Artikel vom 19.02.2020
Kandidaten im Einklang
Wer gestaltet Mehrings Zukunft? Robert Buchner (FW) und Stephan Beutlhauser

Der eine im Anzug, aber ohne Krawatte, der andere im bayerischen Trachtenjanker: So standen am Montagabend Stephan Beutlhauser (CSU) und Robert Buchner (FW), die beiden Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters in Mehring, auf der Bühne im Gasthof Schwarz in Hohenwart. Große Einigkeit demonstrierten die Kandidaten bei vielen Themen der PNP-Podiumsdiskussion; so viel Harmonie gar, dass sich manche der rund 250 Mehringer im voll besetzten Saal etwas mehr Wahlkampf und Unterschiede der Kandidaten gewünscht hätten. Am Ende fasste es eine Zuschauerin zusammen: "Wenn man euch so zugehört hat, frage ich mich: Könnt ihr das nicht einfach gemeinsam machen?"
Zu Beginn der Veranstaltung erklärte Stephan Beutlhauser seine späte Kandidatur. Er habe vor Jahren seinem Arbeitgeber, der Wacker Chemie, kommuniziert, dass er gerne in Teilzeit arbeiten und für den Bürgermeister kandidieren würde. Ein Riesenprojekt habe seine Kandidatur zunächst verhindert; weil dieses dann aufgrund der wirtschaftlichen Lage Mitte 2019 gestoppt wurde, könne er nun doch kandidieren. Für dieses kurzfristige Umschwenken hatte ihn Robert Buchner bei einer vergangenen Veranstaltung angegriffen. Diesmal jedoch war der FW-Kandidat zurückhaltender, sprach nur von etwas mehr Aufwand für vermehrte Wahlwerbung. Er sei eigentlich "dankbar", dass die Bürger nun eine Wahl hätten. Tagespflege, Burghauser Umfahrung, die Mehringer Ortsmitte und der öffentliche Personennahverkehr waren wichtige Themen in der Diskussion – doch hier waren sich die Kandidaten in der Richtung einig, allenfalls in den Details gab es unterschiedliche Ansätze. Beide sind Gemeinderäte, haben entsprechend viele Entscheidungen selbst mitgetragen.
Uneins waren Buchner und Beutlhauser beim Thema Nahversorgung. Der CSU-Kandidat sieht durchaus Möglichkeiten, einen Supermarkt in der Öd an der Staatsstraße anzusiedeln. Robert Buchner ist dagegen: Er sorgt sich, dass dann der Bäcker-Metzger in der Öd nicht mehr bestehen könnte. "Und wenn ich einkaufen will, muss ich ja mit den ganzen Tüten sowieso mit dem Auto fahren – da ist es egal, ob ich die zwei Kilometer bis nach Emmerting fahre."
Auch im Umgang mit dem ehemaligen Gasthaus Schick in Mehrings Ortszentrum waren die Kandidaten nicht gänzlich einer Meinung. Stephan Beutlhauser sieht nach Gesprächen mit der Erbengemeinschaft die Möglichkeit, etwas zu entwickeln – ihm schwebt ein neues Feuerwehrhaus, vielleicht in Verbindung mit einer neuen Gemeinde-Anlaufstelle und Sitzungsaal vor. Robert Buchner dagegen ist sich sicher, dass es hier mittelfristig keine Optionen gibt. "Die Schwestern haben eine klare Vorstellung, was hin soll, und das ist kein Feuerwehrhaus." Für dieses kann er sich eher einen neuen Standort näher an der Öd vorstellen.
Tagespflege: Beide Kandidaten stellten sich hinter die Pläne einer Tagespflege in der Ringstraße, welche in der Bevölkerung allerdings umstritten ist: 260 Bürger haben gegen das Projekt unterschrieben, weil hier der Spielplatz (teilweise) weichen müsste. Zu der Kritik, dass die Planung bislang nicht öffentlich besprochen wurde, äußerte sich Beutlhauser: "Man kann nicht an die Öffentlichkeit gehen, wenn man kein gescheites Konzept hat." Beide Kandidaten aber sehen nun, da ein möglicher Betreiber gefunden ist, die Zeit gekommen, die Pläne öffentlich zu machen. Was den Standort betrifft, sehen beide aktuell keine Alternative. Das ehemalige Gasthaus Schick brachte Beutlhauser ins Spiel, Robert Buchner das Grundstück des Gasthauses Waldeck, dessen Pächter bald aufhören. Das Problem bei beiden Alternativen: die Zeit. Eine Tagespflegeeinrichtung müsse jetzt umgesetzt werden, betonte Robert Buchner: "Der Betreiber schaut sich auch woanders um." Ein paar Details zu den Planungen verriet Stephan Beutlhauser: Es sind 15 Plätze angedacht, geplant wird mit 260 Quadratmetern, also nicht mit der gesamten Fläche. Zudem will die Gemeinde barrierefreie Wohnungen bauen und in Gemeindehand belassen.
Ortsumfahrung: Obwohl beide mit Burghausen weiterhin eng zusammenarbeiten wollen − die Ortsumfahrung durch Mehringer Gebiet wollen sie verhindern. Abermals betonte Buchner, dass er für das Wohl der Mehringer Bürger gewählt würde – und nicht für die Burghauser. Beide forderten ein Gutachten angesichts der neuen B20 (Burgkirchener Straße). Damit sei jetzt nicht mehr die Strecke über Raitenhaslach Bezugspunkt, sondern eben die neue B 20. "Das ist eine völlig neue Situation", so Beutlhauser. Nicht viel zu machen sei dagegen bei der Straße von Mehring nach Lindach, die gerne als schnellster Weg nach Burghausen genutzt wird. Die Straße gehört hergerichtet, findet Robert Buchner. Man könne außerdem darüber nachdenken, sie nur für Anlieger zu öffnen. Stephan Beutlhauser machte klar, dass ein Ausbau der Straße keine Möglichkeit ist: "Da gibt kein Landwirt einen Grund her, sonst wird die Straße ja noch breiter und es fahren noch mehr Leute."
380-kV-Leitung: Erwartungsgemäß wollen beide Kandidaten ihr Möglichstes tun, um die 380-kV-Leitung auf Mehringer Gebiet zu verhindern. "Das trifft unsere wenigen Landwirte voll", warnte Buchner. Beutlhauser sprach von der Fairness: Mehring trage schon viele Lasten, es müsse nicht auch noch die Stromleitung sein. Allerdings waren sich beide einig, dass man den Strom für die Industrie brauche – man müsse nur eben genau überlegen, wohin die Trasse muss und ob nicht eine Erdverkabelung möglich sei.
ÖPNV: "Der ÖPNV lässt zu wünschen übrig", fasste es Robert Buchner zusammen. Er sieht die Option, den Citybus aus Burghausen vielleicht bis Mehring fahren zu lassen und das Ganze kommunal zu unterstützen. Er ist allerdings der Meinung, dass sich Einkaufsfahrten dadurch nicht einsparen lassen. Sein Vorschlag liegt eher bei Fahrgemeinschaften – und er machte gleich den Anfang und lud alle, auch seinen Konkurrenten, ein, samstags bei ihm nach Burghausen mitzufahren. Mit einer Buchner-Fahrgemeinschaft sieht Beutlhauser das Problem aber nicht gelöst. Er will sich für einen Bus durch Mehrings größtes Wohlgebiet, die Öd, stark machen.
Kindergarten und Krippe: Beide Einrichtungen sind voll. Eine Erweiterung in Form einer Waldkindergartengruppe können sich beide vorstellen. Den Engpass bei den Krippenplätzen könne man aber nicht durch geteilte Plätze lösen, fand Buchner – das ergebe nur eine noch stärkere Belastung für die Erzieherinnen. Das müsse dringend auf die Tagesordnung, und zwar gleich in der Juni-Sitzung des neuen Gemeinderats.
Wohnen: Wohnungen fehlen in Mehring. Stephan Beutlhauser betonte, man dürfe bei neuen Baugebieten nicht nur Einfamilienhäuser planen. Das ehemalige Lehrerwohnhaus habe Mehring an die kommunale Wohnbaugesellschaft gegeben – hier könnten Wohnungen entstehen. Auch das große Areal des Gasthauses Waldeck brachte Buchner hier wieder ins Spiel.
Finanzen: Mit dem Weggang der Firma Hinterschwepfinger fällt in Mehring ein großer Gewerbesteuerzahler weg, mit dem Verkauf von Hasenkopf ein weiterer, zumindest in den nächsten Jahren. Trotzdem sei die aktuelle Finanzlage "gar nicht schlecht", so Beutlhauser. Man sei auf einem Stand wie 2008 vor dem Bau des Sportparks. Trotzdem sieht auch er, dass die Gewerbesteuern – auch wegen Wacker – einbrechen werden. Beide Kandidaten wollen mehr Gewerbe ansiedeln. Schwierig wird die Frage nach dem Wo: Bei einer Zusammenarbeit mit Burghausen in Lindach oder Badhöring rede man über "ungelegte Eier", fand Buchner: "Die Eigentümer sind aktive Landwirte."
VG-Vorsitz: Keine Diskussionen gab es bei der Frage, wer künftig den VG-Vorsitz haben soll. Emmerting, waren sich die Kandidaten einig. Das sei immer so gewesen, nur in der vergangenen Amtsperiode habe Josef Wengbauer als dienstältester Bürgermeister übernommen.
cts (Quelle:Burghauser Anzeiger)