Ortsverband Ascha

Bayern / Tunesien

Besuch der Partnergemeinde Hammam-Lif

Der Vertreter der tunesischen Stadt Hammam-Lif Naoufel Azizi (Mitte) mit den Dolmetschern Youssef Hijazi und Yasmine Khaled-Jaiser (rechts) beim Treffen mit (von links) Aschas 3. Bürgermeister Michael Landstorfer, Gemeinderat Uli Aschenbrenner, Bürgermeister Wolfgang Zirngibl und 2. Bürgermeister David Groth

geschrieben von Irene Haberl

Smarte Partnerschaften: Gemeinsam eine nachhaltige Welt schaffen

5. Partnerschaftskonferenz afrikanischer und deutscher Kommunen

Ascha. (hab) Ascha gehört zu den deutschen Kommunen, die in der Folge der 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung über eine Partnerschaft mit der nordtunesischen Stadt Hammam-Lif hilft, diese Ziele auf kommunaler Ebene umzusetzen. Mit Unterstützung der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“, kurz SKEW, trafen sich letzte Woche die kommunalen Akteure aus 22 partnerschaftlich miteinander verbundenen deutschen und afrikanischen Städten zur fünften Partnerschaftskonferenz in Dresden.

Neben globalen Nachhaltigkeitszielen zu Themen wie innovative Digitallösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung, Bildung, Bürgerbeteiligung und nachhaltiger Umweltschutz sorgten gerade lockere Diskussionen in Form von Open Spaces in Gremien beispielweise zum Hochwasserschutz, zur Urban-Mobility und -Gardening und in Kleinprojekten zum Schüler- oder Künstleraustausch zu einem bereichernden Austausch.

Austausch Ascha und Hammam-Lif

Zu einem nachgelagerten Arbeitstreffen reiste Hammam-Lifs Stadtrat Naoufel Azizi mit den beiden Aschinger Bürgermeistern Wolfgang Zirngibl und David Groth im Anschluss der Konferenz nach Ascha, um sich vor Ort ein Bild von der bayerischen Kommune zu machen bzw. gemeinsame Projekte auf gleicher Augenhöhe zu erörtern. Ohne Industrie gilt die etwa 45 000 Einwohnern zählende nordafrikanische Stadt als lebendiges Verwaltungszentrum mit entsprechendem öffentlichem Nahverkehr zwischen Mittelmeer und einem Naturschutzgebiet im Hinterland. Kritik äußerte Azizi an hohen Politikern ohne jegliches Interesse an einer positiven Abfallwirtschaft. So verzögere sich beispielsweise eine Genehmigung zum Abriss eines Hochwasserschutzes vor dem Strand, der für den Stau von über die Kanalisation in das Meer eingeleitete Abwässer verantwortlich ist. Abwasser liege dabei nicht in kommunaler Hand und Kläranlagen können nicht mit dem Bevölkerungswachstum mithalten. Aschas Bürgermeister Zirngibl sprach Mut zu und im Bereich Ausbau von Dienstleitungen, beim Wandel der Energieversorgung in die „saubere Energie von Sonne“ und die Aufwertung von Gebieten mittels kultureller Veranstaltungen nicht nachzulassen.

Ascha will helfen, so Zirngibl. Um das im Vergleich zu Deutschland und besonders zu Ascha noch weit zurückliegende Müllbewusstsein in dem afrikanischen Staat zu sensibilisieren, will man vergleichbar mit Ascha über ein Kleinprojekt 14 000 Stofftaschen, deren Planung, Herstellung und Verteilung in einheimischer Hand liegen soll, finanzieren. So soll beispielsweise an Schulen für eine „plastiktütenfreie Kommune“ Werbung gemacht werden. Erfreut zeigte man sich in Ascha über die Fortschritte im Zusammenhang des beim letzten Treffen angeregten Projekts zur Mülltrennung. Im Auftrag von Hammam-Lif und 13 benachbarten Kommunen wurde ein Forschungsbüro mit der Erstellung eines Gutachtens zur Abfallwirtschaftssituation beauftragt, das für weitere diesbezügliche Maßnahmen beim zuständigen Ministerium verlangt wird.

Hilfe bei Kinderbetreuung

Ein Projekt brennt dem Politiker aus Tunesien besonders auf den Nägeln. Da die Kinderbetreuung in Form eines Kindergartens nur in privater Hand liegt und diesbezügliche Versprechungen von Ministerien ständig im Sand verlaufen, beabsichtigt man in Hammam-Lif ein im Besitz der Kommune liegendes Grundstück mit Haus und Garten nach entsprechenden Vorschriften in einen Kindergarten umzugestalten. Eine Planung laufe bereits. Für die Finanzierung in Höhe von 200 000 Euro kommen je zur Hälfte der Staat und die Kommune auf. Aschas Bürgermeister zeigte sich gegenüber diesem Projekt sehr aufgeschlossen und versprach eine Mitfinanzierung über das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Investivmaßnahme zu eruieren.