Artikel vom 20.05.2025
GPA Kreisverband Deggendorf
Pflege der Zukunft mit Judith Gerlach

Zum Thema „Pflege der Zukunft – Zukunft der Pflege“ haben gemeinsam der Gesundheits- und Pflegepolitische Arbeitskreis mit seiner Vorsitzenden Dr. Ila Schnabel, die Frauen-Union mit Petra Schwankl und die Junge Union mit Stefan Zitzelsberger zur Erl Immobiliengruppe eingeladen. Als Ehrengast ist die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention Judith Gerlach nach Deggendorf gekommen, um mit den anwesenden Gästen für das Thema Pflege zu diskutieren. Ebenso diskutierten Prof. Dr. Horst Kunhardt von der Technischen Hochschule Deggendorf und Helmut Plenk vom VdK Kreisverband Deggendorf mit.
In der Begrüßung konnte Dr. Ila Schnabel einige Vertreter aus regionalen Kliniken, Krankenkassen, Pflegediensten, etc. begrüßen und insbesondere auch Susanne Arnold, die Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Augsburg. Ebenso konnte sie Dr. Bernhard Opolony, Leiter der Abteilung Pflege im Bayerischen Gesundheitsministerium, begrüßen. Ihr Dank galt auch der Erl Immobiliengruppe, in deren Räumen am Oberen Stadtplatz in Deggendorf die Veranstaltung stattfand, und sie konnte unter anderem den Vorstandsvorsitzenden Alois Erl jun. und die beiden Vorstände Michael Erl und Wolfgang Haider begrüßen.
In einem kleinen Grußwort von Landrat Bernd Sibler, betonte er, dass das Gesundheitswesen mit dem Donau-Isar-Klinikum und dem Bezirksklinikum Mainkofen der größte Arbeitgeber im Landkreis ist. Sicherlich habe der Landkreis mit dem Klinikum wirtschaftliche Herausforderungen, die es zu meistern gilt, aber das Wichtigste sei immer noch, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Der JU-Kreisvorsitzende Stefan Zitzelsberger unterstrich auch, dass Pflege auch ein Thema für die junge Generation ist und Petra Schwankl, Vorsitzende der Frauen-Union, stellte heraus, dass Frauen einen großen Teil der Pflege in Deutschland abdecken. Ebenfalls wohnten Oberbürgermeister Dr. Christian Moser, Bezirksrätin Renate Wasmeier, der frühere Bundestagsabgeordnete Bartholomäus Kalb und der Stadtratsfraktionsvorsitzende Paul Linsmaier der Veranstaltung bei.
In ihren einleitenden Worten berichtete Staatsministerin Judith Gerlach, dass das Thema Krankenhäuser sie jeden Tag begleitet. Sie sei aber froh, dass sie mit Nina Warken, der neuen Bundesgesundheitsministerin, eine großartige Ansprechpartnerin in Berlin hat. So sehen beide alle Beteiligten im Gesundheitswesen nicht wie der Vorgänger von Nina Warken als Lobbyisten sondern als Experten, die man in die Diskussion mit einbinden muss. Auch ist beiden bewusst, dass alle Bundesländer unterschiedliche Vorrausetzungen hätten, so kann man die Kliniken in Ostbayern nicht mit den Kliniken der Stadt Hamburg vergleichen und auch nicht behandelt. So ist es wichtig, dass an der Krankenhausreform nachjustiert wird, denn in den Einrichtungen herrscht Verunsicherung und das Personal orientiert sich weg von den Kliniken. Die Ressource Mensch ist aber im Bereich Pflege sehr wichtig und muss auch gepflegt werden. So ist eine Reform im Bereich der Pflege auch wichtig. Die Pflegekasse muss reformiert werden auch das System. Wichtig ist es, dass man junge Leute wieder für Pflegeberufe motiviert. Dabei sei das Finanzielle ein Thema, aber wichtiger sei die Wertschätzung. Dabei spielt eine Rolle wie wohl man sich im Beruf fühlt und wie flexibel man die Arbeit gestalten kann. Daher muss man in den Augen von Judith Gerlach in neuen Konzepten denken. Sie nannte dabei die beiden Ansätze der „Mama-Schicht“ und von Springer-Pools, um die Belastung des Pflegepersonals beim Einspringen für Kollegen zu verringern.
Auch beim Thema Bürokratie und Digitalisierung, muss sich nach dem Willen der Ministerin was ändern. Die Doppelprüfungen vom Medizinischen Dienst und der Kassenverbände müssen zusammengefasst werden und auch die Dokumentierung muss auf das benötigte beschränkt werden. Und die Prozesse in den Einrichtungen müssen noch digitaler werden. Digitalisierung soll das Personal entlasten und nicht mehr Aufwand bedeuten. So wird jetzt in Bayern in den Pflegeeinrichtungen der Ausbau der WLAN-Infrastruktur weitervorangetrieben und die Ministerin will Softwareanbieter, Kassenverbände und das Pflegepersonal vernetzen, um damit die besten digitalen Lösungen zu erarbeiten. In Deutschland wird die Digitalisierung immer mehr verkompliziert. Themen wie das E-Rezept und E-Patientenakte müssen unbedingt kommen. Aber jeder koche sein eigenes Süppchen.
In der anschließenden Diskussion fragte Jürgen Beck, Direktor der AOK Bayerwald-Deggendorf, was die Politik geplant hätte, um die explodierenden Zuzahlungen für die stationäre Pflege einzudämmen. Judith Gerlach betonte, dass keiner mit den Kosten allein gelassen wird. Im schlimmsten Fall springen die Bezirke ein, aber auch die Bezirke sind sehr überlastet. In ihren Augen ist eine langfristige Lösung das Thema Prävention. Schon in jungen Jahren soll man was für seine Gesundheit tun, so dass man im Alter weniger auf Pflege angewiesen ist. Aber sie stellt sich eine andere Art von Vorsorge vor beispielsweise durch eine Pflichtversicherung. Was aber auch wichtig sei, dass der Bund die 10 Milliarden Euro, die aus der Pflegekasse entnommen worden sind, um andere Dinge zu finanzieren, zurückgeführt werden.
Die Leiterin der Berufsfachschule für Pflege am Donau-Isar-Klinikum Andrea Klarl berichtete, dass ihre Schülerinnen und Schüler einige Verbesserungsvorschläge für die Ausbildung in der Pflege hätten. Judith Gerlach bat sie, dass sie zusammen mit ihren Schülerinnen und Schüler diese Themen in einem Brief an sie schicken soll und sie werde sich das gerne anschauen und auch mit ihre dazu in Kontakt bleiben. Dabei unterstrich sie auch, dass das Pflegekompetenzgesetz, wo Pflegekräfte mehr Befugnisse erhalten sollen und damit ihre vielfältigen Qualifikationen besser nutzen können, endlich kommen muss.
Wolfgang Haider, Mitglied des Vorstands der Erl Immobiliengruppe, stellte danach kurz die Firma vor, die sich bereits 1987 sich den Pflegeimmobilien zugewandt hat und im Jahr 2022 bereits die 100. Seniorenimmobilie eröffnen konnte. Bei Erl kommt alles aus einer Hand von der Projektentwicklung über den Bau bis hin zum Betreiben der Einrichtung. Dabei stellt er auch das Thema Betreutes Wohnen Plus vor, was eine Zwischenstufe des betreuten Wohnens und stationären Pflege darstellt.
Im Gesundheitswesen führte Prof. Horst Kunhardt aus, gibt es viele neue Berufsbilder und auch die Akademisierung der Pflegeberufe wird vorangetrieben. Dafür müsse man die jungen Leute gewinnen. VdK-Geschäftsführer Helmut Plenk betonte, dass man mit Geld in der Pflege viel machen kann. Aber das Geld sei momentan nicht da. Alle müssten sich beteiligen. Er stelle in einigen Praxisbeispielen dar, wer momentan sich alles an den Pflegekosten beteiligen müsse. Er würde auch eine Beitragserhöhung unterstützen, wenn diese Zusatzeinnahmen auch sinnvoll verwendet werden. Susanne Arnold vom Universitätsklinikum Augsburg forderte, dass Projekte besser finanziell gefördert werden sollen und dass alle Beteiligten in einem Netzwerk zusammenarbeiten sollen. Prof. Kunhardt unterstrich, dass an den Hochschulen viel Wissen für Innovationen in der Pflege vorhanden sei. Aber dieses Wissen komme in der Praxis kaum und wenn dann nur sehr langsam an. Der Praxiseinsatz muss gefördert werden in seinen Augen.
Nach einer angeregten Diskussion verabschiedete sich Staatsministerin Judith Gerlach mit dem Angebot, dass sie gerne zum Thema Prävention nochmal nach Deggendorf kommen will. Dr. Ila Schnabel nahm das Angebot gerne an. Auch für Bezirksrätin Renate Wasmeier und Petra Schwankl ist das Thema Prävention für die Gesundheit sehr wichtig und beide freuen sich darauf die Ministerin zu diesem Thema wieder in Deggendorf begrüßen zu können.
Text: Florian Roßmeisl
Bilder: Sabrina Löffelmann-Schraß, Sabrina Edmeier, Renate Wasmeier, Paul Linsmaier und Florian Roßmeisl