Artikel vom 28.07.2022
Öffentliche Exkursion im Staatsfort
Tiefe Einblicke in den Zustand des Waldes

Öffentliche Exkursion mit Forstbetriebsleiter Dr. Heinz Utschig und Revierleiter German Giera
Der Wald als eines unsere wichtigsten Ökosysteme, Waldpflege, Waldumbau zum Klimawald, der Borkenkäfer, Sturmereignisse, Nasslager zur Werterhaltung sowie der Marktregulierung und nicht zuletzt die Anpassung des Waldes an den Klimawandel waren die Kernthemen.
Rund 20 Interessierte Mehringer Bürgerinnen und Bürger sind am 28.06. der Einladung des CSU Ortsverbands Mehring gefolgt und haben an der gut zweistündigen Exkursion im Staatsforst bei Mehring teilgenommen. Forstbetriebsleiter Dr. Heinz Utschig und Revierleiter German Giera, beide von den Bayerischen Staatsforsten, führten hierbei die Gruppe an mehrere Stellen im Forst. Anhand eines extra dafür vorbereiteten Programmheftes und den Ausführungen direkt im Wald wurden die dringend notwendigen Maßnahmen im Waldumbau, weg von Monokulturen, hin zu gesunder Mischkultur aufgezeigt. Hat im Jahre 1976 die Fichte mit über 82% noch die Baumartenzusammensetzung unserer Wälder dominiert wurde dieser Anteil innerhalb von 40 Jahren bereits auf 62% reduziert. Dieser Anteil soll in den weiteren 50 Jahren noch mehr reduziert werden und so durch die Pflanzung von mindestens 4 Wirtschaftsbaumarten ein gesunder, widerstandsfähiger, Klimawald entstehen. Ein solcher Mischwald senkt zum einen das betriebliche Risiko der Waldbauern, verbessert zugleich die Stabilität und erhöht zudem die Artenvielfalt. Im Staatsforst werden daher bei der Pflanzung bereits seit langem sowohl einheimische Baumarten wie z.B. Tanne, Buche, Eiche oder Elsbeere auch neuere Baumarten wie z.B. die Douglasie, Esskastanie oder Baumhasel verwendet. Auf dem Weg zum Klimawald spielt aber auch der Schutz von Altbäumen eine große Rolle. Diese schützen die Verjüngung vor Hitze und Frost. Das bedeutet auch, dass ein erfolgreicher Waldumbau in einer langfristigen Verjüngung weg von Fichten-Reinbeständen Bestand hin in einen robusten Klimawald ohne radikalen Kahlschlag möglich ist. Nötig macht diesen Aufwand der längst begonnene Klimawandel, der unserer Fichte mehr zusetzt als vielen anderen Baumarten. Mit dem Klimawandel und den immer trockener werdenden Waldböden gehen neben der Borkenkäferplage auch vermehrt Unwetter- und Sturmschäden einher. Dies hat die Bayerischen Staatsforsten vor Jahren bewogen, einen bisher nicht bekannten Weg zu gehen.
So wurde im Staatsforst bei Mehring ein ca. 3,5ha großes Nasslager errichtet, welches im Katastrophenfall wie den Stürmen Kyrill, Emma und dergleichen für rund 75000 Festmeter (2500 LKW Ladungen) Platz bietet. Wird das Sturmholz nicht zügig aufgearbeitet breitet sich dort rasend schnell der Borkenkäfer aus und sorgt für noch mehr Schäden. Die Konservierung im Nasslager schützt die Stämme vor dem Befall von Schädlingen und erhält so über Jahre eine hohe Holzqualität. Zudem wir der Markt entlastet, was sich auch positiv auf den Holzpreis für die Waldbesitzer auswirkt. Der Aufwand hierfür ist enorm und wäre ohne Unterstützung der Alzwerke, welche der Entnahme des Wassers aus dem Alzkanal zustimmte und der Bereitschaft des Netzbetreibers, welcher einen Anschlusspunkt an die durch den Forst führenden Hochspannungsleitung genehmigte nur schwer bis gar nicht umsetzbar. Nach einsetzendem Regen wurde die Diskussion aus dem Wald in der Sportgaststätte Mehring verlagert, wo in geselliger Runde bei einer Brotzeit noch länger Fachgesimpelt wurde. Für beide Seiten der Veranstaltung, CSU Mehring sowie den Bayerische Staatsforsten, wurde die Veranstaltung als Erfolg gewertet. Als Fazit war man sich einig, dass dieses wichtige Thema in der Bevölkerung noch viel zu wenig Beachtung findet.