Artikel vom 04.05.2020
Der Sepp hat seinen eigenen Kopf
Wengbauer (CSU) gehörte 30 Jahre dem Kreistag an. Stimme der Landwirtschaft

Mit dem 30. April 2020 ist auch die Kommunalpolitische Karriere von Mehrings langjährigem Bürgermeister Josef Wengbauer (CSU) auf Kreisebene zu Ende gegangen. Er gehörte dem Kreistag des Landkreises Altötting seit 1990, also genau 30 Jahre an.
"Aufhören bevor aus Respekt Mitleid wird", das sagte Josef Wengbauer vor kurzem in einem Gespräch mit der Heimatzeitung. "Da wollte ich nicht hinkommen", so sein konsequenter Schnitt in seinem Leben. Denn Josef Wengbauer begann seine politische Karriere bereits im Alter von 24 Jahren, 1978, mit dem Einzug in den Mehringer Gemeinderat. Vorher war er bereits in der Jungen Union aktiv. 1990 zog er in den Kreistag ein, 2002 klappe es dann nach zwei gescheiterten Anläufen mit dem Bürgermeisteramt, das er dann 18 Jahre, bis zum 30. April 2020, inne hatte. Zudem war er von 2014 bis 2020 Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Emmerting.
Im Kreistag war Wengbauer zuerst Mitglied im Jugendhilfeausschuss und im Umweltausschuss. Im Jugendhilfeausschuss sah er, wie hoch hier die Ausgaben oft für sozial zu betreuende Familien sind. Seine Lehre daraus: Mit diesen Beträgen könnte man, auf kommunaler Ebene präventiv eingesetzt, viel mehr bewegen. Das betonte er wiederholt und handelte auch danach. Ferner sah sich Josef Wengbauer als Vertreter der Landwirtschaft im Kreistag. 1997 wurde er in der Kreisausschuss des Kreistages berufen, wo alle Fäden zusammenlaufen und alle wichtigen Themen des Kreistages im Vorfeld erörtert und vorbereitet werden.
"Der interessanteste Ausschuss im Kreistag, mit immer heißen Kämpfen", erinnert sich Josef Wengbauer. Als Beispiele nennt er die Diskussion um den Erhalt des Eisstadions in Burgkirchen. "Hier habe ich gegen den Landrat, meinen Parteifreund, gestimmt", so Josef Wengbauer rückblickend. Der Sepp, wie ihn alle nennen, hat seinen eigenen Kopf. In der Gesamtschau seien aber viele gute Entscheidungen für den Landkreis getroffen worden. Gerade im Schulbereich wurde im ganzen Landkreis die letzten Jahrzehnte viel investiert. Der Zusammenschluss der Krankenhäuser Burghausen und Altötting war dann wieder ein heißes Thema, das vor allem auf der emotionalen Ebene hohe Wellen schlug. Mit Ingrid Heckner als Fraktionsvorsitzender habe sich der Informationsfluss gerade vor wichtigen Entscheidungen transparent gestaltet, es habe klare Aufgabenverteilungen gegeben. "Die Arbeit im Kreistag war für mich als Bürgermeister auch sehr interessant und hilfreich, da es ja hier immer Verknüpfungen gibt", so Wengbauer.
Doch mit der Kommunalpolitik ist es für Josef Wengbauer im Alter von nun 66 Jahren Schluss. Er freut sich auf "Dahoam", seinem Hof in Unghausen, den er vor sechs Jahren schon seinem Sohn übergeben hat, aber dort immer noch gebraucht wird. In einem schmucken Austragshaus genießt er mit seiner Frau Marlies aber auch einmal das Nichtstun. Zudem beschäftigen zwei Enkelkinder auf dem Hof den Opa, der auch ein guter Erzähler ist und so manche Begebenheit sicher zu passender Gelegenheit zum Besten geben wird.
mf (Quelle:Burghauser Anzeiger)