Kreisverband Roth

Militärseelsorger berichtet über Einsatz in Mali

Vortrag von Pfarrer Thomas Hellfritsch

ROTH – Beim Evangelischen Arbeitskreis der CSU Mittelfranken ist man sich einig gewesen: "Eine ganz wichtige Arbeit." Diese Bilanz haben die Mitglieder nach einem Vortrag des Militärseelsorgers Thomas Hellfritsch gezogen. Der in Roth stationierte evangelische Pfarrer hat über seinen Auslandseinsatz in Mali berichtet. 40 solcher Einsätze außerhalb des Nato-Gebiets habe es davon seit der Neuorientierung der Bundeswehr gegeben, erklärte AK-Vorsitzender Jürgen Hopf. "Einige laufen noch."

Hellfritsch war knapp fünf Monate in einem Lager nahe der Stadt Gao stationiert. Er war Ansprechpartner für eine gut 1000-Mann-und-Frau-starke Bundeswehr-Truppe. "Sie haben uns gezeigt, wie der geistliche Beistand die Soldatinnen und Soldaten unterstützt und stabilisiert", so Landtagsabgeordneter Volker Bauer, der stellvertretender Chef des CSU-Arbeitskreises ist. "An dieser Arbeit darf nicht gespart werden", ergänzte Bezirksrätin Cornelia Griesbeck.

"Als Seelsorger in Einzelgesprächen gefordert ist man insbesondere in Ausnahmesituationen", sagte Hellfritsch. So habe er während seines Einsatzes von August bis Dezember 2017 nach einem Hubschrauberunglück mit zwei Toten am meisten zu tun gehabt. Soldatinnen und Soldaten hätten ihn auch dann aufgesucht, wenn sie schlechte Nachrichten aus der Heimat bekommen hatten oder mit den Belastungen überfordert waren. "In besonderen Fällen schickt der Arzt oder der Psychologe schon mal jemanden heim", so Hellfritsch. "Die Zusammenarbeit war dabei immer sehr gut", erklärte der evangelische Geistliche aus Hilpoltstein.

Anhand eines Bildervortrags machte Hellfritsch das Umfeld in dem Bundeswehr-Standort für alle sehr plastisch deutlich. Seinen Schilderungen zufolge sind die Quartiere in Containern mit Klimaanlage dort je 12,5 Quadratmeter groß. Die Zimmer teilen sich jeweils drei Soldaten. "Drei Betten, drei Schränke, drei Stühle." Trotz festgelegter Arbeitszeiten "sind sie praktisch sieben Tage 24 Stunden im Dienst", so Hellfritsch. Der ganz überwiegende Teil dort ist für Bereitstellung und Instandhaltung der militärischen Infrastruktur verantwortlich. "80 Prozent verlassen das Lager nie", erklärte Hellfritsch. Eine Bar und Bundeswehr-TV sorgen für Abwechslung. Dennoch prägen auch Langeweile und insbesondere extreme Umweltbedingungen den Alltag. "Temperaturen an die 50 Grad im Schatten und ein bis zwei Mal pro Monat ein riesiger Sandsturm." In seiner Zeit sei das Lager einmal beschossen worden. Zum Schutz im Patrolieneinsatz tragen die Soldaten ein Splitterweste. 15 Kilo ist sie schwer. "Da fließt der Schweiß in Strömen."

Zur Arbeit des Pfarrers gehörten Freizeitangebote wie Volleyball-Turniere, Kino-Abende oder Plaudern bei Kaffee und Kuchen. "So kann ich mich als Ansprechpartner vorstellen, Vertrauen schaffen und ins Gespräch kommen", begründete Hellfritsch diese Herangehensweise. "Die Soldatinnen und Soldaten müssen ihren Seelsorger schließlich kennen", so Hellfritsch. Jeden Sonntag habe er zum Gottesdienst eingeladen. "Immer waren alle Plätze besetzt", erinnerte er sich an das provisorische Gotteshaus  mit 60 Stühlen. "Martinskirche" hatte man es nach einem seiner Vorgänger getauft. Jeder Priester handle im Auslandseinsatz ökumenisch, betonte Hellfritsch. Im Wechsel seien jeweils ein katholischer oder ein evangelischer Geistlicher im Lager stationiert, dessen Sonderstellung auf mehrfache Weise zum Ausdruck kommt. Er trägt zwar die selbe Flecktarnkleidung wie alle Soldaten. Eine Uniform darf das aber nicht sein. "Man nennt es Schutzkleidung."  Und: Außer dem Messwein gibt es keinen Alkohol.

Text und Bild mit freundlicher Genehmigung von Robert Schmitt.