Ortsverband Kammerstein

Naturnahe Waldbewirtschaftung im Zeichen des Klima

Naturnahe Waldbewirtschaftung im Zeichen des Klimawandels

HEIDENBERG – Unter dem Titel „Naturnahe Waldbewirtschaftung im Zeichen des Klimawandels“ hat Forstdirektor Harald Schiller, Leiter des Allersberger Forstbetriebs, etwa 30 Bürgerinnen und Bürgern bei einem Waldspaziergang im Heidenberg erläutert, wie die Bayerische Staatsforsten in dem großen Waldgebiet zwischen Kammerstein, Schwabach und Büchenbach arbeitet, um dessen Bestand langfristig zu sichern. Eingeladen dazu hatte Landtagsabgeordneter Volker Bauer, der den Heidenberg kennt, wie kaum ein zweiter. Bereits als Kind und Jugendlicher hat er auf seinen Streifzügen dort große Verbundenheit zur Natur entwickelt. Heute geht er in dem 440 Hektar großen Gebiet auf die Pirsch nach Rehen und Wildschweinen. Zugleich arbeitet Bauer als Präsident des Mittelfränkischen Jagdverbands an der Versöhnung von Waldverjüngung und Jagd.

Harald Schiller und Revierförster Hubert Riedel machten sowohl auf die Holzbewirtschaftung als auch auf den Waldumbau aufmerksam. Denn die bayerischen Waldbestände könnten bei immer höheren Durchschnittstemperaturen nicht überleben, wenn Fichte und Kiefer langfristig nicht um Tanne und Douglasie sowie Laubbäume wie Buche, Esskastanie, Elsbeere, Kirsche und Eiche ergänzt würden. Dabei gilt als Faustregel, dass in jedem Bestand mindestens vier Baumarten angesiedelt sein sollten. Drei davon sollen in der Lage sein, dem Klimawandel zu trotzen. „Grundsätzlich gilt: Überall soviele Baumarten wie möglich, langfristig aber werden Fichte und Kiefer nicht mehr dabei sein“, so Harald Schiller.

In Sachen Waldbewirtschaftung sieht es im Heidenberg sehr gut aus. Bei der jüngste Begutachtung durch die Spezialisten der „Forsteinrichtung“ ist für den Zeitraum von 2008 bis 2019 ein jährlicher Zuwachs von 7,5 Festmetern pro Hektar festgestellt worden. „Davon werden wir sechs Festmeter ernten, der Rest verbleibt im Wald“, erklärte Harald Schiller. „Das nenne ich nachhaltige Wirtschaftsweise“, lobte Volker Bauer die Staatsforsten ausdrücklich, denen häufig vorgeworfen wird, zu viel Holz aus bayerischen Wäldern herauszuholen. „Vor allem, wenn junge Bäume groß werden sollen, müssen wir alte und stattliche entnehmen, damit Licht bis zum Boden durchkommt“, erklärte Harald Schiller.

 

Als „Forsteinrichtung“ wird die in der Regel alle zehn Jahre erfolgende Planung im Forstbetrieb bezeichnet. Dazu werden im Wald Holzvorrat und Zuwachs nach Beständen und Baumarten dokumentiert. Auf der Basis dieser Daten werden die Holzernte und andere künftige Maßregeln festgelegt. Der Anfang dieser Zustandsbeschreibung samt Handlungsempfehlungen geht in Deutschland auf den Beginn des 18. Jahrhunderts zurück. Sie hatte immer eine nachhaltige Forstwirtschaft im Blick. Also nur soviel Holz zu entnehmen, wie für den dauerhaften Bestand des Waldes verkraftbar ist. Unter dem Stichwort „Naturnaher Waldbau“ gibt es im Freistaat bereits seit 1982 auch noch andere Vorgaben, die zu einer gesteuerten Verjüngung des Waldes mit vielfältigen Baumarten führen sollten. Das konnte Mitte der 1990er Jahre nahtlos in dauerhafte Planungen zum „Waldumbau“ übergehen, den der Klimawandel erforderlich macht. 

Die Forsteinrichtung setzt sich aus der Inventur und der Kartierung zusammen mit anschließender Ausarbeitung der Ergebnisse. Sie dauert vom Startschuss bis zur Erstellung der letzten Karte und Druck der operativen Empfehlungen rund zwei Jahre. Startschuss für die Eingriffe gemäß des neuen Planes war der 1. Juli 2021. Durchgeführt wird die gesamte „Forsteinrichtung“ von Spezialisten aus der Zentrale der Staatsforsten in Regensburg. Sie findet in enger Absprache mit dem lokalen Forstbetrieb statt, der seine örtliche Erfahrung einbringt.

Ergebnis der „Forsteinrichtung“ sind neben dem Forstwirtschaftsplan auch die Wirtschaftskarten. Sie liegen sowohl digital als auch auf Papier vor. In diesen Karten sind sämtliche Waldbestände dargestellt. Sie liefern vor allem auch Daten hinsichtlich des Naturschutzes. Zu jedem Bestand gibt es eine Beschreibung und zugleich eine exakte Planung der Bewirtschaftung und der Waldentwicklung. Beides wird in so genannten „Revierbüchern“ zusammengefasst. Sie stehen den Revierförstern gewissermaßen als Anleitung zur Verfügung. Doch Volker Bauer hat auch in so manchen kleineren Umweltprojekten beste Erfahrungen mit den Mitarbeitern der Bayerischen Staatsforsten gemacht. „Insbesondere beim Anlegen von Blühflächen für Insekten war der Forstbetrieb immer ein unterstützender Partner“, erklärte Bauer seinen Gästen.