Kreisverband Neu-Ulm

Stadt Illertissen

Ministerin Schreyer sieht Bauen und Wohnen als soziale Frage

Kerstin Schreyer war bis vor einigen Wochen Sozialministerin in Bayern, jetzt ist sie für das Thema Bauen und Wohnen zuständig. In Illertissen erklärt sie, warum das alles miteinander zusammenhängt.

Dieser Artikel von Rebekka Jakob erschien in der Augsburger Allgemeine. Vielen herzlichen Dank, dass wir ihn hier veröffentlichen dürfen.

Der Kommunalwahlkampf im Landkreis geht in den Endspurt – und damit häufen sich auch die Termine, bei denen die Kandidaten noch mal um Unterstützung werben. Dieser Umstand bescherte der Region in dieser Woche gleich den zweiten Besuch aus dem Bayerischen Kabinett: Nach Innenminister Joachim Herrmann, der am Montagabend den Kellmünzer Dorfladen besuchte, war es jetzt Kerstin Schreyer, seit wenigen Wochen Staatsministerin für Bauen, Wohnen und Verkehr, die nach Illertissen gekommen war.

Eingeladen wurde Kerstin Schreyer noch als Sozialministerin

Zum Besuch in die Stadt eingeladen hatte die Neu-Ulmer Landtagsabgeordnete Beate Merk ihre CSU-Fraktionskollegin noch in ihrer alten Funktion – Merk erinnerte daran, dass die kurzfristige Kabinettsumbildung die Pläne dann durcheinandergewirbelt hatte. Nun hatte es also doch geklappt – und die Ministerin zeigte in ihrem Vortrag in der Gaststube des Illertisser Schlossbräu auf, dass ihr voriges und ihr aktuelles Ressort viel mehr gemeinsam haben, als man auf den ersten Blick meinen könnte.

„Die soziale Frage der Zukunft wird im Bereich Bauen, Wohnen und Verkehr liegen“, betonte die Staatsministerin. Denn der demografische Wandel in der Gesellschaft mache es notwendig, beim Bauen eine Gruppe stärker zu berücksichtigen als bisher geschehen: „Wir haben die Situation, dass wir das Altwerden nicht so oft in den Blick nehmen. Wir alle werden jedes Jahr ein Jahr älter – aber alt werden wir ganz plötzlich.“ Eine Familie, das ist Kerstin Schreyer auch in ihrem bisherigen Ressort klar geworden, besteht nun mal nicht nur aus Eltern mit kleinen Kindern. Sondern auch aus älteren Menschen, die spezielle Lebensbedürfnisse haben.

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Bei der Barrierefreiheit geht es um ganz praktische Dinge

Quartierlösungen, wie das Illertisser Baywa-Areal, auf dem laut Bürgermeister Jürgen Eisen sowohl Wohnungen für junge Leute, aber eben auch für Senioren entstehen sollen, seien hier entscheidend. Denn Letztere werden immer mehr, wie Schreyer deutlich machte: „30 Prozent der heute Erwerbstätigen gehen in den nächsten Jahren in Rente.“ Kommunalpolitiker müssten sich für die speziellen Bedürfnisse dieser Altersgruppe sensibilisieren. „Es geht dabei um Barrierefreiheit und ganz praktische Dinge: Komme ich beispielsweise mit meinem Rollator überhaupt in eine Toilette rein?“

Die Sozialministerin kann Schreyer nach den wenigen Wochen im Bau- und Verkehrsressort nicht verleugnen. Darum spricht sie an diesem Abend in Illertissen auch die Problematik der Fachkräftesuche an. „Wir müssen uns darüber unterhalten, was uns die Arbeit am Menschen wert ist. Wir haben sensationelle Fachkräfte – aber wir müssen sie auch bezahlen.“

Wahlkampfendspurt: Spitzen gegen die Gegner, Sorge wegen der AfD

Dass der Wahlkampf in Bayern in den Endspurt geht, merkt man auch der Rede der Ministerin an, die neben ihren Ausführungen zu den Themen Soziales und Bauen auch Seitenhiebe auf die politischen Gegner mitgebracht hat. Ganz ironiefrei und deutlich sorgenvoll wird Schreyer dabei beim Blick auf die AfD. „Seit die Kollegen in den Landtag eingezogen sind, ist die Stimmung im Landtag deutlich schlechter geworden.“ Schreyer beklagte den Tonfall, den diese Fraktion in ihren Reden an den Tag lege. „Das ist eine völkische Sprache, von der ich dachte, dass sie eigentlich vorüber ist.“ Mit Blick auf die Geschehnisse in Hanau sagte die Staatsministerin: „Hier zeigt sich, dass aus der entsprechenden Sprache auch Handlungen entstehen.“

Wie der Besuch von Innenminister Herrmann in Kellmünz verlief, lesen Sie hier: Keine Panik: Innenminister spricht im Dorfladen über Corona

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