Ortsverband Hengersberg

Nachruf

Zum Tod von Georg Weber

Hengersberg. Als ich Georg Weber am 6. September 2016, zu seinem 90. Geburtstag, besuchte, war er trotz seines Handicaps, einer Unterschenkelamputation, so rüstig, geistig fit und gut gelaunt, wie ihn Jeder in Hengersberg kannte. Nach kurzer Bettlägerigkeit ist der "Weber Schos", wie ihn alle nannten, am 26. April im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen.

Von einer Trauerfeier musste aufgrund der gegebenen Corona-Umstände verzichtet werden. Ein Requiem findet zu einem späteren Zeitpunkt statt. Mit Ehefrau Emilie und den engsten Familienangehörigen mit voran Tochter Sieglinde Weber-Ziino trauern zahlreiche Vereine, denen Georg Weber über viele Jahrzehnte die Treue hielt.

Aber nicht nur das, der gelernte Kaminkehrer und spätere Bezirkskaminkehrermeister war in seiner Wahlheimat Hengersberg über Jahrzehnte kommunalpolitisch engagiert. Am 4. Juli 1972 wurde er in den Marktrat gewählt, dem er 30 Jahre lang ununterbrochen angehörte.

Zwei Perioden, von 1978 bis 1984 und von 1990 bis 1996, war er 2. Bürgermeister und von 1984 bis 1990 3. Bürgermeister. Ganz besonders stolz war Georg Weber, dass er 1984 die meisten Wählerstimmen aller Marktratskandidaten erhielt, was für ihn immer auch Ansporn und Verpflichtung war, sich für den Markt Hengersberg einzusetzen. Das brachte er unter anderem auch in zahlreichen Ausschüssen und als Ortswaisenrat zum Ausdruck.

Zum 70. Geburtstag 1996 erhielt er den Goldenen Ehrenring des Marktes Hengersberg. 2000 wurde er von der Staatsregierung für sein langjähriges verdienstvolles Wirken um die kommunale Selbstverwaltung ausgezeichnet. Es wird in Hengersberg keinen Zweiten geben, der in so vielen Vereinen und auf so lange Sicht aktiv und passiv vertreten war wie Georg Weber.

Seit 1971 gehörte er dem CSU-Ortsverband Hengersberg an, der ihn zum Ehrenmitglied ernannte. 72 Jahre war er Mitglied der Feuerwehr, allein über 60 Jahre in der Schwarzacher Wehr, die er 19 Jahre als 1. Vorsitzender führte und deren Ehrenvorsitzender er war. Dem Krieger- und Veteranenverein Hengersberg hielt er seit 1967, dem Krieger- und Soldatenverein Schwarzach seit über 50 Jahren bis zu seinem Tod die Treue. Über 50 Jahre Mitglied und jeweils Ehrenmitglied war er im TSV Hengersberg und im VdK-Ortsverband Hengersberg, bei dem er viele Jahre als 2. Vorsitzender fungierte. Vor über 50 Jahren trat er dem Gartenbauverein Hengersberg und vor über 30 Jahren den Weingartlschützen Schwarzach bei. Seit der Gründung war er Mitglied des 1. FC Schwarzach.

Geboren wurde Georg Weber am 6. September 1926 in Tittling. Als er sieben Jahre alt war, starb seine Mutter Fanny Weber mit nur 25 Jahren. Noch im Babyalter nahmen sich die Halbschwester seiner Mutter, Maria Miedl, und deren Ehemann, Schneidermeister Georg Miedl, des kleinen Georg an, der später die Volksschule in Tittling besuchte und danach eine Lehre als Kaminkehrer absolvierte.

1943 wurde er zum Reichsarbeitsdienst nach Linz und später zur Besatzungsgruppe nach Marseille in Frankreich abkommandiert. Der Grundausbildung im belgischen Beverlo folgte im französischen Biarritz am Golf von Biskaya die Flak-Ausbildung für die Marine, der Georg Weber bis zum Kriegsende im Mai 1945 auf einem Minen-Räumschiff angehörte. Nach der Internierung durch die Engländer in Stade machte sich Georg Weber von Norddeutschland aus zu Fuß und als blinder Passagier auf Kohlezügen usw. auf den Heimweg.

Am 7. September 1945, einen Tag nach seinem 19. Geburtstag, kam er ausgehungert, aber wohlbehalten in seinem Heimatort Tittling an. Dort übte er wieder seinen Beruf als Kaminkehrer aus. 1953 legte er die Meisterprüfung mit Erfolg ab.

1964 verschlug es ihn mit Ehefrau Maria, die 1970 verstarb, und Tochter Sieglinde als Bezirkskaminkehrermeister nach Hengersberg, wo er 1967 auf dem Weingartl in Schwarzach sein Eigenheim bezog. 1973 heiratete er Emilie Lausch, mit der er bis zu seinem Tod glücklich zusammenlebte und die sich bis zuletzt fürsorglich um ihren Ehemann kümmerte.
Wie eingangs erwähnt, besuchte die DZ den Verstorbenen zu seinem 90. Geburtstag, bei dem er, wie man es von ihm gewohnt war, "frisch und frei von der Leber heraus" erzählte. Georg Weber war keiner, der ein Blatt vor den Mund nahm. In seiner sarkastisch-lustigen, aber immer freundlichen Art erzählte er am liebsten von seinen Jugendjahren, die schon in Anbetracht dessen, ohne Mutter aufzuwachsen, nicht einfach waren. Hinzu kam die Kriegszeit, die er im besten Jugendalter miterleben musste.

All das konnte ihn aber nicht umwerfen und auch sonst keine Schicksalsschläge, die der "Schos" immer mit seinem ansteckenden Optimismus und auf seine eigene Art und Weise zu verdrängen wusste. Mit ihm verlor der Markt Hengersberg einen immer gut gelaunten und nie um ein Wort verlegenen Menschen, der allein deshalb, weil er nicht mehr unter uns weilt, eine große Lücke hinterlassen hat.