Interessen der Arbeiter, Bauern, Beamten, Angestellten und Angehörigen der Mittelschicht zum Wiederaufbau von Staat und Gesellschaft.“

Das angegebene Parteiprogramm am Ende des Antrags legt besonderes Augenmerk auf die Autonomie Bayerns in einem Deutschen Bundesstaat, der Frieden, Sicherheit, Wohlstand und Freiheit für seine Bürger gewährleistet.

Dazu wird auf Basis einer liberalen Verfassung u.a. die Entfaltung einer freien und sozialen Marktwirtschaft gefordert, die Verstaatlichung der Industrie abgelehnt, auf Grundlage der christlichen Morallehre aber u.a. die Schaffung eines sozialen Netzes verlangt.

Am 26.12.1945 fand mit Genehmigung der Militärregierung eine erste Kundgebung der neu zu gründenden CSU Burglengenfeld in der TV-Turnhalle statt, worüber die MZ vom 04.01.1946 als „Markstein an der Schwelle neuen politischen Lebens im Landkreis Burglengenfeld“ berichtet.

Die Militärregierung ließ dann am 9. Januar 1946 in Burglengenfeld die CSU unter Georg Hofmann, die SPD unter Xaver Muggenthaler und die KPD unter Führung von Johann Meier als Parteien zu

Was die beiden Letztgenannten betrifft, handelt es sich um die Wiederzulassung bis 1933 bereits existenter Parteien, bei der CSU um die Zulassung einer ganz neuen Partei.

Diese drei Parteien traten zur ersten freien Kommunalwahl seit 1932 am 27. Januar 1946 an, die CSU mit der größten Liste und der einzigen Frau auf dem Wahlzettel.

Spitzenkandidat der CSU war der 1945 von den Amerikanern als Bürgermeister eingesetzte Karl Bornschlegel.

Zum Bürgermeister gewählt wurde allerdings Xaver Muggenthaler für die SPD, der bis 1964 amtierte. Dessen Nachfolger war von 1964 bis 1970 Willy Himmelhuber, SPD.

Erstmals 1970 gelang es der CSU, den Burglengenfelder Bürgermeister zu stellen, und zwar in Person des 1954 dem Ortsverband beigetretenen Stefan Bawidamann, der dieses Amt über zwanzig Jahre bis 1990 bekleidete, dem unsere Stadt ausgesprochen viel zu verdanken hat und der leider im vergangenen Jahr 94-jährig verstorben ist.

Sein Nachfolger für vier Amtsperioden wurde Heinz Karg, SPD, zuletzt BWG. 2014 ist es der CSU mit Thomas Gesche überhaupt zum zweiten Mal seit 1946 gelungen, den Bürgermeister zu stellen. Thomas Gesche hat sein Amt bei der Kommunalwahl 2020 verteidigt. Die CSU wurde mit 48.075 Stimmen und 33,5 % die stärkste Kraft im Stadtrat.

Ihre Anfänge hat die CSU Burglengenfeld vor nun ziemlich genau 75 Jahren genommen, mit der Beantragung ihrer Zulassung bei der amerikanischen Militärregierung am 19. Dezember 1945 und ihrer Zulassung als demokratische Partei durch diese am 9. Januar 1946. Die erste Teilnahme an einer Wahl war am 27. Januar 1946.

In 75 Jahren hat die CSU Burglengenfeld unsere Heimatstadt entscheidend mitgeprägt und wird sich auch in Zukunft mit ganzer Kraft für unsere Kommune und ihre Bürger engagieren.