Ortsverband Mehring

Virtuelles Starkbierfest der CSU

Die Zeiten sind zu ernst, um den Humor aufzugeben

Von der lokalen bis zur Bundespolitik reichte die verbale Watschn-Spannweite von Anton Maier alias Bruder Barnabas. Wie zu erwarten, beschäftigte sich der Frühschoppen weitgehend mit dem alles beherrschenden Thema Corona. −Fotos: Markus Margraf
Unter erschwerten Bedingungen galt es für Anton Maier heuer seine Fastenpredigt zu meistern. Schließlich fehlten der direkte Kontakt zum Publikum und damit auch die Möglichkeit, aus dessen Reaktion Rückschlüsse zu ziehen.

Die Zeiten sind zu ernst, um den Humor aufzugeben

Auch online feiern die CSUler aus Emmerting und Mehring Erfolg mit ihrem Starkbierfest – Großen Anteil daran hat Anton Maier

Der Nockherberg hat aufgezeigt, was möglich ist, dem haben sich auch die CSU-Ortsverbände Emmerting und Mehring nicht verschlossen und am Sonntag coronabedingt ihr beliebtes Starkbierfest als "virtuellen Frühschoppen" ins Internet verlegt. Die Bilanz fällt aus Sicht von Emmertings CSU-Vorsitzender Gisela Kriegl positiv aus: "Wir haben mit der Veranstaltung ziemlich viele Leute aus dem ganzen Landkreis erreicht."

Die Teilnahme war unkompliziert, Punkt 10 Uhr war "Einlass" in den virtuellen Saal im Gasthof Schwarz. Der musikalische Auftakt kam aus dem Wohnzimmer der Familie Beutlhauser. Trompete, Posaune, Tuba und Ziehharmonika erklangen, gespielt von Susanne, Stephan, Johannes und Martin Beutlhauser.

MdB Mayer warnt vor Wahlverlust

Vor dem Humor kam ernste Realität. Staatssekretär Stephan Mayer wandte sich eingangs dem Thema zu, welches den gesamten Frühschoppen über das beherrschende bleiben sollte: Corona. "Die Leute sind der Einschränkungen überdrüssig. 13 Monate Pandemie haben ihre Spuren hinterlassen", so der Abgeordnete, der das Krisenmanagement auf Bundesebene als zu Anfang der Pandemie gut bezeichnete, jetzt aber könne es besser sein. Mit Blick auf die derzeitige Vertrauenskrise der Union beanstandete Mayer das Fehlverhalten einiger Volksvertreter, er vermied es aber, Namen zu nennen. Dem Garchinger Tobias Zech zollte er Respekt für seinen Rücktritt als MdB. Auf die jüngsten Wahlergebnisse in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz eingehend, stellte Mayer in den Raum, im Herbst sei eine Regierung in Berlin ohne CDU/CSU denkbar, dagegen gelte es anzukämpfen. "Grüne Politik ist auch mit der CDU/CSU möglich, aber unter Einbehalt des industriellen Charakters der Bundesrepublik", so der CSU-Kreisvorsitzende, der von seiner Partei forderte: "Wir brauchen für den Herbst klare Ziele des Aufbruchs". Einen Verbund zur klimaneutralen Produktion im Chemiedreieck wertete Mayer als tolle Geschichte. "Wir sind die Partei, die Ökonomie und Ökologie in die Balance bringt."

Wenig zu lachen sieht derzeit Landrat Erwin Schneider

Er versuche in seinem Amt proaktiv, also vorausschauend, zu agieren. Bis zum Wochenende seien im Landkreis rund 20000 Impfdosen verimpft worden, damit liege man an sechster oder siebter Stelle in Deutschland. "Wir könnten im Impfzentrum in Neuötting bis zu 2000 Personen innerhalb von 24 Stunden impfen, wenn denn ausreichend Impfstoff zugeteilt werden könnte", sagte Schneider weiter. Das Gesundheitsamt sei seit Pandemiebeginn von 20 auf 80 Beschäftigte aufgestockt worden, im Impfzentrum würden rund 200 Personen beschäftigt. Lichtblick ist aus Sicht des Landrats, dass die schweren Verläufe bei den Geimpften sinken. Als wichtige Wegmarke für künftige Öffnungen fordert er deshalb, neben den Inzidenzwerten und der Impfquote die Belegung der Intensivstationen mit zu bewerten. Wobei erst vergangene Woche aus dem Bereich der Inn-Kliniken 14 Intensivpatienten in Nachbarlandkreise hätten verlegt werden müssen, weil im Bereich Altötting und Mühldorf kein Intensivbett mehr frei gewesen sei.

......die mit Spannung erwartete Fastenpredigt von Anton Maier alias "Bruder Barnabas".

Nachdem Thomas Estermeier sein Lied nach der Melodie vom Wildschütz Jennerwein "vor einem Jahr da saßen wir noch zusammen bei starkem Bier…" angestimmt hatte, folgte die mit Spannung erwartete Fastenpredigt von Anton Maier alias "Bruder Barnabas". "So, jetz steh i also wieda amoi da heroben und soll einen Saal voller Leute unterhalten, obwohl keiner da ist", fing dieser an und legte sprüchemäßig gleich los: "Koa Wengbauer, der mit seiner Statur den Saal verdunkelt und koa Goaßmaßkrug von der JU".

Eigentlich sei er heuer ja gar nicht auf eine Starkbierrede eingestellt gewesen, bekannte Barnabas. In einer Fastenzeit sei man schließlich seit einem Jahr und Prediger gebe es in dieser Zeit wahrlich genug. Etwa "der Lauterbach, der sogar den Virus nervt." Aber dann, so Maier weiter, habe er sich gedacht, wenn das Emmertinger Rumoren schon bis München und Berlin vorgedrungen ist, dann wolle er mal nicht so sein. Die Zeiten seien schließlich zu ernst, um den Humor aufzugeben.

Eine Riesenmisere sei die Pandemie, befand Barnabas weiter. Was sie nicht schon alles gekostet habe. "Der Mehringer CSU zum Beispiel das Bürgermeisteramt, um ganze 22 Stimmen."

Auch mit der Berichterstattung zur Pandemie ging er hart ins Gericht. Seit Monaten würden Burghausen, Altötting, Burgkirchen und Garching die Liste mit den Infiziertenzahlen im Landkreis anführen. "Kaum aber taucht Emmerting mal mit acht neuen Fällen auf, schon wird dazu auch erwähnt, dass dort in der Vorwoche eine Demo gegen die Schulschließung stattfand." Tatsächlich "standen da wirklich Bürger, Familien, Menschen mit allen möglichen Hintergründen einträchtig auseinander, weil alle wollen, dass wieder ein einigermaßen geregelter Schulbetrieb stattfindet und die Leute spüren, dass der Schaden mittlerweile größer ist als der Nutzen", so der Fastenprediger, der zudem die "Unterstützung durch mindestens 20 Polizisten, also fast zehn Prozent der Teilnehmer" als "sehr nett" bezeichnete. "Da war Emmerting für eine Stunde der sicherste Ort in ganz Bayern."

Die "richtige Kriminalität" hat Barnabas zufolge zwar Coronapause, zum Verschnaufen komme die Polizei dennoch nicht. Schließlich gebe es einen Haufen neuer Vergehen. "So vier Männer beim Schafkopfen erwischt" oder "eine Frau mit Hundeleine aber ohne Hund nach 21 Uhr in der Roseggerstraße angetroffen".

Runter mit den Zahlen? "Bei den Wahlen gut gelungen"

In Sachen große Politik kam Maier über die Abgeordnetenaffären der Union und die EU auf Bundeskanzlerin Angela Merkel zu sprechen. "Wir müssen mit den Zahlen noch weiter runterkommen", laute deren Mantra. Bei den jüngsten Landtagswahlen sei das erreicht worden, befand er. "Monatelanges Einsperren und das Verweigern der Grundrechte, trotzdem Tausende Tote in den Altenheimen. Zerstörung der Lebensgrundlagen von Hunderttausenden Selbstständigen. Mangelnder Impfstoff in Europa. 2015 konnte man die Grenzen nicht schützen, aber 2021 möchte man mir anschaffen, wie viele Leute in meine Wohnung dürfen. Novemberhilfen, die frühestens im Februar ausbezahlt wurden. Aber im Großen und Ganzen ist es gut gelaufen", bilanzierte Barnabas sarkastisch.

Mit Blick auf Mehring nahm sich der Fastenprediger Bürgermeister Robert Buchner zur Brust. Wann man den zum letzten Mal auf dem Fahrrad gesehen habe, wollte er wissen. "Aber jetzt richten die eine Fahrradstraße ein, grade dort, wo die Mehringer selbst nicht mit dem Fahrrad fahren." Alternativ riet ihnen Barnabas: "Denkt’s lieber über einen Fährverkehr über den Alzkanal nach, wenn euch die Alzwerke die Brücken in Hintermehring sperren."

Um die heimischen Wirte zu unterstützen, wurden zum Abschluss 20 Essensgutscheine unter den Teilnehmern verlost. Auch hatte Mehrings CSU-Ortsvorsitzender Stephan Beutlhauser noch aufmunternde Worte parat. So riet er zu mehr Zusammenhalt und Gottvertrauen in den anstehenden schweren Wochen – "aber dann wird es besser", so sein optimistischer Ausblick.

mf (Quelle: Burghauser Anzeiger)