EAK-Landesvorsitzende Barbara Becker

Kirche darf nicht zu "beliebiger NGO" werden

Neue EAK-Vorsitzende in Bayern zieht nach 100 Tagen Bilanz

Wetzlar/Kitzingen (IDEA) – Die evangelische Kirche sollte sich stärker auf Seelsorge konzentrieren, statt sich vermehrt zu politischen Themen zu äußern. Diese Ansicht vertritt die Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) in der CSU, die Landtagsabgeordnete Barbara Becker (Kitzingen/Unterfranken). „Seelsorge ist Kernaufgabe, nicht nur der einzelnen Pfarrer und Pfarrerinnen“, sagte sie im Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar) am 25. August. Dafür wünsche sie sich „mehr Entschiedenheit“ von der Kirchenleitung in Bayern und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Andernfalls sehe sie „die Gefahr“, dass sich die Kirche „zu einer beliebigen NGO“ (Nichtstaatliche Organisation) mache. Im Mai hatte die Landesversammlung im mittelfränkischen Bad Windsheim mit Becker erstmals eine Frau an die Spitze des EAK in der CSU gewählt. Amtsvorgänger war Bundesminister a.D. Christian Schmidt. Er ist jetzt als Hoher Repräsentant der Vereinten Nationen für Bosnien und Herzegowina in Sarajevo tätig. Nach 100 Tagen im neuen Amt zieht Becker eine positive Zwischenbilanz.
So werde die von der Landesversammlung verabschiedete Forderung zur Einführung des „Nordischen Modells“ in Deutschland bereits auf CSU-Bundes- und Landesebene besprochen. Ziel sei es, den Kauf sogenannter sexueller Dienstleistungen und die Förderung der Prostitution (Zuhälterei) strafbar zu machen sowie Prostituierte besser zu schützen. Gemeinsam mit dem EAK soll ein Gesetzentwurf erarbeitet werden. Becker: „Dass wir das in so kurzer Zeit erreicht haben, ist ein Erfolg.“

CSU muss christliches Menschenbild besser erklären
Becker äußerte sich auch zum neuen Grundsatzprogramm der CSU, an dem sie als Mitglied der „Kernkommission“ mitarbeitet. Das Leitbild der Christsozialen soll bis zur Landtagswahl 2023 in Bayern vorliegen. Den bisherigen Textteil zum christlichen Menschbild und was das „C“ im Parteinamen bedeutet, „will ich schützen“, so Becker. So heißt es beispielsweise im bisherigen Grundsatzprogramm, der Mensch sei ein „Geschöpf Gottes“ und müsse sich „vor Gott für sein Tun“ verantworten. Für Becker gehört dazu
unter anderem der Auftrag, die „Erde zu bebauen und zu bewahren“. Laut Becker muss die Partei künftig noch besser erklären, welche Handlungsanweisungen sich für sie daraus ableiten.

Konfirmationsspruch als Lebensmotto
Die Protestantin gehört auch der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern an und dort dem theologisch-konservativen Arbeitskreis „Gemeinde unterwegs“. Nach ihrem persönlichen Glauben befragt, sagte Becker, ihr Konfirmationsspruch „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein" (1. Mose 12,2) sei für sie wie ein „Lebensmotto“. Geistlich tanke sie besonders in der Natur und bei ihrer Familie auf. Da sie viel unterwegs sei, finde sie die Gottesdienstbesuche in vielen verschiedenen Gemeinden „wunderschön und bereichernd“. Nach den Gesprächen mit Pfarrern nach dem Gottesdienst „erbitte ich oft auch einen persönlichen Segen“, so Becker. Der EAK in der CSU ist eine Sonderorganisation der Partei.
Als „Brücke zwischen Kirche und Politik“ setzt er sich unter anderem für den Schutz des Lebens, gegen Christenverfolgung oder für digitale Ethik ein. Zum Arbeitskreis gehören rund 1.000 Mitglieder; die CSU hat etwa 139.000 Mitglieder.

Das vollständige Interview finden Sie auch auf der IDEA-Website.

https://www.idea.de/artikel/csu-politikerin-kirche-darf-nicht-zu-beliebiger-ngo-werden