Artikel vom 11.02.2022
Fünf Bausteine bilden den neuen ÖPNV
Konzept im Stadtrat vorgestellt – Hauptziel: Mehr Nutzer im ÖPNV


Konzept im Stadtrat vorgestellt – Hauptziel: Mehr Nutzer generieren –
Rufbus für Burghausen und Mehring vor dem Start
"Mehr Leute sollen den Bus nutzen." Dieses Hauptziel nannte Bürgermeister Florian Schneider in der jüngsten Stadtratssitzung. Ein neues ÖPNV-Konzept soll die aktuell coronabedingt rückläufigen Fahrgastzahlen wieder steigen lassen. Waren es 2019 noch 330000 Fahrgäste (ohne Schüler), die jährlich in Burghausen gezählt wurden, waren es 247000 Gäste in 2020 und 217000 Nutzer in 2021.
Um den Trend umzukehren, wird das ÖPNV-Netz in Burghausen deutlich ausgebaut, neue Haltestellen kommen hinzu, bestehende werden zum Teil verlegt. Die Haltestellen werden digitalisiert und dazu gibt es künftig einen Rufbus für Burghausen und Mehring. Die App "Wohin du willst" soll stärker vermarktet werden. Und: Auf der Strecke werden Hybrid-Busse eingesetzt, die CO2 einsparen. "Eine endgültige Lösung ist sicher ein Wasserstoffbus", sagte Schneider. Er könne sich gut eine öffentliche Wasserstofftankstelle am Güterterminal vorstellen. Die Präsentation, die Isabelle Brodschelm (CSU), Inhaberin des Busunternehmens, das den Citybus betreibt, und Ordnungsamtleiter Martin Hinterwinkler zusammengestellt hatten, nahm der Stadtrat einstimmig zur Kenntnis. Brodschelm betonte: "ÖPNV ist der große Punkt im Klimapaket."
• Fahrplan und Haltestellen: Am Fahrplan- und am Haltestellennetz wird gerade einiges gemacht. Ein Augenmerk liegt auf der Linie 1. Hier soll in näherer Zukunft der 15-Minuten-Takt eingeführt werden. Kaufland und Friedhof sollen darüber hinaus besser angebunden werden. Die Haltestelle "Messehalle" soll künftig nicht nur donnerstags, wenn Wochenmarkt ist, angefahren werden. Sie wird dauerhaft eingerichtet. Das geschehe auch im Hinblick darauf, dass der Messeplatz als Park&Ride-Fläche genutzt werden soll. Besucher sollen dort auf lange Sicht ihre Autos abstellen und dann per Bus z.B. in die Altstadt fahren. Das könnte vor allem dann interessant werden, wenn die Parkraumbewirtschaftung eingeführt wird, das heißt, wenn das Parken etwas kostet. "Es muss immer Plätze geben, auf denen man kostenlos parken kann", versprach Schneider hier. Der Shuttleservice in die Altstadt könnte bereits bei der Salzländensanierung wichtig werden. Die Stadt erwägt, während der Bauzeit einen Pendelverkehr vom Messe- zum Stadtplatz einzurichten. Die Haltestelle "Wiener Brathendl" wird aufgelöst und an die Unghauser Straße verlegt. Darüber hinaus sind seit Februar eine neue Haltestelle an der Wöhler-/Hittorfstraße und an der Marie-Eberth-Straße in Betrieb. Ab Mai folgt eine Station im Gewerbegebiet Lindach im Bereich der Asylunterkunft. Weiters will man den ÖPNV stärker mit Sharing-Angeboten verzahnen. Autos und Fahrräder sollen ausgeliehen und eine Alternative zum eigenen Pkw werden. n Digitale Anzeige: Dieser Punkt lässt noch etwas auf sich warten. Laut Auskunft der Verwaltung müssen zunächst Angebote eingeholt werden. Zum Ende des Jahres könnte es so weit sein. Dann geht es mit zehn Haltestellen los. Die eingesetzten Busse seien laut Schneider mit einem Sender versehen, der dann die genaue Ankunftszeit an die Haltestellen-Anzeigen übermittelt. So könnten die ÖPNV-Nutzer gleich erkennen, ob der Bus schon da war oder gleich kommt. "Wir wollen vermeiden, dass leere Busse rumfahren", sagte Schneider. Man wolle stattdessen attraktive Busse, die zur richtigen Zeit fahren.n Tarif: Aktuell gibt es mehrere Tarifoptionen, die auf der Internetseite der Stadt einsehbar sind. Darüber hinaus gibt es im Landkreis seit Jahresanfang das Jugendfreizeitticket. Damit können junge Menschen, die in die Schule gehen, eine Ausbildung machen, studieren oder am Bundesfreiwilligendienst teilnehmen für nur zwei Euro pro Monat die Busse im öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) im Landkreis Altötting nutzen. Gültig ist das an Schultagen ab 14 Uhr und ganztägig an Samstagen, Sonntagen, Feiertagen und in den Ferien. Am Samstag und Sonntag kann der Citybus darüber hinaus von allen kostenlos benutzt werden. Ein dauerhaft kostenloser Bus in Burghausen, das sei das große Ziel, sagte Schneider. Er betonte jedoch, dass Busfahren auch jetzt schon günstig sei. Den Wunsch des kostenlosen Citybusses hegten auch mehrere Stadträte, darunter Alex Gassner und Christa Seemann (beide SPD). "Wir sollten möglichst bald die Kostenfreiheit einführen", sagte Seemann. Isabelle Brodschelm erläuterte, dass das nicht so leicht umsetzbar sei. Hier könne es zu Konflikten bei der Übernahme der Schulwegkosten kommen. Die Verträge könnten das nächste Mal zum 1. Januar 2023 geändert werden. "Vorher geht es gar nicht."
• Rufbus: Ganz neu ergänzt der Rufbus für Burghausen und Mehring das Angebot.
"Wir wollen es einfach ausprobieren", sagte Schneider.
Der Rufbus sei eine Ergänzung zum Citybus. Auch er fährt nach einem festen Fahrplan mit eigenem Haltestellennetz, von Montag bis Samstag zwischen 8.35 und 18.25 Uhr, muss aber bei Bedarf angefordert werden. Der Bus fährt nur die Haltestellen an, bei denen eine Buchung vorliegt und bringt den Fahrgast dann auf direktem Weg zur gewünschten Ausstiegsstelle. Unter 08677/ 988686 oder via einer eigenen App muss die Fahrt angemeldet werden. Der Rufbus soll die Anbindung zwischen Mehring und Mehring-Öd verbessern, entlang der Burgkirchener Straße kann dadurch ein 30-Minuten-Takt angeboten werden, ebenso gibt es damit einen Stundentakt zu Hallenbad, Sportpark und Krankenhaus, eine bessere Anbindung der Siedlungen Steindlgut bis Dorfnerweg sowie der Robert-Koch-Straße. "Man kann das Rufbus-System noch deutlich erweitern", sagte Schneider. Man könne auch überlegen, ihn bei Kulturveranstaltungen und abends einzusetzen. Die Gesamtkosten für das Rufbus-Angebot betragen rund 100000 Euro – das ist etwa ein Drittel eines regulären Linienangebots. Die Gemeinde Mehring und der Landkreis Altötting haben mit der Stadt Burghausen erfolgreich einen Zuschussantrag bei der Regierung von Oberbayern gestellt. 65 Prozent der Kosten werden übernommen. Diese Förderung reduziert sich in den kommenden Jahren auf 35 Prozent. Das Kostendefizit, das entsteht, teilen sich Burghausen und Mehring hälftig. Wie hoch dieses ausfallen wird, ist noch offen. Noch steht der Bewilligungsbescheid aus. Liegt er vor, kann es voraussichtlich am 1. April losgehen.
• "Wohin du willst"-App: Optimiert wird das Angebot durch den Einsatz der "Wohin du willst"-App. Darüber können Fahrverbindungen aufgezeigt werden. Für die Nutzer ist schnell erkennbar, welche die schnellste Route ist, und wo der Bus wann abfährt. Auch mit em Fahrplan der Bahn ist die App verknüpft. − jor (Quelle:Burghauser Anzeiger)