Expertengespräch

Arbeit und Inklusion: Expertengespräch mit Sozialministerin Trautner

Das Forum Menschen mit Behinderung der CSU (FMmB) führte am vergangenen Freitag, 09. April das erste Expertengespräch in diesem Jahr durch. Zu Gast war die bayerische Sozialministerin Carolina Trautner, MdL. In einem fast zweistündigen Gespräch mit Verbandsvertretern, Medizinern und der Thematik interessiert verbundenen CSU-Mitgliedern wurde ein breites Spektrum an Fragen rund um das Thema von Inklusion in der Arbeit diskutiert. Begleitet wurde das Gespräch von einer Gebärdendolmetscherin.

Carolina Trautner erklärte die berufliche Inklusion in ihrem Eingangsstatement zur größten gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Herausforderung dieser Zeit. Es gehe darum Inklusion gemeinschaftlich voranzubringen. Für Menschen mit Einschränkungen ist es besonders wichtig eine Aufgabe zu haben, gebraucht zu werden, zeigen zu können, dass man etwas leisten kann und vor allem dafür Anerkennung und Wertschätzung zu bekommen. Ziel sei die Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft durch Menschen mit Behinderungen im Berufsleben. Es gelte Barrieren hinter sich zu lassen. Barrierefreiheit kenne keine Schlusspunkte.

Die Teilnehmer des Expertengesprächs stellten viele gesellschaftliche sowie ausbildungs- und arbeitspolitische Teilbereiche heraus, in denen dringender Handlungsbedarf besteht. Sei dies im Bereich der Hotellerie und Gaststätten, im Bereich der Universitäten, im Speziellem im derzeit vielseitig diskutierten Hochschulinnovationsgesetz, im Bereich der Werkstätten oder aber auch bei der Ausgleichsabgabe von Arbeitgebern. Darüber hinaus war es den Diskutanten besonders wichtig, dass man aus dem vielfach vorhandenen Wohlfahrtsdenken herauskomme. Von der reinen Defizitbetrachtung hin zur Teilhabe sei es eine lange Reise, welche zurzeit leider allzu oft noch nicht gelinge. Arbeit ist für die gelungene Teilhabe dabei ein essentieller Faktor.

Im Bereich der Ausgleichsabgabe wurde mit der Staatsministerin festgehalten, dass die Beiträge deutlich erhöht werden müssen. Die Bereitschaft der Betriebe müsse gestärkt werden, so Carolina Trautner. Adäquate Arbeitsplätze können nicht durch Zwang entstehen, sondern seien eine Gemeinschaftsleistung.

Bei den Werkstätten führte die Sozialministerin an, dass wesentlich sei, dass die Betroffenen das letzte Wort hätten. Eine sozialraumorientierte Arbeitsplatzgestaltung sei dabei sehr wichtig. Jeder soll selbst mitbestimmen wo er arbeiten möchte. Generelles Ziel ist dabei der erste Arbeitsmarkt, jedoch soll niemand dazu gezwungen werden, den geschützten Raum einer Werkstatt zu verlassen.

Universitäten, als eine Ausbildungsmöglichkeit, sollen mit großem und mit gutem Beispiel vorangehen. Inklusion im Beruf ist damit auch ein Ergebnis von gelungener Inklusion in der Ausbildung. Über die Betroffenen dürfe nicht hinweggegangen werden.

Angesprochen auf das Gehörlosengeld teilte Carolina Trautner mit, dass sie hierzu noch keine definitive Aussage treffen könne. Dies sei derzeit noch eine Haushaltsfrage.

Die Ministerin berichtete abschließend davon, dass ihr Haus eine Kampagne zur Barrierefreiheit starten werde. Es gehe ihr darum, hinauszugehen, beispielsweise in die Kommunen oder zum Einzelhandel, um dort direkt vor Ort zu unterstützen. Allgemein gelte es, das Thema berufliche Inklusion aktiv nach außen in die Öffentlichkeit zu tragen.

Als gemeinsames Ergebnis des Expertengesprächs hielt man fest, dass Teilhabe keine Ausnahme ist, sondern eine Selbstverständlichkeit. Menschen mit Behinderung sind keine Personen am Rand der Gesellschaft, sondern Menschen, die mit ihren Talenten die Gesellschaft bereichern.