Ortsverband Hammelburg

Meldung

Reiters unverständliches Beharren

Der Oberbürgermeister erweckt den Eindruck, das Corona-Virus mache an den Türen von Grundschulen Halt. Damit emotionalisiert er das hoch emotionale Thema Maskenpflicht weiter.

 

Wie kann man wissen, wie viele Grundschüler in München mit dem Coronavirus infiziert sind? Indem man sie alle testet. Dass das kaum möglich ist, dürfte einleuchten. Trotzdem sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vor ein paar Tagen, dass aktuell genau neun von 47000 Jungen und Mädchen Corona-positiv seien - und dass sie sich alle nicht in der Schule infiziert hätten. Dabei bezeichnet das Gesundheitsamt das Infektionsgeschehen in München seit Wochen als "sehr diffus". Reiters Aussage erscheint also mindestens gewagt, sein Beharren unverständlich.

Hinter all dem stehen die Fragen, ob es jüngeren Kindern zuzumuten ist, im Unterricht am Platz eine Maske zu tragen, und ob das sinnvoll ist. Zweifelsohne sehr emotionale Fragen, über welche die Stadt mit dem Freistaat in Streit geraten ist. Ja, sagt der Freistaat, der die bisherige Ausnahmeregelung für Münchner Grundschüler zurückgenommen hat - seit Montag müssen auch Erst- bis Viertklässler eine Maske tragen. Nein, sagt die Stadt, und verweist auf niedrige Infektionszahlen an Grundschulen.

Tatsächlich haben sich bundesweit zuletzt deutlich mehr Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer mit dem Coronavirus infiziert. Das zeigen Zahlen aus mehreren Bundesländern. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums hat zudem ergeben, dass zu Beginn der Pandemie in Bayern sechs Mal so viele Kinder und Jugendliche mit dem Virus infiziert waren als offiziell bekannt. Kinder entwickeln oft keine Symptome. Trotzdem sind sie ansteckend und verbreiten das Virus weiter, wenn auch wohl nicht so stark wie Erwachsene.

Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-corona-maskenpflicht-reiter-kommentar-1.5109660