Politischer Pflegeausstausch im UKH Erlangen

Pflege geht jeden an

Pflege betrifft jeden, wenn nicht heute, dann irgendwann. Ob als Patient, als Angehöriger oder Pflegender. Aus diesem Grund hat die Frauen-Union (FU) Bayern für das Jahr 2022 das Jahr der Pflege ausgerufen. Wo könnte das Thema Pflege besser dargestellt und politisch diskutiert werden als im Universitätsklinikums Erlangen (UKER). Wo gibt es einen besseren Ort, in die Zukunft zu schauen, als im kleinen Hörsaal der Frauenklinik, einem Raum aus der Vergangenheit.

Zusammen mit der Frauenunion (FU) und dem Gesundheits- und Pflegepolitischen Arbeitskreises (GPA) der CSU mit Unterstützung von Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Direktor der Frauenklinik, fand die Veranstaltung in der Frauenklinik statt. Hier konnten Irina Schmitz, Kreisvorsitzende der FU Erlangen und Rita Zöllner, Bezirksvorsitzende des GPA Mittelfranken, die stellvertretende Pflegedirektorin Tanja Hofmann, die stellvertretende Pflegedienstleitung der Frauenklinik Ramona Bantke, dem Bayerischen Innenminister Joachim Hermann, MdL, sowie als Ehrengast, Mitglied des Deutschen Bundestages und des Gesundheitsausschusses Emmi Zeulner, MdB, als Referenten und Diskussionspartner begrüßen. Rita Zöllner überbrachte dabei Grüße des GPA-Landesvorsitzenden Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Gesundheits- und Pflegeausschusses des Bayerischen Landtags, dem die Themen ebenfalls sehr am Herzen lägen.

Mit einführenden Worten des Klinikdirektors Prof. Dr. Matthias W. Beckmann zur Geschichte des Ortes und der zentralen Bedeutung der Pflege sowie aller in der Versorgung von Kranken Mitarbeitenden, ließ er die Zuhörer gedanklich eine Zeitreise antreten.

Irina Schmitz rückte die aktuellen Rahmenbedingungen der Arbeitenden vor Ort in den Fokus, speziell das Thema der Parkplatzsituation in Erlangen. Während klimageneigte Vorstellungen zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs diese nicht wünschen, ist es für das Pflege-/Personal des Universitätsklinikums essentiell, ausreichende in unmittelbarer Nähe des Arbeitsplatzes zur Verfügung zu haben. Zudem müsse aus Sicht der Patienten gedacht werden. Es ist wichtig, nicht aus den Augen zu verlieren, dass es sich um eine Gesundheitsversorgungsstätte handelt. Die CSU Erlangen hat sich für den Erhalt der Parkplätze an der Universitätsstraße stark eingesetzt und konnte sich durchsetzen. Auch zur Freude der PatientInnen und aller Mitarbeitenden.

Tanja Hofmann stellte mit Ramona Bantke den gesamtgesellschaftlichen Kontext und die aktuellen Herausforderungen des UKER , den Konkurrenzkampf um das Personal, der tariflichen Diskrepanz zwischen TVöD und TVL, sowie den demographische Wandel mit all seinen Auswirkungen inklusive dem Pflegefachkräftemangel dar.

Nach den Worten des Erlanger Abgeordneten und bayerischen Innenministers Joachim Herrmann, MdL, der ebenso die Wichtigkeit und Bedeutung guter Rahmenbedingungen der Pflege betonte, stellte die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, MdB, den aktuellen Stand der Pflege mit Blick in die Vergangenheit und Ausblick in die Zukunft dar.

Emmi Zeulner, MdB, die ihren beruflichen Werdegang in Erlangen verwurzelt sieht, kann sich als ehemals gelernte Krankenpfleger fachlich in die Situation der Pflege versetzen. Angesichts des bereits sich vollziehenden, demographischen Wandels und des damit zusammenhängenden Pflegebedarfs müsste, so Zeulner, Pflege mehr regional nach den Bedürfnissen der Menschen vor Ort organisiert werden.

Dabei werden aus der Sicht der Abgeordneten neu zu etablierende Community Health Nurses vor Ort in den Gemeinden hier zukünftig eine Schlüsselrolle innehaben: Nicht nur begleiten und organisieren sie kontinuierlich die Versorgung der Pflegebedürftigen; sie kümmern sich darüber hinaus um „ihre“ Bürgerinnen und Bürgern in der Kommune, stehen bei allen Fragen rund um die Gesundheit zur Verfügung, vermitteln und helfen bei medizinischen Problemen und kennen das Gesundheitsnetzwerk vor Ort. Dadurch könnten zukünftig Drehtüreffekte besser vermieden und die knappen Ressourcen im Gesundheitswesen entlastet werden. Der Anspruch müsse sein, dass Pflegebedürftige so lange wie möglich in ihrer Häuslichkeit verbleiben könnten und unabhängig vom Ort die Pflege erhalten, die sie individuell benötigen – das sollte auch unser eigener Anspruch an uns selbst hin zu einer sorgenden Gesellschaft sein, so Zeulner. Das finge schon in der Schule an: durch School Nurses an den Schulen besteht eine große Chance, um das Bewusstsein für gesunde Ernährung, Bewegung und Gesundheit schon frühzeitig zu fördern.

Zudem wurde debattiert, wie Arbeitsbedingungen umorganisiert werden müssen, damit Pflegekräften ohne Überlastung langfristig ihrer Berufung und Beruf treu bleiben und die Menschen gut versorgen können.

Nicht zuletzt ging Zeulner auch noch auf die pflegenden Angehörigen ein, von der rund 80 % der Pflegebedürftigen versorgt werden. Ein individuell einsetzbares Pflegebudget sollte pflegenden Angehörigen die Möglichkeit geben, ihre Angehörigen zu pflegen und dabei finanziell nicht in Nöte zu geraten. Gleichzeitig müssen vor Ort Kurzzeit- und Tagespflegemöglichkeiten ausgebaut werden, damit auch pflegende Angehörige entlastet werden und mehr Flexibilität haben. Nur so ließe sich die Vorstellung einer sorgenden Gesellschaft in den Mittelpunkt aller Entscheidungen stellen, so Zeulner. Pflege könne nicht in Kiosken stattfinden, so wie es der aktuelle Gesundheitsminister Karl Lauterbach vorsieht. Statt Doppelstrukturen aufzubauen, müssen bestehende Strukturen umgebaut und Potentiale besser genutzt werden.

Emmi Zeulner, MdB, dankte für die Einladung und das Engagement der FU, des GPA und der CSU Erlangen für die Pflege. 

Die Inhalte der anschließenden Diskussion unter der Moderation von Rita Zöllner leiten in eine Grundlage für zukünftige politische Diskussionen auf bundes-, landes- und der bundes-, landes- sowie der kommunalen Ebene über, denn „Pflege geht uns alle an“.

Den Pressebericht finden Sie hier als PDF.