Bezirksverband Niederbayern

AKU- & AKE-Niederbayern

"Es fehlt die ordnende Hand!"

Bild: Siegfried Ziegler (von links), Rudolf Freymadl, Dr. Stefan Kluge, Rebecca Höllerer, Korbinian Ostermaier, Martin Hujber und Andreas Leichtfuß sorgten in Vorbereitung und Durchführung für eine sehr interessante Veranstaltung.

Besonders der fehlende Ausbau der Stromnetze bremst die regenerativen Energien


Ergolding. Die beiden niederbayerischen Bezirksverbände der Arbeitskreise für Umwelt und für die Energiewende trafen sich kürzlich in der Sportgaststätte in Ergolding zu einem Vortrags- und Diskussionsabend mit Sprechern der „BürgerEnergie Niederbayern eG“. Dr. Stefan Kluge und Siegfried Ziegler skizzierten bei der Begrüßung die derzeit völlig unbefriedigende Situation auf dem Energiemarkt und baten Marin Hujber aus Essenbach in seiner Eigenschaft als Vorstandssprecher der größten Bürgerenergiegenossenschaft in Niederbayern um eine Benennung der zu lösenden Probleme.

Martin Hujber stellte zunächst die von ihm vertretene „Bürgerinitiative“ vor. Er schilderte, wie sich aus einer kleinen dörflichen Initiative innerhalb von zehn Jahren eine mitgliederstarke, innovative und finanziell prosperierende Genossenschaft entwickelt habe. Die dezentrale Energiegewinnung und -versorgung mit einer bei den Bürgern der Region verbleibenden Wertschöpfung sei damals wie heute der Antrieb der „Energiegenossen“ gewesen.

Aktuell arbeite man innerbetrieblich verstärkt am Aufbau eigener Kompetenzen zur Projektierung von Windkraftanlagen und der „Zukunftshoffnung Wasserstoff“. Zusammen mit den hauptamtlich beschäftigten Mitarbeitern Rebecca Höllerer und Korbinian Ostermaier informierte der ehrenamtlich tätige Hujber über die momentanen Grenzen und Ärgernisse beim Bau neuer Fotovoltaikanlagen, Biomasseheizkraftwerke oder Windenergieanlagen.

Immer noch seien die Genehmigungsverfahren vor Behörden zu lang, zu umständlich und letztendlich auch zu langsam. Zudem träten seit Monaten Lieferengpässe für diverse Komponenten wie Trafos, Kollektoren und Bauteile aller Art auf. Der erfahrene Fachmann und langjährige Unternehmer in Sachen „Bau von Fotovoltaikanlagen“ Albert Stuber bestätigte dies und nannte als weiteres Ausbauhindernis für die regenerativen Energien den Arbeitskräftemangel in der Region.

Als größtes Hindernis für den Erfolg der Energiewende und damit einer sicheren Stromversorgung für die Region benannten die Sprecher der Bürgerenergiegenossenschaft und Albert Stuber die fehlende Aufnahmekapazität der Stromnetze. Die modernste und effizienteste Fotovoltaikanlage nütze nichts, wenn man den erzeugten Strom nicht ins Netz einspeisen könne, hieß es dazu unisono.

Martin Hujber beklagte nicht nur die „überfüllten Netze“, sondern auch den Wirrwarr und die Mannigfaltigkeit bei der Anzahl und der Zuständigkeit der Netzbetreiber. Sein zentraler Appell ging hierzu an die Bundesnetzagentur und das in Bayern zuständige Ministerium für Wirtschaft und Energie: „Es fehlt schlicht die ordnende und planende Hand“ rief Hujber in Richtung Staatsminister Aiwanger aus.

Doch auch das Bayernwerk und besonders die Bayernwerk Netz GmbH als größter Eigentümer von Stromnetzen in Bayern wurden in die Pflicht genommen. Beide Firmen ließen es an Einsatz und Investitionsbereitschaft für deren Kunden und das Gemeinwohl fehlen. Namentlich deren oberster Vorstandschef Dr. Egon Westphal kam in mehreren Wortbeiträgen sehr schlecht weg. Sollten sich die großen Netzbetreiber weiter so zögerlich beim Ausbau der regionalen Stromnetze verhalten müsse man äußerstenfalls sogar an eine Verstaatlichung der Stromnetze denken, lautete eine energische Forderung aus dem Publikum.