Ortsverband Waldthurn

Einweihung Marktplatz 13

Wohnraum für junge Menschen in alten Mauern

Wohnraum für junge Menschen in alten Mauern – Segnung durch Pfarrer – Einzug der ersten Mieter noch vor Weihnachten

(Text und Bilder: Franz Völkl)

Bei der Segnung des neuen „Ebnet-Anwesens“ - Marktplatz Nummer 13 - waren die Gäste trotz noch anstehender Restarbeiten von der Sanierung begeistert. „Hier wurde investiert und damit Wohnraum für junge Menschen zentral im Ort und somit neues Leben in alten Mauern geschaffen“, sagte MdL Stephan Oetzinger im kleinen Kreis im Hof des Anwesens.

Bürgermeister Josef Beimler begrüßte zur Segnung des Gebäudes pandemiebedingt nur wenige Gäste und stellte in Aussicht, dass die Mieter noch vor Weihnachten in ihre Wohnungen einziehen können. Besonders dankte Beimler dem Amt für ländliche Entwicklung (ALE) Tirschenreuth für die Unterstützung hinsichtlich der Förderungen. Die Gesamtausgaben belaufen sich nach derzeitigem Stand (26.11.2021) auf 1.388.864 Euro. wobei bislang 1.259.900 Euro an Förderungen eingegangen sind. „Dies ist nun das zweite Objekt, das wir am Marktplatz angepackt haben. Es kam zwar zu Verzögerungen, wir sind aber nun froh, dass wir fast fertig sind“, sagte Beimler.

Das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht. „Wir wollen im nächsten Jahr den größten Schandfleck am Marktplatz anpacken, die Planungen für eine Außenstelle des Reha-Zentrums für Frauen mit ihren Kindern laufen bereits“, sagte Beimler voller Zuversicht. Er dankte dem Bauhof, der wieder einmal als „Feuerwehr“ beispielsweise bei Pflasterarbeiten eingesprungen war. Bauhofleiter Max Müller betätigte sich als Künstler und gestaltete eine alte Mauer zum benachbarten Anwesen: „Nur gut, dass du nicht als Künstler, sondern als Bauhofleiter bezahlt wirst - Künstler nagen gerade in diesen schwierigen Zeiten oft am Hungertuch“, meinte Beimler lächelnd Richtung seines agilen Bauhofleiters.

Beimler erinnerte kurz an die Anfänge des Förderprogramms „Innen statt Außen“. Bei der Fachtagung des Amtes für ländliche Entwicklung (2018) stellte Staatsministerin Michaela Kaniber das Förderprogramm „Innen statt Außen“ vor. Dort wurde von Zuschuss-Sätzen von 90 Prozent für die Beseitigung von Leerständen gesprochen. Im Gegenzug muss sich der Markt verpflichten, während der Bindungsfrist der Zuschüsse (12 Jahre nach Fertigstellung) keine Bauleitplanungen für neue Baugebiete durchzuführen. Das „Ebnet-Anwesen“ - Marktplatz 13 - wurde von der Marktgemeinde Waldthurn erworben, grundsaniert, renoviert und ist für die sechs Mietparteien (insgesamt 413 qm Wohnfläche – Wohneinheiten von 43 qm bis 110 qm Wohnfläche) bezahlbar mit Parkmöglichkeiten fast bezugsfertig. Auch Belange des Denkmalschutzes seien berücksichtigt worden. Barrierefreiheit sei durch Einbau eines Aufzugs gewährleistet.

Pfarrer Norbert Götz segnete das gesamte Areal, der Marktverwaltungspraktikant Simon Schwab aus Spielberg sprach die Lesung. Architekt Rudi Meißner führte den Geistlichen durch die einzelnen Räume. Aus einem bäuerlichen Anwesen samt Stall und ehemaligen Bierwirtschaft wurde ein Wohnhaus mit Parkplätzen und direktem Durchgang vom Marktplatz zur Hauergasse. Laut MdL Oetzinger sei dieses Gebäude ein Beispiel, dass Denkmalschutz nicht unter der Käseglocke betrieben werden dürfe, sondern dass man tatsächlich alte Gebäude so gestaltet, dass darin neues Leben möglich sei. Architekt Meißner sprach von unvorhersehbaren baulichen Problemen wie verfaulten Balken, die in den Gastwirtschaftsräumen waren und erklärte, dass derzeit handwerkliche Verzögerungen nicht zu vermeiden seien. Meißner übergab symbolisch den Schlüssel an den Bürgermeister und stellte in Aussicht, eine Schautafel mit dem alten und dem neuen Ebnet-Haus aufzustellen.

Nach der Segnung und den offiziellen Teil wurden in Gesprächen so manche Erinnerungen und Geschichten gerade bei den älteren Waldthurner hinsichtlich der alten Bierwirtschaft wach. Nicht nur kultige Früh- oder Dämmerschoppen, sondern so mancher Hausfasching im Gasthaus, in der Küche oder auch in den Räumen im ersten Stock, wo sich traditionell die Bar befand, „ploppten“ wieder auf.

 

(Text und Bilder: Franz Völkl)