Artikel vom 26.03.2019
Bruder Barnabas beim Starkbieranstich der CSU – Politik trifft auf Kabarett
Bruder Barnabas beim Starkbieranstich der CSU – Politik trifft auf Kabarett

Selten traf die Fastenrede des Bruder Barnabas (Anton Maier) den Nagel so brillant auf den Kopf wie beim diesjährigen Starkbieranstich der CSU-Ortsvereine Burghausen, Emmerting und Mehring. Dem Fastenprediger in der Mönchskutte scheint immer wieder der Hut hochzugehen, wenn er das Geschwafel der großen Politik hört. Spitzzüngig beschreibt er das Getue in Sachen Schülerdemos fürs Klima als "Berliner Beschränktheit" und stellte zur Abwechslung die jungen Menschen heraus, die sich explizit in ihrer Freizeit für wertvolle Dinge des Lebens engagieren. Da nickte sogar Innenstaatssekretär Stephan Mayer beifällig.
Der gestandene urbayerische Mönch ist selbstverständlich für den Artenschutz. Ihn nervt aber die allgemeine Gscheitmeierei, "weil mir in Deitschland aa alles so fanatisch betreiben müssen." Und außerdem gelte für den Rest der Welt: "Mir ham recht und ihr miassts froh sei, wenn ihr dabei sei dearfts." Alles müsste irgendwie frei von allem sein: "Milch von Laktose, Wasser von H2O und in Berlin sogar die Abiturienten von Wissen."
Nach so viel politischer Inkorrektheit gegenüber den Berliner Moralaposteln stieg der fromme Mann hinab ins Nabelchen der Welt. Wieder einmal bekamen die Burghauser ihr Fett weg. Nachdem er über den Weltfrauentag als neuem Berliner Feiertag hergefallen war, schlug Maier für Burghausen die Einführung des "Spatenstichtags" vor. Klar spielte er auf den Burghauser BER an: das Salzachzentrum oder -forum. Seit vielen Jahren würden zwischen Barbara und Lichtmess "die handgeschmiedeten Spaten für den Spatenstich am neuen Salzachzentrum herausgeholt". Zur Feier des Tages dürften sich die Bauhofmitarbeiter noch von ihrem eigenen Geld eine Leberkässemmel kaufen. Nur die ganz Alten unter den Burghausern könnten sich eventuell noch an den Ursprung des Spatenstichtags erinnern. Ziemlich süffisant nahm er zudem das Anmieten des Ankerkinos aufs Korn und forderte die Burghauser auf: "Burghauser werft weiterhin das Geld für jeden Blödsinn beim Fenster hinaus."
Barnabas blickte auch nach Mehring, wo sie doch tatsächlich nach der Ära vom Wengbauer Sepp einen neuen Vorsitzenden namens Beutlhauser Stefan ausgegraben haben. Jener wiederum dürfe sich nach 1000 Tagen sogar schon selbst eine Meinung bilden. Derartig wundersame Dinge gehen auch in Burghausen vor. Dort verabschiedet sich "der schaltragende Cineast" auch vom liebgewordenen Thron. Das wiederum mache den Schneider Erwin glücklich. Jetzt dürfe er mit dem Segen seiner Frau nochmals antreten, weil er ihr vorgeschwärmt habe, wie "erholsam es für ihn wird, wenn ihm der bockboanige Wengbauer und der Burghauser Cineast nicht mehr auf die Nerven gehen." Alles in allem blieb der Bruder Barnabas in seiner knapp einstündigen Rede nichts schuldig. Sie war kurzweilig, unterhaltsam und spitz formuliert.
Wie immer war der Saal beim Gasthof Schwarz zum Starkbieranstich mit rund 200 Gästen bis auf den letzten Platz gefüllt. Gisela Kriegl eröffnete als Emmertings Ortsvorsitzende den knapp vierstündigen Abend. Mit ihr auf der Bühne standen der neue Mehringer CSU-Vorsitzende Stefan Beutlhauser (von dem man munkelt, er könne einmal Bürgermeister Josef Wengbauer beerben) und der Burghauser Heinz Donner, der definitiv Anlauf auf den Bürgermeistersitz in Burghausen nimmt. Weil die Spitzen der umliegenden Ortsverbände "wechseln wie die Unterhosen" könne sich das Emmertinger CSU-Urgestein Gisi Kriegl schon bald die Namen ihrer flankierenden Kollegen nicht mehr merken.
Umrahmt wurde der Abend von dem angenehm aufspielenden Trio "Viergsaitad". Traditionell referierte Landrat Erwin Schneider. Diesmal warb er für Europa. Ins gleiche Horn stieß Innenstaatssekretär Stephan Mayer, der die CSU als Partei des Zusammenhalts und der Mitte heraushob. Deutlich wurde er in Sachen Angriff auf die heimischen Industrien und erkannte die Warnung Wackers als durchaus richtig an. Der Konzern mahnte zuletzt die immer höheren Strompreise an und drohte mit Teilverlagerungen ins Ausland.
Die beiden Sketche der Ortsvereine sorgten für viele Lacher. Die Emmertinger spielten mit Florian Maier und Thomas Estermeier einen Bayern und an Preißn beim Fischen. Sie nahmen dabei die Zwiespältigkeit der klima- und artenschutzmoralischen Eindeutigkeitsfanatiker aufs Korn. Die Mehringer spielten den Einsatz in der Mitgliederwerbung nach, nachdem Petrus (Franz Kaiser) und der Erzengel Michael (Christian Rath) im Jahr 2075 eine extreme CSU-Mehrheit im Himmel, aber eine schwarzes irdisches Lock festgestellt hatten.
− Uli (Quelle: Burghauser Anzeiger)
Berichtigung:
Petrus wurde von Josef Schick und Erzengel Michael von Christian Barth dargestellt. Franz Kaiser war als Engerl auf der Bühne zu sehen.
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