GPA Erlangen

Pressemitteilung

Presseartikel

Veranstaltung des GPA Mittelfranken zur Hebammenversorgung in der Region

Wie sieht die Versorgung mit Hebammen in der Region aus? Welchen Nutzen bietet die neu geschaffene Hebammenzentrale? Welche Herausforderungen bestehen aktuell und wie sieht die zukünftige Versorgung für Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt aus? Diese Fragen sollten in der Veranstaltung des Gesundheits- und Pflegepolitischen Arbeitskreises (GPA) Mittelfranken in Zusammenarbeit mit der Frauen-Union (FU) Erlangen und der FU Erlangen-Höchstadt beantwortet werden. Als Vertreter der Politik konnten wir in Erlangen den Vorsitzenden des Ausschusses für Gesundheit und Pflege, Bernhard Seidenath, MdL, sowie als Fachvertreter der Geburtshilfe und Hebammenversorgung den Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, und als Kreissprecherin des Bayerischen Hebammenverbandes für Erlangen Ricarda Luschtinetz unter der Moderation von Dr. Annika Clarner begrüßen.

Die Dringlichkeit der Versorgungslage wurde von der Politik bereits 2013 erkannt und zuletzt durch den Hebammenbonus, die Niederlassungsprämie für freiberufliche Hebammen sowie das Förderprogramm „Zukunftsprogramm Geburtshilfe“ durch die Staatsregierung und den Bayerischen Landtag aufgegriffen. Herr Seidenath betonte, wie wichtig es sei, jede einzelne Frau mit ihrer Familie in Bayern zu unterstützen und auch weiterhin die Schließung von Kreißsälen zu vermeiden. In der aktiven Diskussion zeigten sich jedoch Kontroversen in der Einschätzung der derzeitigen Versorgungslage mit Hebammenhilfe. An der Schnittstelle von stationärem Aufenthalt der Wöchnerinnen und der anschließenden ambulanten Versorgung der Mutter-Kind-Paare gibt es noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Seitens der Klinik wird angemerkt, dass viele Frauen im Wochenbett angeben, keine Hebamme für die Wochenbettbetreuung zu finden, obwohl sehr viele Hebammen freiberuflich arbeiten. Aus Sicht der Hebammen liegt das Problem jedoch in den vorhandenen Hebammenressourcen. Viele Kolleginnen arbeiten in Teilzeit neben Familie und oft auch angestellter Tätigkeit freiberuflich, weshalb eine gute Organisation, Vernetzung und Steuerung der Hebammenressourcen dringend notwendig ist. Die neu geschaffene Hebammenzentrale kann diese Koordinierungs- und Steuerungsfunktion übernehmen und bisher gut erprobte Maßnahmen der Hebammen vor Ort (z.B. Bereitschaftsdienste in den Unterversorgungszeiten) ausbauen und etablieren. Erste Erfolge sind bereits zu verzeichnen. Eine Herausforderung wird es für die Zukunft sein, die Versorgung der Schwangeren, Wöchnerinnen und Neugeborenen an der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung in Erlangen und im Landkreis zu koordinieren und Kooperation zu verbessern. Angesichts der bevorstehenden Akademisierung des Hebammenberufes gilt es, diese Umstellung zu managen und die Versorgung zu sichern. Die Politik hat bereits den akuten Bedarf erkannt und will, wie Bernhard Seidenath betonte, die in Bayern bisher zur Verfügung stehenden rund 105 Ausbildungsplätze auf mindestens 175 Studienplätze aufstocken. Um einer Abwanderung aus der Klinik entgegenzuwirken, müssen attraktive Rahmenbedingungen nicht nur für freiberufliche Hebammen, sondern auch für angestellte Hebammen innerhalb der Klinik geschaffen werden. Es stellt sich der Wunsch an die Politik, die in der Klinik angestellten Hebammen mit einem eigenen Förderprogramm zu unterstützen, um auch zukünftig die aktuelle 24/7 Akutversorgung gewährleisten zu können. 

Das große Interesse an dem Thema zeigte nicht zuletzt der bis auf den letzten Platz gefüllte Saal. Unter den Gästen waren neben Hebammen, zukünftigen Hebammen, Betroffenen auch zahlreiche Politiker aus der Regional- und Kommunalpolitik. 

Wir sind gespannt auf die Gestaltung der zukünftigen Hebammenversorgung in Bayern.

Dr. Annika Clarner und Rita Zöllner