Puste - anstatt Blasmusik?

„Dialekt ist Werbung für die Heimat. Außerdem ist er wesentlicher Integrationsfaktor, wie zahlreiche Projekte in Kindergärten bewiesen haben“, so der Vorsitzende des Bundes Bairische Sprache e. V., Sepp Obermeier zu Beginn seines gut besuchten Vortrags bei den Ortsverbänden von JU und CSU Sankt Englmar am vergangenen Donnerstag im Café Greindl.

Er stellte im Sinne des Bairischen klar, dass Dialekt zu sprechen keineswegs schulkarrierehemmend sei, wie in den 70-er Jahren irrtümlicherweise propagiert wurde. Vielmehr fördere dies die Fremdsprachenkompetenz enorm. „Beherrschen Kinder im Vorschulalter ihren Dialekt, werden sie eineinhalbsprachig eingeschult und sind durch das „Code-switching“ flexibler“, führte der Dialektschützer an Hand wissenschaftlicher Belege aus.

Interessant und amüsant zugleich war die Tatsache, dass man in Rattenberg schon länger Wienerisch spricht als in  Wien selbst. Gerade in Rattenberg sei der Dialekt noch sehr gut erhalten. Daran könne man sich ein Beispiel nehmen.

Über Grenzen und Vokale referierte Obermeier vortrefflich, und so mancher musste dann doch feststellen, dass er kein für die Region typisches, lupenreines „Bairisch“ spricht.

Zum Ende des informativen Abends verwies er noch auf die Handreichung „Dialekte in Bayern“, die eine gute Grundlage sei, um Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass man sich seines Dialektes wegen nicht schämen brauche! Auch Goethe habe Dialekt (hessisch!) gesprochen und sei einer der bedeutendsten Literaten Deutschlands geworden. Und überhaupt wolle wohl niemand, dass bairische Kinder „pusten“ statt „blasen“ sagen, sonst müsse man im Bierzelt künftig der „Pustemusik“ lauschen.

Nach einem langen Applaus bedankte sich CSU-Ortsvorsitzender und Bürgermeister Anton Piermeier auch im Namen der JU-Ortsvorsitzenden Sophia Greindl für den Abend, der einer Liebeserklärung an die Mundart und deren Vielfalten glich. Er war sich sicher, dass künftig zumindest jeder der Anwesenden wieder etwas genauer aufpasst, wie er etwas ausspricht.