Kreisverband Weilheim-Schongau

OV Peiting, Rottenbuch, Steingaden-Prem, Wildsteig

Zentralklinikum: größere Teams, weniger Nachtdienste

Was bedeuten „Grundversorgung“ oder „Spezialisierung“? Warum sind die Defizite der kommunalen Kliniken in manchen Landkreisen höher als in anderen? Um in das Dickicht der Schlagworte etwas Licht zu bringen und über die Pläne für ein Zentralklinikum zu informieren, hatte die CSU öffentlich eingeladen in die Peitinger Schlossberghalle. Aus dem Kreis der etwa 70 Besucher meldeten sich im Lauf des Abends einige zu Wort. Auf dem Podium standen Rede und Antwort: Landrätin Andrea Jochner-Weiß, Krankenhaus-Geschäftsführer Thomas Lippmann, Pflegedirektorin Anne Ertel und Schongaus Ärztlicher Direktor Prof. Reinhold Lang.

Lippmann beschrieb die Entwicklung der Krankenhaus GmbH in den letzten acht Jahren von der bloßen Grund- und Regelversorgung (Innere Medizin, allgemeine Chirurgie, Geburtshilfe) hin zur Spezialisierung mit einigen neuen Fachabteilungen, z.B. Gefäßchirurgie, Akutgeriatrie, Unfallchirurgie, Schlaganfall-Schwerpunkt in Weilheim mit Herzkatheder etc. All dies habe große Fortschritte für die Qualität der Versorgung gebracht. Gleichwohl seien beide Häuser zu kleinteilig, d.h. es werde jeweils viel Personal vorgehalten bei einer zu geringen Auslastung; steigende Kosten könnten so nicht aufgefangen werden. Jochner-Weiß: „Das betriebliche Defizit mit 8,5 Mio. EUR im Jahr ist auf Dauer nicht tragbar.“ Hintergrund: Die Inanspruchnahme durch die Landkreisbevölkerung ist zu niedrig und könne - so Lippmann – in der bestehenden Doppelstruktur nicht ausgebaut werden. Die Patienten suchten sich für planbare Eingriffe größere Kliniken mit höheren Behandlungszahlen aus.

Hinzu komme, so Jochner-Weiß: „Heute suchen sich die Mitarbeiter die Kliniken aus, in denen sie arbeiten wollen.“ Es sei einfach nicht nachhaltig, wenn z.B. die Chefärzte tagsüber zwischen Schongau und Weilheim pendeln und viel Zeit auf der Straße verbringen. Anne Ertel verdeutlichte, wie wertvoll die eigene Pflegefachschule für die Mitarbeitergewinnung ist. Doch wünschten sich die Mitarbeiter ein gemeinsames und größeres Haus mit besseren Arbeitsbedingungen. Betriebsrat Norbert Trapp erklärte: „Je größer die Teams, desto seltener die Nachtdienste, desto besser die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und desto mehr Weiterbildungsmöglichkeiten.“

Prof. Lang erklärte den Zusammenhang von Behandlungsfällen und Ausbildung: Nur bei einer Mindestmenge an Behandlungen pro Fachgebiet dürfe die Klinik Fachärzte ausbilden; und nur dann sei eine Klinik für junge Assistenzärzte attraktiv, die ja für die Abdeckung des 24-Stunden-Betriebs dringend gebraucht würden.

Bürgermeister Peter Ostenrieder hob das Gutachten hervor, das der Kreistag für die Zukunft der Krankenhaus Gmbh beauftragt hatte und das nur einen Schluss zulasse: „Wir sichern hochwertige Versorgung nur durch Bündelung der Ressourcen in einem Zentralklinikum“.

Alle Redner appellierten, beim Bürgerentscheid mit Nein abzustimmen, damit die Pläne für ein Zentralklinikum vertieft werden können. In 15 Jahren könnte es fertiggestellt sein. Die Standortfrage sei offen, in Schongau solle aber zumindest ein tagsüber geöffnetes Ambulanzzentrum weiterbetrieben werden.

Das Gutachten und viele weitere Informationen und Argumente sind auf der Website der Krankenhaus-GmbH nachzulesen.