Ortsverband Saaldorf-Surheim

Chronik des CSU-Ortsverbandes Saaldorf-Surheim:

70 Jahre CSU in Saaldorf und Surheim und 40 Jahre gemeinsamer Ortsverband!

Vier CSU-Ortsvorsitzende an einem Tisch - von links nach rechts: Bernd Keilwerth (Ortsvorsitzender von 1985 bis 2003), Martin Prechtl (Ortsvorsitzender von 1964 bis 1985), Altbürgermeister Ludwig Nutz, Bürgermeister Bernhard Kern (Ortsvorsitzender von 2003 bis 2013) und Markus Wallner (Ortsvorsitzender seit 2013).

Ortsvorsitzende Saaldorf:
1946: Josef Veiglhuber, Schmiedmeister Steinbrünning
1952: Josef Rehrl, Brunnerbauer von Saaldorf
1964: Martin Prechtl, Schauerbauer Stützing
1985: Bernd Keilwerth, Lebensmittelüberwacher Surheim
2003: Bernhard Kern, Bauing. Saaldorf
seit 2013: Markus Wallner, Konstrukteur Saaldorf

Ortsvorsitzende Surheim:
1946: Peter Standl, Ernstenbauer Großgerstetten
1964: Rudolf Gundringer, Kernbauer Surheim
?: Hans Mayer, Malermeister Surheim
bis 1977: Konrad Rehrl, Ledererbauer Bahnhof

Herbst 1977: Zusammenschluss der beiden Ortsverbände auf Betreiben von Martin Prechtl.


„Nie wieder zu einer Partei“ sagten sich die meisten Deutschen nach dem totalen Zusammenbruch des deutschen Reichs 1945. Doch dann sollten wieder freie Wahlen stattfinden und dazu brauchte man Parteien. Ende Mai 1945 waren neue Bürgermeister von der Militärregierung eingesetzt worden. Schon im Herbst 1945 fanden in manchen Gemeinden Gespräche über die Gründung einer christlich-konservativen Partei statt, oft initiiert von den Pfarrern. Das konservativ-bewahrende lag den Landbewohnern Bayerns am nächsten, so wie es vor dem Krieg die bayerische Volkspartei gewesen war.

Ende Januar 1946 sollten die ersten freien Gemeinderatswahlen seit 1929 stattfinden. Die Lizenz für eine bayernweite Christlich-Soziale Union erteilte die Amerikanische Militärregierung am 8. Januar 1946. Die Lizenzurkunde wurde in München an Dr. Josef Müller, den „Ochsen-Sepp“ übergeben.

Zu den Wahlen am 27.1.1946 waren in Saaldorf (und wohl auch in Surheim, Unterlagen fehlen hier) nur die CSU angetreten, in ganz Bayern errang die CSU 80 % der Stimmen.

Am 26. Februar 1946 gründeten dann die Saaldorfer einen eigenen Ortsverband der CSU. Sie wollten zeigen, dass in Deutschland Demokratie auf den Werten der christlichen Religion notwendig und möglich ist. Auch in der Gemeinde Surheim gründeten Männer, die sich für eine menschliche politische Entwicklung einsetzten, den Ortsverband, das Datum ist nicht überliefert.

Punkt 1 der 10 Punkte-Erklärung der CSU Bayern, mit denen sich auch unsere CSU identifizierte: „Wiederaufbau des Zerstörten mit dem Fleiß unserer Hände und der Kraft unserer Herzen, Brot für die Hungernden, Heimat für die Obdachlosen, Hilfe für die Entwurzelten und die unschuldigen Opfer des Krieges und Terrors.“

Wie sich seither Bayern vom armen Agrarland zur hoch entwickelten High-Tech-Region mit der besten Wirtschaftskraft Deutschlands und der geringsten Arbeitslosigkeit entwickelt hat, ist vor allem das Verdienst der CSU.

Üppige Diskussions-Themen

Bürgermeister Albert Rott hat nach seiner Wahl 1968 für eine eigene Presse gesorgt und mich dazu verpflichtet, denn weder die Freilassinger noch die damalige Laufener Kreiszeitung schickte jemals Pressevertreter, die kleinen Landgemeinden waren ihnen zu unwichtig. Anhand der Zeitungsartikel kann man verfolgen, welche Themen sich der CSU-Ortsverband Saaldorf - meist sehr frühzeitig - vorgenommen hat: So hat er sich schon vor der Volksschul-Reform 1969 mit der Entwicklung unserer Schulen befasst, z.B. ob wir mit Weildorf einen Schulverband gründen sollen. Auch die damals eingeführten Schulbusse waren ein Thema, vor allem im Hinblick auf die geringe Finanzkraft. Die Auflösung der landwirtschaftl. Berufsschulen wurde als Benachteiligung empfunden. Ein ganz großer Fortschritt war dagegen die bairische Finanzreform, seit damals werden die Gemeinden an der Einkommensteuer ihrer Bürger beteiligt. Erst seit dieser Zeit können sich auch kleinere Gemeinden notwendige Investitionen leisten.

Als der damalige Ministerpräsident Alfons Goppel eine kommunale Gebiets- und Verwaltungsreform ankündigte, befasste sich der CSU-Ortsverband Saaldorf schon ab 1971 damit und schlug einen freiwilligen Zusammenschluss mit Surheim vor. Damals existierte ein Plan, wonach Saaldorf und Surheim in der Mitte geteilt und nach Freilassing und Laufen eingemeindet werden sollten. Das wollte vor allem Bürgermeister Rott verhindern, denn damit würden die gemeindlichen, schulischen, kirchlichen und Vereins-Strukturen zerstört. In einer gemeinsamen Sitzung am 6.12.1971 bot er deshalb den Surheimer Gemeinderäten an, dass Saaldorf nach Surheim geht, damit eine ländliche Einheitsgemeinde zwischen den beiden Städten erhalten bleibt. Bis auf 3 Befürworter lehnte das der Surheimer Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung ab. 4 Jahre später, 1975, verfügte dann die Regierung doch diese Einheitsgemeinde, allerdings jetzt mit Sitz in Saaldorf.

Wahlen

Saaldorf und Surheim waren immer schon wie die meisten bayrischen Landgemeinden konservativ orientiert gewesen und wählten daher vor dem 3. Reich die bayrische Volkspartei und dann die CSU. Trotzdem hatten sie sich 1948 entschieden, in Saaldorf freie Listen aufzustellen (Bauern-Handwerker-Arbeiter), in denen sich auch andere wiederfinden konnten. Ich kann mich erinnern, dass sich mein Vater ärgerte, wenn er als Arbeiter der SPD zugerechnet wurde, er war immer CSU-Anhänger gewesen. Übrigens machte mein Vater Ferdinand, der 1946 als erster Arbeiter in den Gemeinderat kam, den anderen Räten keine Freude: Die Bauern hatten bisher ja nachmittags getagt und mussten jetzt wegen ihm die Sitzungen auf den Abend verlegen, denn eine Freistellung von der Arbeit für öffentliche Ämter gab es noch lange nicht.

Bis 1956 hatten die Heimatvertriebenen eine eigene Liste „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten – BHE“, die sich aber dann in die einheimischen Listen integrierte. Dafür gab es ab 1956 zusätzlich die „Unpolitische Heimatliste“, die eher die Arbeiter vertrat. 1972 dann der Umschwung: Buchstäblich über Nacht wurde die SPD Saaldorf gegründet und Dr. Hans Pallaske und Christian Eder kandidierten auf ihr. Um die Liste „Bauern-Handwerker-Arbeiter“ in eine CSU-Liste zu ändern und auf den 1. Platz des Stimmzettels zu bringen, reichte die Zeit nicht mehr, nur der Bgm.-Stimmzettel konnte noch auf CSU ergänzt werden, so dass Albert Rott vor Dr. Pallaske aufgeführt war. Er gewann haushoch gegen den Dr., aber die SPD brachte auf Anhieb 3 Männer in den Gemeinderat.

In Surheim gab es immer eine CSU-Liste, eine starke Bayernpartei und eine parteilose Liste, zu der ursprünglich auch Bgm. Peter Rehrl gehörte, dann auch noch die BHE. Die CSU war immer die stärkste Gruppierung. 1956 schlossen sich 4 Listen zu einer zusammen, ab 1960 gab es noch die „Arbeitergemeinschaft“ und ab 1972 die Freien Wähler.

Im Herbst 1977, ein halbes Jahr vor der Gebietsreform, schlossen sich die beiden CSU Ortsverbände Saaldorf und Surheim zum gemeinsamen Ortsverband zusammen. Man stellte eine gemeinsame CSU-Kandidatenliste auf, in den beiden Gemeinden gleich gut vertreten waren. Nur für diese Wahl hatte die Regierung verfügt, dass alle Parteien die doppelte Anzahl an Bewerbern aufstellen dürfen, damit kleine aufgelöste Gemeinden zumindest einige Bewerber durchbringen.

Obwohl Saaldorf und Surheim gleich viele Wähler hatten, wirkte sich das vor allem für Surheim negativ aus. Die Gründe sind mehrere: Saaldorf hatte auf 3 Listen insgesamt 41, Surheim aber auf 4 Listen 53 Kandidaten, davon auf der neuen „Bürgerliste Saaldorf-Surheim“ allein 19 aus der Neubausiedlung, die sich bisher kommunalpolitisch überhaupt nicht betätigt hatten, aber sich nun aus Protest gegen den 1977 begonnenen Kanalbau engagierten. Während die Saaldorfer gezielt ihre alten Gemeinderäte, überwiegend aus der CSU wählten, zersplitterten sich die Stimmen für die 53 Surheimer Kandidaten auf 4 Listen so vollkommen, dass nur 5 genug Stimmen zum Einzug in den Gemeinderat bekamen. Auffallend viele Stimmen wurden in Surheim verschenkt, die möglichen 32 Stimmen oft nicht ausgenutzt. Möglich ist auch, dass die alten Surheimer Gemeinderäte dafür abgestraft wurden, weil sie „die Gemeinde verkauft“ hatten, wie zu hören war, und weil sie den ungeliebten Kanalbau voranbrachten. Zumindest wurde der 5. Surheimer Sitz dadurch gerettet, dass der für Albert Rott auf der GR-Liste vergebene Sitz dann an Jakob Rehrl fiel.

Dieses ungleiche Verhältnis 11:5 war nicht vorteilhaft für die Arbeit im Gemeinderat, aber nur einmal spielte es eine Rolle, bei der Abstimmung über den Gemeindesitz. Ob das Zusammengehen der Surheimer CSU-Bewerber mit den Freien Wählern Surheim ausschlaggebend war für das verbesserte Verhältnis 10:7, weiß man nicht, denn auch die gemeinsame SPD-Liste erhielt mit dem 3. Sitz einen Surheimer.

Das Schöne: Heute fragt keiner mehr, wie viel Surheimer, wie viel Saaldorfer, sondern nur noch wer? Und nach bald 39 Jahren ist das auch normal so. Denn die Erfolgsgeschichte dieser Gemeinde ist beachtenswert und niemand wird sich die früheren sehr einfachen Strukturen zurückwünschen.

Die CSU war in der Gemeinde immer die führende und erfolgreichste Partei, ihre Vertreter im Gemeinderat hatten zeitweise die absolute Mehrheit. Das spielte sie aber nie aus. Die Zeitungsberichte über die CSU kann ich nicht alle aufzählen, aber so viel: Es wurde durchaus auch kritisch über die CSU berichtet, z.B. 2008, als Bgm. Nutz meinte, die Politik sei z.Zt. schwer vermittelbar, und es gebe durchaus Unruhe an der Basis über die Situation in der CSU wegen der Machtkämpfe der Spitzenpolitiker.

Auch die Erfolgsgeschichte der CSU Saaldorf-Surheim kann sich sehen lassen und christlich-konservativ ist aktueller denn je: Bei allem Fortschritt das Wertvolle im Land und in der Gemeinde bewahren, ist mit den Worten des Kiem-Pauli auf den Punkt gebracht: „Was gut ist am Neuen, dem wollen wir uns nicht verschließen, aber das Herz darf es nicht kosten!“ Oder wie unser ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber sagte: „Laptop und Lederhose“ garantieren Tradition und Fortschritt.