Artikel vom 04.05.2020
Mehr als 100 Jahre Gemeinderatsarbeit
Sepp Wengbauer und langjährige Weggefährten verlassen die Kommunalpolitk

Abschied nehmen war in der letzten Gemeinderatssitzung der zu Ende gegangenen Amtsperiode angesagt. So musste Bürgermeister Sepp Wengbauer nicht nur vier langgediente Räte in den politischen Ruhestand verabschieden, auch für ihn selbst hieß es ade zu sagen.
"Wir haben in dieser Zeit zusammen viel auf die Beine gestellt", fasste er seine 18-jährige Arbeit als Rathauschef zusammen und bedankte sich beim Gremium und der Verwaltung für die Zusammenarbeit. Ihm sei immer wichtig gewesen, dass im Gemeinderat gegenseitiges Vertrauen herrsche. "Eine frühzeitige und gute Information zu den anstehenden Sachthemen war mir deshalb immer sehr wichtig. Das ist bei weiten nicht in allen Gremien so", bilanzierte er selbst. Ebenfalls eine Seltenheit seien Freundschaften in politischen Gremien – in Mehring sei das der Fall.
"Josef Wengbauer nach 42 Jahren von der politischen Bühne zu verabschieden ist nicht leicht", begann im Anschluss 2. Bürgermeister Stephan Beutlhauser seine Abschiedsrede auf den CSU-Kollegen. Und leicht sei es auch nicht, aktuell einen passenden Rahmen für eine solche Verabschiedung zu finden. So wie es nicht leicht sei, sich Kommunalpolitik in Mehring ohne Josef Wengbauer vorzustellen. 42 Jahre, sieben Wahlperioden ununterbrochen im Gemeinderat zu sein, davon 18 Jahre als 1. Bürgermeister, das sei schon eine Wegstrecke, da könne man getrost sagen "eine Ära geht zu Ende", sagte Beutlhauser. "Der Sepp war überall dabei, überall präsent und kennt sich überall in Mehring und im Landkreis aus." Wie er das ausgehalten habe, fragte Beutlhauser und gab auch gleich die Antwort: "Da braucht man eine kräftige Statur, so wie Du."
Wengbauers Zähigkeit und Ausdauer seien bewundernswert, auch durch Niederlagen habe er sich nicht aus der Bahn werfen lassen, befand der 2. Bürgermeister und spielte damit auf seine anfänglichen vergeblichen Anläufe auf das Bürgermeisteramt an. Auch hob Beutlhauser neben dem Humor Wengbauers dessen große Offenheit gegenüber dem Gemeinderat und die parteiübergreifende Zusammenarbeit im Gremium an. "Du magst einfach die Menschen gerne und hilfst, wenn es Dir möglich ist." Gemeinsam mit Bernhard Eichinger überreichte Beutlhauser Wengbauer als Abschiedsgeschenk einen Apfelbaum einer alten Sorte. Wegen der Corona-Beschränkungen muss mit einer Abschiedsfeier noch gewartet werden. "Aber das holen wir nach", versprachen Wengbauer und die Weggefährten einander. Aus deren Reihen hieß es auch für vier weitere Ratsmitglieder, Abschied zu nehmen. Für Walther Hinterleuthner war es die letzte Gemeinderatssitzung nach 24 Jahren, für 3. Bürgermeister Peter Bansen nach 18 Jahren, für Annemarie Bumeder nach 15 Jahren und für Bernhard Eichinger nach zwölf Jahren. Hinterleuthner, der Tiefbaufachmann des Gremiums, hatte in seiner Zeit in diversen Ausschüssen gesessen, selbstredend immer im Bauausschuss. Zudem war er Straßenreferent und seit Januar auch noch Seniorenreferent sowie für sechs Jahre 2. Bürgermeister. Sechs Jahre lang bekleidete er auch das Amt des Jugendreferenten. Die Zahl 12 spielt in Peter Bansens Gemeinderatszeit eine besondere Rolle. Zwar gehörte er dem Gremium 18 Jahre lang an, über zwölf Jahre aber war er 3.Bürgermeister und auch Seniorenreferent. In letztgenannter Funktion hatte er auch zwölf Fahrten organisiert oder mitorganisiert. "Es war eine schöne Zeit, der Umgang im Gemeinderat untereinander war immer anständig", ließ er selbst die 18 Jahre im Gremium Revue passieren. Annemarie Bumeder kam 2005 als Nachrückerin ins Gremium und schaffte dann zweimal den Wiedereinzug. Bei der Wahl 2020 trat sie zeitbedingt nicht mehr an. Wegen der Mehrarbeit auf ihrem Hof auf dem Eschlberg möchte sie auch im ehrenamtlichen Bereich etwas kürzer treten. In ihrer Amtszeit war sie Mitglied des Finanz- und Wirtschaftsausschusses und des Rechnungsprüfungsausschusses, zudem hatte sie zeitweise das Amt der Jugendreferentin inne. Ebenfalls nicht mehr zur Wahl angetreten war Bernhard Eichinger, der wie Bumeder dem Finanz- und Wirtschaftsausschuss und dem Rechnungsprüfungsausschuss angehörte. Den vier ausscheidenden Gemeinderatsmitgliedern überreichte Bürgermeister Josef Wengbauer weiße Löwen von der Porzellanmanufaktur Nymphenburg und Essensgutscheine von der örtlichen Gastronomie.
mf (Quelle: Burghauser Anzeiger)