Bezirksverband Niederbayern

ASP-Niederbayern

Der bayerisch-böhmische Grenzraum fernab der touristischen Hauptpfade

Anschaulich wurden bei dem öffentlichen Lichtbilderabend sowohl die geografischen als auch lebensraumspezifischen Besonderheiten von Herbert Wolf vorgestellt. Von links: Philip Sloma (Wiesenfelden), Referent Herbert Wolf (Loham), Anton Freiherr von Cetto (Oberlauterbach), Gemeinderat Norbert Kiendl (Paitzkofen), Bürgermeister Christian Hirtreiter

Der bayerisch-böhmische Grenzraum fernab der touristischen Hauptpfade

Atemberaubende Schönheit der Landschaften des bayerisch-böhmischen Naturraumes vorgestellt

Paitzkofen. Der Lohamer Naturliebhaber Herbert Wolf reist viel und hat schon sehr ungewöhnliche Orte aufgesucht. Die Leidenschaft für die heimische Bergwelt ist eines der Themenfelder, welches sein Leben stark prägt. Bei einem öffentlichen Lichtbilderabend im Feuerwehrhaus Paitzkofen (20.12.23) stellte er seine Erlebnisse und Erfahrungen aus Reisen, Bergtouren und vielen Wanderungen aus dem vergangenen zehn Jahren vor.

Imposante Bergwelt mit bedeutender Geschichte

Die Region hat sehr viel zu bieten und gerade der Naturliebhaber kommt voll auf seine Kosten, so Wolf eingangs. Neben den interessanten Bergen und den imposanten alten Burganlagen und wichtigen Grenzstädten wurden vor allem auch die Tier- und Pflanzenwelten beleuchtet und deren Lebensräume dargestellt. Herbert Wolf ging nicht nur auf die Städte im Grenzbereich „Bayern-Böhmen“ und deren strategische Bedeutung, sondern auch auf Örtlichkeiten fernab der Hauptrouten ein. Der Nationalpark Böhmerwald bietet zusammen mit dem Nationalpark Bayerwald das größte zusammenhängende mitteleuropäische Waldgebiet, das oft auch in der Literatur und Musik starken Einfluss auf die Bevölkerung nahm. Als einer der ältesten Gebirgszüge Europas besteht der Nationalpark Sumava vorwiegend aus Granit, Gneis und Glimmerschiefern. Charakteristisch für den Nationalpark sind heute sanfte Geländeformen, ausgedehnte Hochlagenflächen und stellenweise deutlich hinaufragende Waldgipfel sowie tiefe erodierte Flusstäler.

Gewässer

Viele Quellen, Moore, Bäche, Wildgewässer sowie die wichtigsten Flüsse Moldau und Otava machen den Sumava neben dem Bayerischen Wald zu einem der wichtigsten Quellgebiete. Deshalb ist der Sumava seit 1978 auch ein Wasserschutzgebiet. Die Moldau, der längste und meistbesungene tschechische Fluss entspringt im Hochmoor an der Wasserscheide unterhalb von Cerná hora (1315 m) unweit der deutschen Grenze. Eine bedeutsame Bereicherung des gesamten Landschaftsbildes stellen die acht Gletscherseen dar. Fünf befinden sich davon auf der böhmischen Seite. Anhand von jahreszeitlichen Fotografien stellte er die Seen dem Publikum eindrucksvoll vor. Herbert Wolf ging zudem auch auf wichtige Hintergrundinformationen zu den Entwicklungen im Naturpark Bayerischer Wald und Sumava ein und stellte anhand von Musikstücken exemplarisch die Kultur mit ihren verschiedensten Facetten vor. Ob in den bekannten Wahlfahrtsstätten oder an den Hauptorten der Region - vieles ist bunt und lebendig.

Großer Arber und Cerchov

Dargestellt wurden die neueste Geschichte und der Zeitraum des "Kalten Kriegs"zwischen den Blöcken, wo der Ostblock und die westlichen Staaten hier nicht nur durch Beobachtungs- und Horchposten aufeinandertrafen. Die Zeiten des stark reglementierten Reisestroms ins schöne Böhmerland mit dem damals verpflichtenden Zwangsumtausch und den Grenzregularien wurden beleuchtet und sind heute schon ein Stück Zeitgeschichte. Der Gipfel des Großen Arber im Naturpark Bayerischer Wald (1455 m) ist mit zwei weithin sichtbaren Radomen der Luftwaffe mit Funk- und Überwachungstechnologie versehen. Zahlreiche Wanderwege führen dorthin durch den Naturpark Bayerischer Wald. Die beiden militärischen Anlagen am Arber und am Čerchov sind markant im Grenzraum und im geschichtlichen Gedächtnis der Region eingeprägt. Viele Böhmen und Deutsche zieht es daher auf den Čerchov, den Schwarzkopf. Er ist nämlich ein Stück gemeinsamer Geschichte. Trotz seiner trostlosen äußerlichen Erscheinung ist der Berg gut besucht. Während des „Kalten Krieges“ wäre so ein Besuch noch undenkbar gewesen, so Wolf. Die Tschechen nutzten den Čerchov seit den1950er Jahren als militärischen Stützpunkt. Nach der „Samtenen Revolution“ im Jahre 1989 sollte er für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Doch dauerte dieser Prozess ziemlich lange. Von dieser Zeit aber auch den neusten Entwicklungen in dem damaligen Sicherheitsbereichen auch an den ehemaligen Grenzzäunen und Stacheldrahtanlagen zwischen den Blöcken berichtete der Referent anschaulich.

Pilgerwege verbinden

Die "via nova", ein im Juli 2004 neu geschaffener europäischer Pilgerweg, der alte Wallfahrtsrouten vereinigt, wurde vorgestellt, denn dieser ist ein verbindendes Element in Europa. Die "via nova" verbindet mit drei Hauptsträngen und einigen Nebenwegen Weltenburg/Kelheim, die Marienwallfahrt Bogenberg, das böhmische Pribram und St. Wolfgang im Salzkammergut. Auch der Weitpilgerweg „Jakobsweg“ durchzieht die Großregion im Dreiländereck Österreich, Bayern und Böhmen. Der „Ostbayrische Jakobsweg“ ist fast 300 Kilometer lang. Beginnend vom tschechisch-deutschen Grenzübergang bei Všeruby (Neumark) – fast 3000 Kilometer von Santiago de Compostela entfernt – führt der Weg durch den Bayerischen Wald hin zur Donau und dieser entlang nach Regensburg.

Europa ist unsere Zukunft

Freiherr Anton von Cetto (Europa-Union) stellte die Sicherheit im Kontext der Europäischen Sicherheitsarchitektur als wichtige Säule der Demokratie dar. Er betonte, dass die weltwirtschaftlichen Schwerpunkte sich immer weiter verschieben. Den Bürgern werden gerade die globalen Herausforderungen im Energiesektor und, aufgrund der Inflation, wirtschaftliche Neuausrichtungen immer spürbarer vor Augen geführt. Die Europawahl am 9. Juni 2024 genießt bei Weitem nicht die Aufmerksamkeit einer Bundestagswahl, so Anton von Cetto. Dabei hat das Europäische Parlament, besonders durch den Vertrag von Lissabon, beträchtliche Kompetenzen hinzugewonnen, die es zu einem der wichtigsten Entscheidungsträger in Europa machen. Anton von Cetto appellierte, für die Beteiligung an den Europawahlen im kommenden Jahr zu werben, denn die Teilnahme an der Europawahl ist weit mehr als eine Möglichkeit zur Mitwirkung an europapolitischen Entscheidungen.

Gerade die Fotografien der weitläufigen Landschaften, aber auch die Tierwelt und die Abbildungen der "rauhen Bergwelt" machten den Lichtbilderabend zu einem Erlebnis. Es wurde darauf hingewiesen, dass auch im kommenden Winterhalbjahr wieder ein Lichtbilderabend vom aussen- und sicherheitspolitischen Arbeitskreis im Paitzkofner Florianistüberl durchgeführt wird.