Ortsverband Fridolfing

Mittelstandsunion bei Fa. Rosenberger

„Alle im Landkreis vorhandenen Energiequellen nutzen“

Mittelstandsunion des CSU-Kreisverbands Traunstein und Landrat Walch bei der Firma Rosenberger

„Wer seine Heimat schützen will, muss auch damit einverstanden sein, dass sich die Landschaft ändert!“ – Dies war eine der Kernaussagen von Landrat Siegfried Walch bei einer Veranstaltung der Mittelstandsunion im CSU-Kreisverband Traunstein. In der „Opernhalle“ der Firma Rosenberger in Fridolfing sprach der Landrat über die Themen Energie, Bildung und Forschung im Landkreis Traunstein.

„Wir brauchen kein entweder-oder, sondern ein sowohl-als-auch“ sprach sich Walch für die Nutzung aller im Landkreis vorhandenen Energiequellen aus: Wind und Wasser, Biomasse, Geothermie und Photovoltaik. Alte Wasserkraftanlagen sollen modernisiert und neue gebaut werden.

Gut stehen die Chancen jetzt endlich für eine Nutzung der Wasserkraft im Unterlauf der Salzach, für die sich Kommunalpolitiker diesseits und jenseits des bayerisch-österreichischen Grenzflusses seit Jahrzehnten einsetzen. „Jetzt gibt es erstmals einen Ministerpräsidenten, der dieses Vorhaben unterstützt“, berichtete Siegfried Walch über ein Gespräch mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Vertretern des österreichischen Energieunternehmens Verbund und ihm als Vertreter der Kommunen.

Walch sprach von einem Hightech-Vorzeigeprojekt, das im sogenannten Tittmoninger Becken verwirklicht werden soll. Hier wie auch bei anderen Projekten der Energiegewinnung müsse „das Kirchturmdenken überwunden werden“. Dies gelte nicht zuletzt auch für die Nutzung der Windkraft, die gemeinsam mit den Bürgern vorangetrieben werden soll. Energie sei schon in der Vergangenheit oft der entscheidende Standortsfaktor gewesen – Beispiel Chemiedreieck – und werde dies auch in Zukunft sein, bekräftigte der Landrat. Neben dem aktuellen staatlichen Krisenmanagement in Sachen Energie – über das sich Walch sehr irritiert zeigte – brauche es eine langfristige Strategie mit mehr Unabhängigkeit und mehr Ökologie.

Der Landrat forderte hier eine bessere Zusammenarbeit und mehr Zusammenhalt der europäischen Staaten. Von der Bundesregierung forderte Walch in Zeiten, in denen Energie und Rohstoffe als Druck- und Kampfmittel eingesetzt werden, die Herstellung der Versorgungssicherheit (Gas, Strom, Wärme) und das Verhindern von ausufernden Energie- und Rohstoffpreisen. Bei letzteren diskutiert die Bundesregierung nach Ansicht des Landrats „zu viel über die Ränder und zu wenig über die Mitte, das ist eine Missachtung von Arbeit und Fleiß unserer Bürger und Unternehmen.“

Für die Unternehmen und Firmen forderte der Landrat Unterstützung bei den Energiekosten, denn „Wirtschaft sind wir alle.“ Ein weiteres wichtiges Thema für eine fruchtbare Weiterentwicklung der Region ist die Bildung. Aus- und Fortbildung bezeichnete der Landrat als einen Grundpfeiler unserer Gesellschaft und nicht umsonst werde Deutschland für sein Ausbildungssystem weltweit bewundert. Siegfried Walch erläuterte den Stand beim „Campus Chiemgau“, ging auf die Modernisierung von Schulen im Landkreis ein und berichtete über die Gründung einer Forschungsstiftung, mit der Forschungs- und Entwicklungsprojekte gefördert werden sollen. Auch dies sei nicht zuletzt ein Standortfaktor für die Region. „Wir leben in einer der reichsten Regionen der Welt und ich glaube an eine positive Zukunft“, bekräftigte der Landrat und bekam dafür viel Beifall von den weit über 100 Vertretern aus der heimischen Wirtschaft.

Ein Teil der Besucher hatte sich zuvor bei einem Rundgang über die Firma Rosenberger informiert, eines der Vorzeigeunternehmen im Landkreis. 1958 als kleiner Handwerksbetrieb gegründet beschäftigt das Unternehmen heute 2900 Mitarbeiter in Fridolfing und 14800 weltweit, davon etwa 600 Ingenieure, die mit Forschung und Entwicklung in den Bereichen Hochfrequenztechnik, Hochvolt-Energieübertragung und Fiberoptik-Kommunikation tätig sind.

In Fridolfing werden jährlich zwei Milliarden Teile hergestellt, unter anderem Steckverbindungen, die in Autos eingesetzt werden. Der Umsatz des Familienunternehmens lag 2021 bei 1,52 Milliarden Euro. Franz Praxenthaler als Mitglied der Geschäftsleitung stellte das Unternehmen vor und erläuterte – als Beitrag zum Thema Energie – die Stromkosten des Unternehmens: 2021 lagen sie bei 5 Millionen Euro, heuer rechnet man mit 10 Millionen Euro und für 2023 werden Kosten in Höhe von 19 Millionen Euro erwartet. Geleitet wurde der Abend von Anna Marx, der Vorsitzenden der CSU-Mittelstandsunion Traunstein. Sie freute sich über das große Interesse an der Veranstaltung, an der auch Altlandrat Hermann Steinmaßl und Bernd Rosenberger als einer der Mitinhaber teilnahmen. 

Die renovierte „Opernhalle“ ist seit einigen Monaten das lange erwünschte Betriebsrestaurant der Firma Rosenberger, nachdem das Gebäude viele Jahre als Lehrwerkstatt gedient hatte. Der ungewöhnliche Name geht auf den Vor-Vor-Besitzer des Betriebsgeländes zurück. 1950 hatte Industriemakler Rolf Dumpe mit viel Fremdkapital auf einer grünen Wiese in Pietling (jetzt Gemeinde Fridolfing) eine Fabrik für Heizungsarmaturen erbaut. Daneben entstanden diverse Gebäude, die nicht dem Zweck der Produktion dienten: eine herrschaftliche Villa mit Schwimmbad, Pferdeställe, Garagen für den privaten Fuhrpark und nicht zuletzt eine Gemeinschaftshalle mit Bühne, Billardsalon, Kegelbahn, Gästehaus und anderen Annehmlichkeiten, die sogenannte „Opernhalle“.

Die Firma ging 1951 als größte Pleite der Nachkriegszeit in Bayern in die Geschichte ein. Die Opernhalle war noch im Rohbauzustand, als das Gelände von der Firma Dr. Häberlein aus München erworben wurde, um hier anspruchsvolle Produkte der Hochfrequenztechnik zu fertigen. Doch die Firma wurde 1966 ebenfalls insolvent – und die mittlerweile fertiggestellte Halle wurde am Ende nur einmal genutzt: für eine Gläubigerversammlung zum zweiten großen Konkurs auf diesem Gelände. Erst mit der Übernahme durch Hans Rosenberger sen. ging es aufwärts und das Firmengelände entwickelte sich zu ungeahnter Blüte. Apropos: Es gibt bereits Überlegungen, dass in der „Opernhalle“ künftig auch Musik erklingen soll…

von links MU-Vorstandsmitglied Claus Egger, Landrat Siegfried Walch, MU-Vorsitzende Anna Marx, , Franz Praxenthaler, Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Rosenberger, und die MU-Vorstandsmitglieder Petra Fürst-Zimmermann, Josef Daxenberger und Robert Aigner vor einer alten Drehmaschine aus den Anfangszeiten der Fridolfinger Erfolgsfirma.
links Franz Praxenthaler, Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Rosenberger, und Bernd Rosenberger, und in der Mitte MU-Vorsitzende Anna Marx und (mit dem Rücken zum Bild) Landrat Siegfried Wald sowie Altlandrat Hermann Steinmaßl sowie Beatrice Kress von Bergader.