Artikel vom 08.03.2024
„Derblecken als immaterielles Kulturgut schützen“

Starke Worte beim CSU-Starkbierfest in Hohenwart - Politische Fehlleistungen in Bund, Land und Kommunen gebrandmarkt
Hohenwart. Die moralische Instanz vom „schwarzen Berg“, Bruder Barnabas alias Anton Maier, hat am Samstag im Gasthof Schwarz in Hohenwart beim Starkbierfest der CSU-Ortsverbände Emmerting und Mehring den politischen Akteuren von Bund, Land, Kreis und Kommunen die Leviten gelesen.
Anton Maier brauchte nur in die Runde zu blicken und hatte schon so viele Adressaten seiner „Predigt“ vor sich sitzen. So den CSU-Generalsekretär Martin Huber, MdB Stephan Mayer, Landrat Erwin Schneider, Bezirksrätin Gisela Kriegl, Landrats-Stellvertreterin Ingrid Heckner, die Bürgermeister Stefan Kammergruber und Robert Buchner sowie die anwesenden Gemeinderäte aus den beiden Gemeinden.
Mit zwei gekonnt angesetzten Schlägen zapfte Landrat Erwin Schneider das erste Fass Starkbier mit fast sieben Prozent Alkoholgehalt an. „Er befinde sich heute in der Höhle des Löwen, was die Windkraft betrifft“, schwenkte Schneider ohne Umschweife in den ernsten Teil des Abends ein. „Die Gemeinde Mehring hat es hier nicht leicht, aber wenn es leicht wäre, könnte es ja jeder.“ Das Hohenwarter Starkbierfest bezeichnete der Landrat als besonderes Format, weil vor dem unterhaltsamen „Levitenlesen“ hier immer die sachliche Information stehe. Diesmal eben zur alle in der Gegend umtreibenden Windkraft.
Schneider holte weit aus, wollte Überzeugungsarbeit leisten. Er warf dazu zwei Fragen auf: „Warum brauchen wir die Anlagen hier und warum in dieser Größe“, die er postwendend selbst beantwortete. Wegen der gestiegenen Energiepreise! Als Ursache führte er den Ukrainekrieg an und das Schwachwindgebiet, das hier einen wirtschaftlichen Betrieb nur mit den geplanten höheren Anlagen erlaube. „Strom ist unersetzlich und hält unsere Wirtschaft am Laufen. Zudem gilt es die prognostizierte Steigerung des Strombedarfs in den kommenden Jahren zu bewältigen, benötigt für die Elektromobilität und die Künstliche Intelligenz.“
Die Abhängigkeit von anderen Ländern bei der Energieversorgung sei zu verringern. „Zwei Alzkraftwerke wären nötig, um den Strom der geplanten 40 Windräder zu erzeugen. Wir müssen alles dafür tun, um möglichst viel Strom selbst zu erzeugen“, so der Landrat. Zu den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches hielt dann Bruder Barnabas alias Anton Maier, begleitet von Thomas Rothmeier und Stephan Beutlhauser, den beiden CSU-Ortsvorsitzenden, unter großem Beifall Einzug in den Saal und auf die Bühne. Es folgte ein 55-minütiges Feuerwerk der starken und tadelnden Sprüche.
Besonders hart ins Gericht ging Bruder Barnabas dabei mit den Grünen und den politischen Akteuren der Gemeinde Mehring. Denn ganz konnte Bruder Barnabas seine Herkunft aus der „steinreichen“ Alztalgemeinde nicht verbergen, wo gerne Spitzen gegen die finanziell besser gestellte Nachbargemeinde gesetzt werden. Für eventuelles Windgesäusel in der Lautsprecheranlage im Saal könne er nichts, die Anlage stamme nämlich von der Gemeinde Mehring, so sein Einstand. Bei der Verkündung der Subventionsstreichungen für die Landwirtschaft machte Bruder Barnabas eine völlig falsche Terminierung der Regierung aus. „Denn im Dezember haben die Landwirte viel Zeit. Die Grünen sind einfach nicht zu gebrauchen“, so der Fastenprediger. „So viel Ärger für so wenig Geld.“
Landrat Erwin Schneider und MdB Stephan Mayer hielt Bruder Barnabas dann ihre „Schneiderfahrt“ in die USA zur Rettung des Dyneon-Standortes Gendorf unter die Nase.
„Aber reden wir über das Wetter: Schade, dass beim Schneebruch Anfang Dezember die Bäume an den geplanten Aufstellflächen für die Windräder so hergehalten haben, das wäre schon praktisch gewesen“, so Bruder Barnabas. Weiter machte der Fastenprediger seltsame Zeiten aus. „Der Mehringer Bürger ist schuld, wenn die Wirtschaft die Giss runtergeht.“ Ihn rege es auf, dass nun alle auf die Mehringer einhauen. „Das sind unsere Nachbarn, die haben auch Gefühle“, so Bruder Barnabas ganz „schein“-heilig. Emmerting mache es sich einfacher: Zu wenig Informationen über den Windpark als Ursache für die Nichtabstimmung, das erspare viele Sondersitzungen.
An Bezirksrätin Gisela Kriegl gewandt forderte der Fastenprediger, „Derblecken als immaterielles UNESCO-Kulturgut eintragen und schützen“ zu lassen, dann gäbe es für Veranstaltungen wie dieses Starkbierfest auch einen Zuschuss.
In Emmerting gehe im Zuge des Fernwärmeausbaus der Trend zum Patchwork-Straßenbelag, das wollten die Mehringer nun auch haben. „Davon wurde sogar der Straßenreferent der Gemeinde Mehring, Johann Lindner, beim Ausbau der Straße nach Brunn überrascht. Ein wahrer Fleckerlteppich ist es geworden. Und im seit Jahren leer stehenden Lehrerwohnhaus könnte sich Hubert Aiwanger eine Außenstelle seines Ministeriums einrichten lassen, so oft ist er in letzter Zeit in Mehring gewesen und die Gemeinde bekäme dann ihre 300000 Euro Planungskosten für den gestoppten Neubau wieder herein.
Aber auch in Emmerting machte Bruder Barnabas Defizite aus. Er kenne kein Kind, das mit Lego solche Häuser baue wie der Sportverein. Der Pfarrer müsse den Kindern in der Kirche immer wieder erklären, dass die schwarzen Eimer keine liturgischen Gegenstände seien, sondern dem Auffangen des Regenwassers aus dem undichten Dach der Arkaden dienen. Zum Schluss des amüsanten 55-minütigen Monologs bedankten sich die Besucher mit langanhaltendem Applaus bei Anton Maier.
Mit einer Witzerunde ging es weiter. Thomas Estermeier, Mehrings Altbürgermeister Josef Wengbauer und der CSU-Generalsekretär Martin Huber erwiesen sich dabei als versierte Humoristen.
Der Hauptpreis der Tombola, eine viertägige Berlinfahrt für zwei Personen, ging an Egmar Randow, einem gebürtigen Berliner. Die Landtagsfahrt nach München gewann Christine Estermeier. Die zwei Bezirks-Geschenkkörbe, gestiftet von Bezirksrätin Gisela Kriegl, gingen an Gabi Schubeck und Andrea Hecht.
mf (Quelle: Burghauser Anzeiger)