Artikel vom 10.07.2020
Landrat: Holt die Kinder zurück
facebook-Beitrag von CSU-Kreisverband Erding

Landrat Martin Bayerstorfer: „Die Zeit ist reif, dass die Schulen diesen Weg gehen sollten. Angesichts einer überschaubaren Infektionslage sowie hohen Temperaturen ist der Zeitpunkt jetzt günstig.“
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Hier der Bericht aus dem Erdinger Anzeiger von Hans Moritz:
Landrat Martin Bayerstorfer will, dass an den Schulen umgehend wieder vollständiger Unterricht stattfindet. Der BLLV will erst mal das Ende der Sommerferien abwarten. Was ist die richtige Strategie?
Erding – Seit den Pfingstferien sind nach dem Corona-Lockdown alle Kinder wieder in den Schulen – allerdings nur wochen- oder tageweise. Dieses Schichtmodell gilt bis zu den Sommerferien in zwei Wochen. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) fordert nun, mit dem Regelunterricht für alle sofort wieder zu beginnen. Dabei hat er vor allem die Familien im Blick.
„Die Zeit ist reif, dass die Schulen diesen Weg gehen sollten“, sagt Bayerstorfer im Gespräch mit unserer Zeitung. „Angesichts einer überschaubaren Infektionslage sowie hohen Temperaturen ist der Zeitpunkt jetzt günstig.“ Noch vor den Ferien müsse der Regelunterricht ausprobiert werden. Damit bis nach den Sommerferien zu warten, hält Bayerstorfer für zu spät. „Dann beginnt schon wieder die Erkältungszeit. Die Erfahrung der vergangenen Tage lehrt, dass bei simplen Erkältungszeichen Kinder, aber auch ganze Klassen vorsorglich nach Hause geschickt werden“, so der Landrat. Das dürfe nicht der Regelfall sein.
Die Klasse seit 16. März nicht mehr gesehen
Der dreifache Vater denkt bei seinem Vorstoß aber auch an die Kinder selbst. „Die Klassen haben sich seit 16. März nicht mehr gesehen. Der Gemeinschaftsgedanke geht endgültig verloren.“ Hinzu komme, dass vor allem jüngere Schüler überhaupt keine Struktur mehr in ihrem Alltag hätten.
Nicht zuletzt sieht es Bayerstorfer „dringend geboten“, die Familien zu entlasten. 14 Wochen hätten viele die Kinder komplett zu Hause gehabt, seit Pfingsten jede zweite Woche. „Ich weiß, dass viele Eltern am Limit sind, dass es ihnen immer schwerer fällt, Arbeit, Kinder und Haushalt unter einen Hut zu bekommen.“ Einige hätten ihren gesamten Jahresurlaub schon verbraucht. Vor allem Alleinerziehende hätten immense Probleme.
Ferien beschneiden, um Versäumtes aufzuholen?
Deswegen hätte Bayerstorfer auch nichts dagegen, die Ferien zu beschneiden – „um den versäumten Stoff ein bisschen aufzuholen und die Eltern zu entlasten“.
Der Landrat kritisiert zudem die Unterrichtsgestaltung. „Mir leuchtet nicht ein, warum an den Grundschulen deutlich früher Unterrichtsende ist. Warum kann der Schultag nicht wie regulär um 12 oder um 13 Uhr enden?“ So hätten Eltern das Problem, die zeitliche Lücke zwischen Schule und Betreuung im Hort zu schließen.
Lehrer-Chef Oberhofer: Im September ist es für Testlauf noch nicht zu spät
Michael Oberhofer sitzt mit Bayerstorfer für die CSU im Kreistag. Als BLLV-Kreisvorsitzender muss der Dorfener aber die Interessen der Lehrer vertreten. „Martin Bayerstorfers Vorschlag ist im Prinzip völlig richtig“, sagt der Leiter der Grund- und Mittelschule Isen. „Aber nicht jetzt.“ Er plädiert dafür, in jedem Fall im September mit dem Regelunterricht zu beginnen. „Dann haben wir ausreichend Zeit, bis zur Erkältungssaison alle Abläufe zu erproben. Würden jetzt alle Kinder so kurz vor den Ferien wieder in die Schule gehen, „gäbe es große Schwierigkeiten, mögliche Infektionsketten nachzuvollziehen“. Auch das Beschneiden der Ferien lehnt Oberhofer ab. „Die Familien brauchen jetzt eine richtige Auszeit.“
Besser sei der Ansatz von Isen, Lengdorf und St. Wolfgang. Sie planen für die erste, zweite und letzte Ferienwoche eine gemeindeübergreifende Kinderbetreuung.