Bundeswahlkreis Fürth

Bildungsdialog in Scheinfeld

"Kind im Mittelpunkt"

Landrat Helmut Weiß mit Staatssekretärin Carolina Trautner und MdL Hans Herold beim Bildungsdialog in Scheinfeld

Nicht zuletzt angesichts des Fachkräftemangels müsse bei der Bildungspolitik die berufliche Orientierung wieder mehr in den Fokus gerückt werden. Für Gleichwertigkeit der beruflichen mit der akademischen Bildung sprach sich die neue Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Carolina Trautner, beim „bildungspolitischen Abend“ in der Steigerwaldstadt aus. Bei der Bildungspolitik in Bayern stehe „das Kind im Mittelpunkt“. Vorbildlich sei nach Ansicht der CSU-Politikerin die Durchlässigkeit des bayerischen Bildungssystems, welches jungen Menschen „Perspektiven in alle Richtungen“ böte.

„Kein Abschluss ohne Anschluss“ ist dabei das Motto von Stimmkreisabgeordnetem Hans Herold, der die noch neue Staatssekretärin in die „Bildungs- und Schulstadt Scheinfeld“ eingeladen hatte. Landkreis, Städte und Gemeinden würden „unglaublich viel“ für die Schulen tun und „bei uns regnet es in keine Schule rein“, so der Abgeordnete mit Verweis auf Pressemeldungen vor allem aus anderen Bundesländern.

Landrat Helmut Weiß stellte die Investitionen des Landkreises für Schulen in den Mittelpunkt seines Grußortes. Viele Millionen flößen in den Schulbau, der Landkreis habe sich zum „Bildungslandkreis“ entwickeln können. „Bei uns gibt es wohnortnah eine Vielzahl von Möglichkeiten, unterschiedliche Schulabschlüsse zu erwerben“. Die berufsbildenden Schulen seien auf dem neuesten Stand der Technik und würden das Bildungsportfolio abrunden. Auch er sprach sich dafür aus, mehr Wert auf die berufliche Bildung zu legen.

„Erziehungspartnerschaft“
Nach Ansicht von Carolina Trautner böte das differenzierte Schulsystem die Möglichkeit, jeden nach seiner Begabung und Fähigkeit fördern zu können. Im Dialog, quasi einer „Erziehungspartnerschaft“ mit Lehrkräften, Eltern und Schülervertretungen, habe sie sich zum Ziel gesetzt, die Unterrichtsqualität ständig weiter zu verbessern. Dafür tue der Freistaat viel: „Jeder dritte Euro des Staatshaushaltes fließt in die Bildung“. Damit sei es nach bereits in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Mitteln allein im laufenden Jahr möglich, 4.300 neue Lehrer einzustellen, davon 848 zusätzlich. Neue Stellen gebe es beispielsweise für digitale Bildung, Deutschklassen für Flüchtlingskinder, weitere Integrationsmaßnahmen und zusätzliche Schulpsychologen.

Trautner berichtete ferner, dass unabhängig davon die Möglichkeit zur Zweitqualifizierung von Lehrern eröffnet worden sei, um bedarfsgerecht die Schulart wechseln zu können. Und in den Lehrplänen gebe es neue Themen, wie die berufliche Orientierung, die politische Bildung und natürlich die Digitalisierung.

Richtiger Umgang mit Digitalisierung
Mit einem Maßnahmenbündel will die Staatssekretärin die digitale Bildung voranbringen. Hierzu zähle sie die technische Ausstattung der Schulen und kabellose Netzwerke (WLAN) bzw. Glasfaserleitungen. „Derzeit bekommen die Kommunen bis zu 90 Prozent Förderung für die Ausstattung“. Bildungsziel sei, Heranwachsenden den richtigen Umgang mit diesen Medien näher zu bringen. Die Schulen könnten dabei ein eigenes Medienkonzept entwickeln, es gebe entsprechende Fortbildungsangebote für Lehrkräfte und digitale Schulbücher zum interaktiven Arbeiten. „Wir dürfen uns dabei aber nicht von der Technik bestimmen lassen. Das Lesen, Schreiben und Rechnen muss auch manuell noch funktionieren und deshalb gelehrt werden“.

Gegen bundesweit einheitliche Schulabschlüsse
Themen für die Diskussion gab es genug; so lehnte die Staatsekretärin die Forderung nach bundesweit einheitlichen Schulabschlüssen mit der Bemerkung ab: „Wir wollen unser Niveau nicht auf beispielsweise das von Bremen oder Berlin herabziehen lassen“. Die Flexibilisierung der Jugendsozialarbeit und mehr Möglichkeiten zur Zusammenarbeit verschiedener Schularten waren weitere Themen. Den Nachbesserungsbedarf bei der Ganztagsbetreuung vor allem am Freitag-Nachmittag und in den Ferien sprach Trautner von sich aus an.

Handys an Schulen umstritten
Schulamtsdirektorin Brigitte Limbacher wünschte sich flexiblere Fördertöpfe vor allem für die kleineren Schulen im ländlichen Raum. Schulleiter Arno Kaesberg von der Privatschule Schloss Schwarzenberg der Mathilde-Zimmer-Stiftung und andere Lehrer wollten die Handys aus den Schulen verbannt wissen; dieses Thema betrachtete die Staatsekretärin differenziert, verwies auf die Notwendigkeit der „pädagogischen Aufbereitung“ und einen Schulversuch zur Handy-Zulassung zu Unterrichtszwecken, „natürlich nur mit Zustimmungen der Lehrer“. Dass neue Medien auch eine neue Gefahrenquelle – Stichwort Mobbing – sein können, darin war man sich einig. Die Staatssekretärin versprach bei allen vorgetragenen Herausforderungen, sich für „kreative und flexible Lösungen“ einzusetzen.

Extremer Einsatz der Lehrkräfte
Herold und Trautner sparten nicht mit Komplimenten für die Lehrerinnen und Lehrer im Landkreis Neustadt a.d. Aisch – Bad Windsheim und Bayern: „Sie machen eine tolle Arbeit“, so Hans Herold. Sie kümmerten sich um Inklusion und Integration und würden alle Schüler entsprechend unterschiedlicher Begabungen individuell fördern. Carolina Trautner: „Sie haben angesichts der Herausforderungen besonders in den Jahren 2015 und 2016 die Integration von Flüchtlingskindern durch extremen Einsatz sehr gut hinbekommen“, angesichts kultureller Unterschiede auch eine „gewaltige Leistung bei der Werteerziehung“.

Sie wisse, dass man sich auch künftig auf die Einsatzbereitschaft der Lehrer verlassen könne und machte deutlich, dass die Umsetzung staatlicher Vorgaben und Lehrpläne das Engagement jedes einzelnen Lehrers benötige. „Bei allen Erfolgen und bei allen Anstrengungen wird es immer wieder neue Herausforderungen geben und gibt es natürlich nach wie vor viel zu tun“. Die Bayerische Staatsregierung sei sich dessen bewusst.