Kreisverband Donau-Ries

Wolfgang Fackler, MdL

Kein Ausknopf für den Biogas-Boom

Michael Hofer (links) aus Fünfstetten konnte verhindern, dass er für seine Biogasanlage den Not-Ausknopf drücken muss. Sein Kollege Jürgen Eitel (rechts) aus Kölburg muss noch bangen, wie im Austausch mit MdL Wolfgang Fackler (Mitte) deutlich wurde. Foto: Markus Erdt

Ausknopf für den Biogas-Boom? So lautete die Schlagzeile eines Zeitungsberichts aus dem Mai 2022 über die Zukunft der Biogas-Anlage von Michael Hofer. Nun kann zumindest der Fünfstettener Entwarnung geben. Seine Anlage kam jetzt beim bundesweiten Ausschreibungsverfahrens der Bundesnetzagentur zum Zug und hat damit eine wirtschaftliche Perspektive, wenn Ende 2025 seine 20-jährige Fördergarantie nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) ausläuft.

„Das sind auch gute Nachrichten für über 150 Hausbesitzer in Fünfstetten, die über eine Nahwärmenetz mit der Anlage verbunden sind und die Abwärme damit weiterhin nutzen können“, freut sich MdL Wolfgang Fackler. Der Abgeordnete und Bürgerbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung machte sich bei einem Ortstermin ein Bild und stellte dabei fest, dass es bei der Biomasse-Ausschreibung dringenden Handlungsbedarf gibt. „Die Biogasanlagen liefern nicht nur grundlastfähigen Strom, sondern eben auch Wärme. Deswegen brauchen wir sie auch in Zukunft“, so MdL Fackler.

Der Abgeordnete weiß um die Bedeutung der rund 100 Biogasanlagen im Landkreis Donau-Ries, die im Jahr 2020 alleine knapp 400 Gigawattstunden Strom erzeugt haben. Auch für Wärme in Häusern und Wohnungen sind die Anlagen ein Faktor, weil genau so viel Wärme wie Strom in der Kraft-Wärme-Kopplung der Biogas-BHKWs anfällt. Knapp 60 regionale Wärmenetze gibt es im Landkreis, die von einer Biogasanlage profitieren und damit über 2200 Haushalte mit günstiger Wärme versorgen.

Einer davon ist Jürgen Eitel, der mit seiner Anlage in Kölburg 21 Haushalte beliefert. Die Förderung seiner Biogasanlage läuft Ende 2024 aus. Bislang kam er bei den komplizierten Ausschreibungen und vom Volumen sehr beschränkten Ausschreibungen nicht zum Zug. Eitel macht die aktuellen Rahmenbedingungen des EEG 2023 mit einem vorgeschriebenen Höchstgebot und der pauschalen Streichung der 20 Prozent teuersten Gebote dafür verantwortlich. Zweimal im Jahr schreibt die Bundesnetzagentur einen Energiebedarf aus. Zum aktuellen Termin 1. Oktober war dabei die Biomasse deutlich überzeichnet. Auf das ausgeschriebene Volumen von 288 Megawatt (MW) installierter Leistung wurden Gebote von 910 MW eingereicht. „Dieses Volumen muss gesteigert werden. Zudem muss sich der Zuschlagswert erhöhen, weil wir sonst aufgrund der gestiegenen Kosten ernsthaft ans Aufhören denken müssen“, so Eitel. Die Kosten sind insbesondere seit Beginn des Ukraine-Kriegs explodiert. Die Preisfestlegung für die Ausschreibungen erfolgte allerdings davor. Demnach wurde in der Oktober-Runde ein Zuschlagswert von 18,28 Cent pro Kilowattstunde erreicht, in der Runde davor lag dieser noch bei 18,92 Cent. „Insbesondere beim derzeitigen Umbau des Stromsystems jetzt die Biogasanlagen aus dem Markt zu nehmen, ist ein verheerendes Signal der Bundesregierung. Es scheint, die Biogasanlagen sollen torpediert werden“, so Michael Hofer.

„Die Biogasanlagen stehen für Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme und können bedarfsgerecht produzieren. Das muss honoriert werden. Die aktuellen Pläne der Bundesregierung gehen leider genau in die entgegengesetzte Richtung“, so MdL Wolfgang Fackler. Er setzt sich deshalb dafür ein, dass die bayerische Staatsregierung über den Bundesrat Verbesserungen für die Biogas-Branche erreicht.