AKH-Bezirksverband Niederbayern

Praxisexkursion Archivwesen

Gruppenbild im Stadtarchiv Straubing der Kulturkreisexkursion: 1. Reihe: Dr. Dorit Krenn (7. von rechts), AKH-Bezirksvorsitzender MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler (6. v.re.), Stadtrat Andreas Fuchs (5.v. re.) und Organisator Christian Hirtreiter (1. v. li).

Archivwesen ist von enormer Bedeutung für die Stadtgeschichte - Dokumente sind von unersetzlichem Wert – Dr. Dorit Krenn stellte Gelöbnisse des Magistrats dar Straubing.

Im Rahmen der diesjährigen Praxisexkursion konnte der niederbayerische Kulturarbeitskreis die Schätze des Straubinger Stadtarchivs besichtigen. Buchautorin und Stadtarchivarin Dr. Dorit Krenn zeigte sich erfreut, dass sich das Gebäude nach langjähriger und kostenintensiver Renovierung und Erweiterung in der bestehenden vorbildlichen Form zeigt. Neben einem Einblick über die historische und derzeitige Nutzung des umfangreichen Gebäudekomplexes, standen vor allem die detaillierte Betrachtung der kunsthistorisch und stadtgeschichtlich bedeutsamen Gegenstände, Bücher und Dokumente im Fokus. Bei den Ausführungen wurde dabei besonders auf die geschichtliche Entwicklung und das Leben der die Stadtgeschichte prägenden Familien in Straubing eingegangen. Autorin und Stadtarchivarin Dr. Krenn beschäftigt sich seit rund 40 Jahren mit der Geschichte und dem aktuellen Geschehen in Straubing. Sie ist mit dem Salzstadl und den umfangreichen Renovierungen gleichsam mit gewachsen und freute sich über die überregionale Anerkennung des Archivs, verriet die Historikerin. Das Stadtarchiv sei mehr als ein Archivalienhort, Forschungseinrichtung und Bildungsstätte, es sei gerade auch für aktuelle Anfragen bei Erbschaftsangelegenheiten, aber auch darüber hinaus eine wichtige Institution.

Privilegienurkunden sind besonders wertvoll

Mit Gründung der Stadt Straubing durch den Wittelsbacherherzog Ludwig den Kelheimer im Jahr 1218 begann sich auch die städtische Selbstverwaltung zu entwickeln. Die Bürger bestimmten den „Rat", der sich um die städtischen Angelegenheiten, beispielsweise um die Ordnung der Handwerke, die Abhaltung von Märkten, die Befestigung der Stadt oder die Ansässigmachung von neuen Einwohnern, zu sorgen hatte. Alles musste und muss dokumentiert werden, da natürlich nur „Geschriebenes“ von Beständigkeit und Dauer ist, betonte Dr. Krenn. In einer Urkunde Herzog Albrechts I. von Straubing-Holland aus dem Jahr 1355 ist bereits von einer „Kammer" die Rede, in der die Straubinger ihre verbrieften Rechte aufbewahren, dies war gleichsam der Ursprung des heutigen „Stadtarchivs", stellte Dr. Dorit Krenn dar. Gemäß den Regularien hat ein Kommunalarchiv, zu dessen Einrichtung und fachgerechtem Unterhalt nach der Bayerischen Gemeindeordnung jede Kommune verpflichtet ist, vielfältige Aufgaben: die Übernahme und Sammlung, Aussonderung und Bewertung, Ordnung und Verzeichnung, Aufbewahrung und Sicherung von städtischem Schrift-, Bild- und Tongut, das nach dem Bayerischen Archivgesetz „für die wissenschaftliche Forschung, zur Sicherung berechtigter Belange Betroffener oder Dritter oder für Zwecke der Gesetzgebung, Rechtsprechung oder Verwaltung von bleibendem Wert" ist. Demzufolge ist alles geregelt und die Benutzung des Stadtarchivs Straubing richtet sich nach einer Archivsatzung und der entsprechenden Gebührenordnung. Die aus ganz Niederbayern angereisten Teilnehmer des Kulturarbeitskreises waren von den wunderschönen Räumlichkeiten, der ansprechenden Gestaltung und dem hohen kulturhistorischen Wert des Archives besonders begeistert. Dr. Dorit Krenn unterstrich auch, der Wert von einigen Dokumenten und Archivalien quasi „unbezahlbar“ ist, da diese nur ein einziges Mal existieren und daher diese Unikate absolut unersetzlich seien.

Ratsprotokolle berichten von hoher Frömmigkeit

Anhand von Ratsprotokollen aus dem Jahr 1704 erläuterte sie das Versprechen des Stadtrats im Hinblick auf die Errichtung der Dreifaltigkeitssäule, eines besonders bekannten Straubingers Kleinods. Die Dreifaltigkeitssäule auf dem Theresienplatz ist eine etwa 15 Meter hohe Votivsäule, die im Jahr 1704 gelobt und 1709 errichtet wurde. Sie ist ein Wahrzeichen des Straubinger Stadtplatzes und gilt als ein barockes besonderes Symbol christlicher Frömmigkeit, die von bürgerlichem Stolz und Opferwillen begleitet wurde. Die niedergelegten Ausführungen waren für die Exkursionsteilnehmer sehr interessant, da die damalige Regierung, das Stiftskapitel, der Magistrat und die Straubinger Bürgerschaft gemeinsam gelobten, ein der heiligen Dreifaltigkeit geweihtes, sehr teueres Denkmal zu errichten, sofern die Belagerung der Stadt glimpflich verlaufen sollte.

Kulturlandschaft Niederbayern ist von zeitlos prägendem Charakter

"Über Jahrhunderte hinweg haben religiöse und städtische Institutionen die niederbayerische Kulturlandschaft entscheidend geprägt und erfüllen auch heute mit den vielschichtiger werdenden Herausforderungen entscheidende Funktionen", so AKH-Bezirksvorsitzender Landtagsabgeordneter Prof. Dr. Gerhard Waschler. Er stellte außerdem heraus, dass die Pflege der historischen Dokumente und Archive als Bestandteil unserer kulturellen Identität wichtig ist. Der Organisator und stellv. niederbayerische Kulturkreisvorsitzende Christian Hirtreiter freute sich, dass bereits zum siebzehnten Mal eine derartige Exkursion in Straubing stattfinden konnte.