Weihnachtsgruß des Landesvorsitzenden

                                                                                                                                                                                                           

Liebe Freunde und Landsleute,

trotz der Corona-bedingten Einschränkungen ist es uns, den mit uns verbundenen Landsmannschaften und dem Bund der Vertriebenen gelungen, eine breite Öffentlichkeit auf den Beginn der Nachkriegs-Vertreibung vor 75 Jahren hinzuweisen. Zwar entfielen aufgrund der Pandemie sowohl unsere für Ingolstadt geplante Landesversammlung als auch die großen landsmannschaftlichen Treffen, aber die Medien griffen stärker als in früheren Jahren unsere Themen auf, zum Teil mit sehr eindrucksvollen Dokumentationen. Dadurch war es möglich, daß auch die Erinnerung an den 70. Jahrestag zweier einzigartiger Friedensdokumente, nämlich der Stuttgarter Charta der deutschen Heimatvertriebenen und des Wiesbadener Abkommens zwischen Exiltschechen und Sudetendeutschen, nicht unbeachtet blieb. Zu beiden Anlässen sind in diesen Tagen zudem interessante Schriften der Hanns-Seidel-Stiftung sowie der Kulturstiftung der Vertriebenen erschienen.

Nächstes Jahr wird die wahrheitsgemäße Darstellung der massenhaften "ethnischen Säuberungen" im Osten Deutschlands und Europas weiterhin gefragt sein, denn zum Beispiel die Sudetendeutschen wurden in der Masse erst 1946 ihrer Heimat beraubt. Die Deutschen aus Rußland werden im Rahmen des bundesweiten Tages der Heimat 2021 ganz besonders in ihrem grausamen Schicksal gewürdigt, denn vor 80 Jahren, also 1941, erging der berüchtigte Stalin-Befehl, aufgrund dessen sie weiter nach Osten, also nach Sibirien und Zentralasien, deportiert wurden. 100 Jahre ist es her, seit Oberschlesien geteilt wurde und auf diese Weise einen Leidensweg antrat.

Es gibt aber auch viel Positives, das wir im kommenden Jahr in den Fokus aller interessierten Deutschen und Europäer rücken wollen. In Berlin wird endlich das lang ersehnte Dokumentationszentrum "Flucht-Vertreibung-Versöhnung" eingeweiht. Das Sudetendeutsche Museum in München, das ich gemeinsam mit Ministerpräsident Markus Söder, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Kultur-Staatsministerin Monika Grütters, Sozialministerin Carolina Trautner und der bayerischen Vertriebenenbeauftragten Sylvia Stierstorfer diesen Herbst eröffnen durfte, wenn auch nur im kleinsten Kreis, wird mit seiner attraktiven Dauerausstellung und den vielen geplanten Wechselausstellungen sicher ein Besuchermagnet sein.

Politisch wollen wir einen weiteren Schwerpunkt setzen, indem wir die nächste Stufe im Kampf für ein Europäisches Volksgruppenrecht einläuten, das der Förderung der traditionell ansässigen Minderheiten in der Europäischen Union mehr Schutz und Unterstützung gewährleisten soll, nicht zuletzt auch der heimatverbliebenen Deutschen in unseren Herkunftsgebieten. Wir haben seinerzeit als UdV und als CSU aktiv an der Europäischen Bürgerinitiative "Minority Safepack" mitgewirkt, die für dieses Anliegen in allen EU-Mitgliedstaaten insgesamt 1,2 Millionen Unterschriften sammelte. Viele von Ihnen haben sich an dieser erfolgreichen Aktion beteiligt, wofür ich Ihnen herzlich danke.

Ebenso dankbar bin ich meinem Amtsvorgänger Hartmut Koschyk, dem BdV-Präsidenten und Minderheitenbeauftragten der Bundesregierung, Bernd Fabritius, dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesinnenminister Stephan Mayer - diese beiden sind auch stellvertretende UdV-Landesvorsitzende -, sowie nicht zuletzt dem Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe, Alexander Dobrindt, daß sie erreichen konnten, daß der Deutsche Bundestag in einer Debatte und einer Resolution diesen Vorstoß für ein Europäisches Volksgruppenrecht einstimmig unterstützt hat. Eine Woche später stand das Thema auf der Tagesordnung des Europäischen Parlamentes und wird von uns in alle Europäischen Institutionen sowie in die offizielle EU-Konferenz zur Zukunft Europas eingebracht werden, die nächstes Jahr beginnt und bis 2022/23 eine EU-Reform ausarbeiten soll.

Der Weg wird schwierig, aber wir werden ihn konsequent, Schritt für Schritt, weitergehen, auch wenn sich uns die National-Zentralisten in manchen Ländern entgegenstellen. Umso glücklicher sind wir, daß wir uns im Europaparlament auf die EVP-Fraktion mit Manfred Weber und die CSU-Europagruppe mit Angelika Niebler an der Spitze stützen können. Darüber hinaus soll sich unsere UdV-Landesversammlung am 15. Mai 2021 in Ingolstadt in besonderer Weise dieser wichtigen europäischen Frage annehmen.

Auch im Bayerischen Landtag genießen wir starken Rückhalt, der uns auf bundesdeutscher und europäischer Ebene wesentlich hilft. Maßgeblich verdanken wir dies der sehr aktiven Vertriebenengruppe der CSU-Landtagsfraktion unter Vorsitz unseres UdV-Landesvorstandsmitgliedes Josef Zellmeier, der als Landesvorsitzender der Karpatendeutschen selbst weiß, wie unverzichtbar landsmannschaftliche Arbeit ist.

Liebe Freunde, das nächste Jahr wird von vielen Herausforderungen geprägt sein, nicht zuletzt auch von der Bundestagswahl am 26. September. Hoffentlich ist es uns bald möglich, auch wieder zu tatsächlichen Veranstaltungen zusammenzutreffen, denn gerade für die Heimatvertriebenen, die Aussiedler und ihre Nachkommen bedeutet Begegnung besonders viel. Auf alle Fälle aber werden wir die Kommunikation innerhalb unserer UdV durch einen regelmäßigen, digital erscheinenden Informationsbrief intensivieren. Auch unsere Jugendarbeit wird der Landesvorstand ausbauen.

Leider wird unser Landesgeschäftsführer Manuel Glück, dem ich herzlich für seine Arbeit danken möchte, uns verlassen, denn er hat die Funktion eines Büroleiters des CSU-Hauptgeschäftsführers übernommen. Bereits im Januar dürfen wir aber seinen Nachfolger willkommen heißen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit ihm.

Ihnen allen wünsche ich von Herzen ein trotz aller Einschränkungen gesegnetes Weihnachtsfest, Gesundheit und ein glückliches Neues Jahr. Ich danke Ihnen für Ihre vielfältige Unterstützung und Ihre Treue zur gemeinsamen Sache.

 

In herzlicher Verbundenheit


Dr. h.c. Bernd Posselt, MdEP a.D.
Landesvorsitzender der
Union der Vertriebenen und Aussiedler in der CSU