Ortsverband Haßfurt

Haßfurt: Gestern. Heute. Morgen.

„In Haßfurt ist die Katz eben nicht gebläut!“

Mit diesem Artikel möchte ich meine Heimatstadt Haßfurt beschreiben, so wie ich sie wahrnehme, wie ich sie aus den Geschichtsbüchern her interpretiere und wohin die Reise mit mir als Bürgermeister gehen kann. - Volker Ortloff

Werhaft und weltoffen
Die heutige Altstadt von Haßfurt, deren Stadtgründungsurkunde sich leider nicht erhalten hat, entstand um 1230 planmäßig als ein städtisches Bollwerk des Bischofs von Würzburg gegen Bamberg und Henneberg. Als Soldat kenne ich die Schwierigkeit von Möglichkeiten der Verteidigung. Ein Merksatz im Militär lautet: Wer die Höhen hat, hat die Täler. Eltmann, Zeil und Königsberg haben relative Höhen, Haßfurt eben nicht. Deswegen musste sich die kleine Stadt am Main  auf der Ebene durch Stadtmauern schützen können. Vermutlich deswegen erhielt Haßfurt in der Zeit zwischen 1230 und 1243 bereits städtische Rechte, die anderen genannten Kleinstädte erst im 14. Jahrhundert. Damit entstand „in der Fläche“ das wehrhafte, aber auch das weltoffene, Haßfurt. Denn ursprünglich an einer Furt entstanden, nahm es vermutlich bereits seit der Zeit der Kelten oder Germanen am Handel und Wandel teil.

Am Reißbrett entworfen
Innerhalb der eigenen Mauern haben sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte vor allem Bauern und Handwerker, Kaufleute und Adelige aus dem Haßgau Häuser gebaut und niedergelassen. Haßfurt wurde in der Stauferzeit auf dem Reißbrett entworfen und dementsprechend systematisch angelegt. Der Obere und Untere Turm, die lange Hauptstraße, der Marktplatz und die Pfarrkirche sind heute noch die nachvollziehbaren Hauptgebäude der damaligen Zeit. Die altehrwürdige Ritterkappelle hätte hier eine eigene historische Abhandlung verdient.

West-Ost-Ausrichtung
Die Menschen in Haßfurt lebten von ihren Doppelexistenzen als Ackerbürger. Zum einen als Landwirt mit jeweils erlaubten Flächen zur Bestellung der Felder und Wiesen sowie Viehhaltung. Zum anderen  verdiente man sich das Zubrot als Handwerker oder Dienstleister innerhalb der Stadt. Die West-Ost-Ausrichtung, also auf der Achse Würzburg - Bamberg mit kaum einer über den Mauerring hinweg stattfindenden Bebauung hielt bis ins Ende des 19. Jahrhundert an. Lediglich 4 Mühlen und das Wildbad sind namhafte Bauten außerhalb der Stadt. Die Frontstellung gegen Bamberg hielt in ihrem äußeren Anschein über 660 Jahre!

50 Pfennig pro Quadratmeter
Der Begriff Haßfurt als Ackerbürgerstadt kann bis nach dem Zweiten Weltkrieg zurecht genutzt werden. 1952 konnte man noch 56 rinderhaltende Betriebe zählen, 1965 lediglich nur noch 18 mit einem Besitz von mehr als 2 Hektar. Hauptgrund war, dass die jeweiligen Kinder die harte Arbeit auf dem Feld gegen andere Berufe eintauschten. Wenn man so will, war Haßfurt bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg eine arme Stadt. Die ackerbürgerliche Landwirtschaft löste sich erst im 20. Jahrhundert auf. Durch den Verkauf von eigenem Land für damals 50 Pfennige pro Quadratmeter konnte manch einer seine Existenz sichern.

Wie Haßfurts Einwohnerzahl wuchs
Die Einwohnerzahl um 1945 betrug ca. 6.000 Einwohner, wovon ein ungefähres 1/3 auf kriegsbedingte Zuwanderung zurückzuführen ist. Auch mein Vater, 1943 geboren, kam zu Kriegsjahren aufgrund der Bombardierung von Schweinfurt deswegen nach Haßfurt. 1972 hatte Haßfurt bereits 9.000 Einwohner und bis 2009 stieg diese auf ca. 14.000 Einwohner, einschließlich der inzwischen eingemeindeten acht Stadtteile.

Infrastruktur und Arbeitsplätze
Einschneidend und ein Segen für Haßfurt war die Gebietsreform beginnend ab dem Jahr 1972. Der damalige Bürgermeister Alfons Schwanzar (SPD) konnte nicht anders, als sein Augenmerk auf die Pflichtaufgaben der wachsenden Stadt zu legen. Während Zeil schon sein Schwimmbad hatte, musste in die notwendige Infrastruktur in Haßfurt investiert werden. Wasserversorgung, Kanal, Kläranlage, Straßenbau und Elektrizität musste neu erschlossen und aufgebaut werden. Haßfurt wurde durch die Arbeitgeber Kugelfischer und Fichtel & Sachs eine „Auspendlerstadt“ nach Schweinfurt. Die Bahnverbindung machte ein Pendeln leicht möglich. Mit der Waldi-Schuhfabrik, die 1945 durch Walter Tron gegründet wurde, konnten überwiegend Frauen in Haßfurt einer Arbeit nachgehen.

Eingemeindungen
Die Bürgermeister Gottfried Hart (CSU), Hans Brochloß (CSU), Hans Popp (WG) und Alfons Schwanzar (SPD) waren, wenn man so will, „Bedarfsdeckungsvollzugsorgane“. Stadträte und Bürgermeister haben erkannt, dass zunächst in die Pflichtaufgaben investiert werden muss, um Haßfurt als Kreissitz von drei zusammengelegten Kreisen fit für die Zukunft zu machen. Haßfurt war der Sitz von nahezu allen Behörden, ausgenommen Finanzamt und Amt für landwirtschaftliche Entwicklung. Durch die Eingemeindungen wurde die Erschließung weiterer Wohn- und Gewerbegebiete schnell möglich. Der Spruch aus dem Umfeld: „In Haßfurt ist die Katz gebläut“, hatte ihren Grund in den vorrangigen Anstrengungen als Kreisstadt.

Auch das gute Einvernehmen zwischen Stadt und Landkreis hatte positive Auswirkungen auf Haßfurt. Beispiel: Für das Schulzentrum überließ die Stadt dem Landkreis kostenfrei das Grundstück einschließlich der Erschließungskosten. Der Landkreis wiederum errichtete das neue Landratsamt in der Kernstadt von Haßfurt.

Von der Auspendlerstadt, zur Behörden- und Schulstadt
Aus der „Auspendlerstadt“ wurde eine „Einpendlerstadt“. Heute ist Haßfurt eine Behörden- bzw. Schulstadt. Täglich kommen ca. 5000 Schüler nach Haßfurt in die vielfältigen Schulformen. Haßfurt ist zudem eine Kulturstadt. Die Stadthalle ist an über 200 Tagen im Jahr ausgebucht. Unsere Sehenswürdigkeiten in Stadt und Stadtteilen sind immer eine Besichtigung wert. Unsere altehrwürdige Ritterkappelle, die Stadtpfarrkirche mit Frühwerken von Tilmann Riemenschneider (um 1490), die Kirchen in den Stadtteilen, Künstler wie Anton Rückel sind nur einige Beispiele, dass es sich lohnt in Haßfurt zu leben und Haßfurt zu besuchen.

Die Haushaltssituation hat sich stetig verbessert. Durch kluge Entscheidungen in den vorherigen Amtsperioden konnte Haßfurt neben dem notwendigen Gewerbe eine attraktive Schul- und Behördenstadt bleiben, die zudem familienfreundlich ist. Kurz, Haßfurt ist eine lebenswerte Stadt zwischen Bamberg und Schweinfurt.

Zurück in die Heimat
Ich höre oft, dass junge Menschen wieder zurück in die Heimat nach Haßfurt kommen, zu den Wurzeln ihrer Kindheit. So auch bei mir. Mein Lebensmittelpunkt ist seit 20 Jahren Haßfurt. Ich bin hier zur Schule gegangen, habe mein Abitur in Haßfurt gemacht und höre viele Geschichten meines Vaters aus Haßfurt. Mein Schwiegervater, aus dem Sudetenland geflüchtet, prägt bis heute das Dorfleben in Sailershausen mit seiner großen Familie. So wie manche Ärzte in den Haßbergkliniken, die nach ihrem Studium und ihren Lehrjahren wieder zurück nach Haßfurt kommen, möchte ich zukünftig meine ganze Energie meiner Heimatstadt widmen. Die Zeit in der man lebt und handelt kann sich keiner aussuchen. Aber man kann die Zeit in der man lebt nutzen, um seine Heimat mitzugestalten und zu formen. So wie es die Bürgermeister der Stadt Haßfurt in ihrer jeweiligen Zeit zu Gunsten der Stadt getan haben.

Attraktivität muss erhalten bleiben
Heute habe ich die Sorge, dass Haßfurt zu einer reinen Wohnstadt, vielleicht auch reine Schlafstadt wird. Siedlungen und neue Baugebiete bieten für viele junge Familien die Möglichkeit schön zu wohnen und den eigenen Interessen nachzugehen. Wir müssen etwas tun, um die Attraktivität unserer liebenswerten Stadt aufrecht zu erhalten. Die Chancen der heutigen Zeit nutzen, um mehr Leben für Haßfurt zu schaffen. Haßfurt ist mehr als eine Wohnstadt. Die Ressourcen müssen wieder genutzt werden. Und das sind für mich in aller erster Linie das Können der Bürgerinnen und Bürger. Keine Entwicklung hat ihren Selbstzweck. Sondern es ist immer zu entscheiden, was kann eine Entwicklung Positives für die Menschen bedeuten.

Was habe ich vor?
Drei Themenschwerpunkte für die meine mögliche Amtszeit als Bürgermeister möchte ich hier nennen. Erstens möchte ich einen wesentlichen Beitrag leisten, die Innenstadt für Jung und Alt wieder lebendiger zu machen. Lebendig heißt für mich, Bedingungen schaffen, damit Geschäftsleute und Gastronomie gerne und mutig in unser Haßfurt investieren. Dazu kann auch eine günstigere Verkehrsführung dienen, bei der alle Verkehrsteilnehmer sicherer, flüssiger und damit auch schneller ihr Ziel erreichen. Zudem leisten wir damit einen Beitrag zur Umwelt. Zur Innenstadt gehört für mich auch das Mainufergelände.

Zum zweiten müssen die Orte gestärkt und unterstützt werden, wo unsere Menschen gerne hingehen. Das sind unsere große Anzahl an Vereinen und Organisationen. Wenn das Ehrenamt und das freiwillige Engagement in Haßfurt einschläft, dann wird der Trend zur Schlafstadt verstärkt. Oftmals erlebe ich selbst, dass bei Festen und Feiern immer die gleichen Leute helfen und ihre Zeit für die Gemeinschaft hergeben. Der Erfolg aber ist ihre größte Motivation. Es müssen insgesamt besserer Bedingungen geschaffen werden, damit sich jüngere Menschen in den Vereinen engagieren und damit Jung und Alt gemeinsam anpacken.

Ein letztes Thema, was ich hier nennen möchte, ist die Wiederbelebung der Lokalen Agenda 21. Zur Jahrtausendwende (November 2001) haben sich viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt zusammengetan, um Haßfurt mitzugestalten. Schon damals bekannte man sich zum Prinzip der „nachhaltigen Entwicklung“. „Handlungen, Planungen und Entscheidungen sind dann nachhaltig, wenn sie ökologisch verträglich, wirtschaftlich tragfähig und sozial gerecht sind.“ Fast 20 Jahre später sind die Rahmenbedingungen durch Klimawandel und Digitalisierung etwas anders, aber das Ziel ist immer noch das Gleiche. Ich möchte diese gute Grundidee weiterentwickeln, wiederbeleben und damit die vielen derzeit offenen Projekte in der Stadt zielgerichtet in eine Gesamtkonzept münden lassen.

Lassen Sie uns Haßfurt. Gemeinsam. Gestalten.
Volker Ortloff