Kreisverband Freyung-Grafenau

Neue Wege für aktuelle Herausforderungen finden

CSU-Kreisverband informiert sich über Energiewende und Fördermöglichkeiten

CSU-Kreisvorsitzender Dr. Olaf Heinrich mit (v.l.) Gerhard Poschinger, Leo Meier, Markus Roth und Dr. Mikko Klein (Sparkasse) sowie Jürgen Schano, Kristina Urmann, Karlheinz Roth und 2. Bgm. Max Riedl. Foto: CSU

Freyung. Zum Thema „Energiewende richtig finanzieren“ hatte am Freitagnachmittag der CSU-Kreisvorsitzende Dr. Olaf Heinrich gemeinsam mit Kristina Urmann und Karlheinz Roth seine Bürgermeisterkollegen in die Kreisstadt eingeladen, wo Dr. Mikko Klein und Markus Roth von der Sparkasse Freyung-Grafenau aktuelle Entwicklungen vorstellten.

„Die Rahmenbedingungen verändern sich in unglaublicher Geschwindigkeit. Wenn wir nicht aktiv werden, dann gehen viele kommunale Spielräume verloren“, begründete Heinrich anfangs die Initiative zu dieser Veranstaltung. Wie brisant das Thema sei, zeige sich auch daran, dass im kommenden Jahr „kommunale Energiepläne“ mit 90 Prozent vomBund  gefördert werden. Es sei für Bürgermeister wichtig, möglichst viele Erfahrungen untereinander auszutauschen, um erfolgreich durch diese Phase zu kommen.

Impulse für Bürger und Unternehmer

Einen „Strauß an Möglichkeiten“ hatten im Anschluss die Sparkassenvertreter im Gepäck, die zunächst in die aktuellen Entwicklungen in Sachen Energiepreisentwicklung und Zinssteigerungen eingebettet wurden. Markus Roth, der bei der Sparkasse für die Betreuung von Kommunen zuständig ist, führte erste Maßnahmen auf. Diese reichen von der energetischen Sanierung kommunaler Immobilen über Energie- und Wärmekonzepte bis hin zu einer Sanierungssatzung, die den Hauseigentümern vor Ort steuerliche Vorteile sichert, wenn sie ihr Haus im Sanierungsgebiet ertüchtigen. Darüberhinaus ermöglichen Förderprogramme über die KfW oder die LfA Förderbank Bayern die gezielte Unterstützung von Hauseigentümern „erhaltenswerter Bausubstanz“. „Die Kommune kann entscheiden, welche Gebäude darunter fallen, das müssen keine offiziellen Denkmäler sein, und so den Eigentümern zu einem Tilgungszuschuss verhelfen“, erklärte Firmenkundenleiter Mikko Klein.

Abwärme der Produktion nutzen

Genauso gebe es interessante Ansätze für Unternehmer, gerade für energieintensive Branchen. „Sie sind ideale Abnehmer von kommunalen Wärmenetzen und gleichzeitig auch Energielieferanten, da bei der Produktion viel Wärme entsteht, die häufig im Moment noch ungenutzt ist.“ Nutzung von Abwärme sei „absolut förderfähig“, so Klein, der einige Positivbeispiele aus dem Landkreis aufführte. Darunter etwa einen IT-Dienstleister, der die Server-Abwärme nutzt, indem er Schläuche mit Wasser durch- und später in die Fußbodenheizung einleitet.

Zuletzt erklärten die Referenten noch das Konzept des Freyunger Modells „Regionale Energiewende Beteiligung Freyung GmbH“, bei dem die Stadt, die Sparkasse und das Bayernwerk eine Gesellschaft bilden, um regenerative Energie aus der Region für die Region umzusetzen. Hierbei sollen PV-Freilandanlagen realisiert werden, bei denen sich die Bürger als Investoren am Eigenkapital der Finanzierung mit einbringen können. „Der Gedanke ist, dass sich nicht jeder über einen längeren Zeitraum an eine Genossenschaft binden will, aber dennoch sein Geld sinnvoll in der Region investieren möchte“, so Heinrich. Auf diese Weise werden sie nicht Miteigentümer, sondern geben dem Projekt nur ein Darlehen. Rund ein Jahr habe es gedauert, um die vertraglichen Hürden mit der Rechtsaufsicht abzustimmen. Nun aber könne das Konzept auch auf andere Kommunen übertragen werden. „Etwa indem beispielsweise die Graineter Bürger bei einem Graineter Projekt investieren können.“ Solche Modelle seien wichtig, um die Energiewende schneller voranzubringen, denn wenn die Bürger davon profitieren, sei die Akzeptanz vor Ort viel höher als bei einem externen Investor. „Zudem bleibt das Geld in der Region“, hoben die Sparkassen-Vertreter hervor.

Erfahrungsaustausch der Bürgermeister

Im Anschluss an den Vortrag tauschten sich die Bürgermeister über die aktuellen Herausforderungen in ihren Gemeinden aus. Karlheinz Roth aus Spiegelau etwa hat „in Rekordzeit“ eine kommunale Service GmbH gegründet, die nun PV-Anlagen auf den eigenen Liegenschaften sowie Gebäudesanierungen vornimmt. Auch die Umstellung auf LED-Beleuchtung werde man nochmals untersuchen, da sich bei den höheren Strompreisen nun die Investition viel schneller amortisieren würde, als man vor der Energiekrise dachte. In Neureichenau verbraucht man seit der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED nur mehr ein Viertel der Kilowattstunden, da diese aber viel mehr kosten, sei der Preis insgesamt für diesen Posten gleich geblieben, erklärte Bürgermeisterin Kristina Urmann. Alle waren sich einig, dass man noch viele ungenutzte Dachflächen bei den Privathäusern habe, die für PV-Anlagen geeignet wären. Gerade ältere Hausbesitzer würden jedoch zögern, da sich die Investition für sie womöglich nicht mehr lohne.

Optimistisch waren die Bürgermeister bei der Frage, ob tatsächlich Notstromaggregate in diesem Winter nötig werden. Für kurzfristige Ausfälle, die wahrscheinlicher seien, sei man mit der bisherigen Infrastuktur gerüstet.

In der Runde war man sich einig, dass die Herausforderungen, die in den nächsten Monaten und Jahren auf die Bürger und Kommunen zukommen, groß sein werden. Umso wichtiger sei der persönliche Austausch von Erfahrungen. „Das ermöglicht uns auch, schneller Lösungen zu finden. Denn wir müssen zügig neue Antworten und neue Wege finden, damit wir als Kommunen noch handlungsfähig bleiben“, schloss Heinrich.